Hosted oder Unhosted Wallet, Hot oder Cold Wallet? Wir klären über die wichtigsten Begriffe auf.

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Die Pleite der Kryptobörse FTX sorgt für Unsicherheit unter Anlegerinnen und Anlegern. Können sie den unzähligen Kryptobörsen ihre Coins wirklich anvertrauen? Wir erklären, wie Besitzerinnen und Besitzer von Kryptowährungen ihr Geld auch unabhängig von Börsen aufbewahren können und was es dabei zu beachten gibt.

Frage: Sind meine Coins auf einer Kryptobörse nicht am sichersten?

Antwort: Für viele Anlegerinnen und Anleger erfüllen Kryptobörsen die Aufgabe von Banken: Bei ihnen "lagern" sie ihre Bitcoins oder andere digitale Assets ein. Das verspricht Sicherheit: Verliere ich mein Passwort, kann ich es problemlos wiederherstellen. Habe ich eine Frage, wende ich mich an ein Helpcenter. Die Sicherheit sogenannter Hosted oder Custodial Wallets – also fremdverwalteter Konten – aber ist begrenzt: Kryptokonten auf solchen Börsen sind zum einen keine Sparbücher oder Girokonten, das heißt, die Einlagen sind nicht (bis zu 100.000 Euro) gesichert. Das haben Kryptowährungen mit anderen Anlageformen wie Aktien oder Anleihen gemein.

Kryptobörsen können zudem pleitegehen (wie im aktuellen Fall von FTX) oder gehackt werden, wie es auch der größten Börse Binance schon passiert ist. Das Ersparte ist dann weg – oder zumindest sehr schwer wiederzubekommen. Wer dennoch das einfache Handling von Börsen wählt, sollte berücksichtigen, dass diese je nach Unternehmensstandort unterschiedlichen nationalen Regularien unterliegen, die in ihrer Strenge variieren.

Frage: Wo kann ich meine Kryptowährungen sonst noch aufbewahren?

Antwort: Aufgrund der Risiken, die mit Kryptobörsen verbunden sind, warnen Insider schon seit Jahren davor, Kryptoassets dort längerfristig zu verwahren. Wer sein Geld in Custodial oder Hosted Wallets anlegt, der hat keinen direkten Zugriff auf die eigenen Kryptowährungen, sondern nur über den Betreiber der gewählten Plattform: "Not your keys, not your coins", heißt es daher vor allem unter Bitcoin-Anhängern: Wer den Schlüssel zum Nachweis des Eigentums nicht in eigenen Händen hält, der könne sich gar nicht wirklich als deren Besitzerin oder Besitzer bezeichnen.

Daher gibt es die Möglichkeit, an einer Börse erworbene Kryptowerte in ein Unhosted Wallet zu übertragen. Dieses funktioniert wie eine Geldbörse, für deren Sicherheit Nutzerinnen und Nutzer selbst verantwortlich sind. Manche bevorzugen die Analogie zu einem Schlüsselbund, da Coins nie direkt in dem Wallet liegen, sondern immer auf der Blockchain verbleiben, aber über das Wallet verwaltet werden können. Unhosted Wallets können die Form einer mobilen App, einer Desktop- oder einer Browser-Anwendung (Software Wallets) oder die eines Geräts haben, das Ähnlichkeiten zu einem USB-Stick aufweist (Hardware Wallets).

Frage: Was sind Software Wallets?

Antwort: Software Wallets basieren auf einer App für Smartphone oder PC. Hier können Userinnen und User Kryptowährungen empfangen, versenden oder tauschen (etwa bei Exodus oder Electrum). Der große Unterschied: Wer ein solches Unhosted Wallet benutzt, hat selbst Zugriff auf die eigene Seed-Phrase, das heißt – verkürzt ausgedrückt –, den Schlüssel, der zum Nachweis des Kryptoeigentums und zum Zugriff darauf dient. Diese Seed-Phrase ist ein Code aus zwölf, 18 oder 24 Wörtern, über den nur die Eigentümerin oder der Eigentümer des jeweiligen Wallets verfügt. Diese Prase wird automatisch aus einer Liste an vorgegebenen Wörtern generiert (zum Beispiel: 1. act, 2. secret, 3. like, 4. aisle, 5. million ...)

Sollte die verwendete App nicht mehr angeboten oder gelöscht werden oder das Smartphone verlorengehen, kann die Person, die über die Seed-Phrase verfügt, das eigene Wallet mit einer anderen App wiederherstellen. Geht die Seed-Phrase verloren, bleibt sie das aber auch – und damit das liebe Geld. Kritiker monieren, dass es sich bei Software Wallets in der Regel um "Hot Wallets" handelt, also solche, die permanent mit dem Internet verbunden und so potenziellen Hackerangriffen ausgesetzt sind. Durch den exklusiven Zugriff auf die eigene Seed-Phrase sind sie sicherer als Hosted Wallets, aber immer noch von außen angreifbar.

Frage: Was sind Hardware Wallets?

Antwort: Ein Hardware Wallet erinnert an einen USB-Stick, der, in Verbindung mit einem Rechner und der eigenen Seed-Phrase, den Zugriff auf die eigenen Coins auf der Blockchain ermöglicht. Der große Vorteil gegenüber einem Software Wallet: Bei den Hardware-Alternativen handelt es sich um sogenannte Cold Wallets, die nicht permanent mit dem Internet verbunden und daher weniger anfällig für Hackerangriffe sind. Ein Nachteil: Die Geräte – etwa von Ledger, Trezor oder Bitbox – kosten Geld. Ab etwa 60 Euro ist man mit einfachen Geräten dabei. Geht das Wallet aber verloren oder wird zerstört, bleiben die eigenen Coins via Seed-Phrase wiederum über eine andere beliebige Plattform abrufbar.

Frage: Wie bewahre ich meine Seed-Phrase auf?

Antwort: Da diejenige Person, die über die Seed-Phrase eines Wallets verfügt, auch Zugriff auf die darin enthaltenen Werte hat, bildet sie einen kritischen Punkt. Sie sollte nie in digitaler Form aufbewahrt werden – etwa in einem digitalen Notizbuch, Passwortverzeichnis, auf einem Screenshot oder ähnlichem –, um Hackerangriffen vorzubeugen.

Wer sein Sparbuch unterm Kopfpolster liegen hat, kann das auch mit seiner auf einem Blatt Papier festgehaltenen Seed-Phrase tun. Sicher ist das freilich nur begrenzt. Besser ist es, die Wortfolge in einem Tresor oder einer feuerfesten Box aufzubewahren, am besten an verschiedenen Orten, jedenfalls aber geschützt vor dem Zugriff Dritter. Es gibt darüber hinaus sogenannte Steel Wallets, in die Wallet-Besitzerinnen und -Besitzer ihre Seed-Phrase einstanzen können. Das digitale Geld wird damit gewissermaßen in der materiellen Welt verewigt. (Michael Windisch, 15.11.2022)