Riesenmantas zählen zweifellos zu den beeindruckendsten Vertretern der ozeanischen Megafauna. Mit einer Spannweite von bis zu sieben Metern gleiten die gewaltigen Rochen meist weit draußen in der Hochsee auf der Suche nach Krill und anderem Zooplankton durch tropische, subtropische und gemäßigte Gewässer. Doch an einigen Orten führen sie ihre Wege auch in die Nähe von Küsten, wo sie reichhaltige Futterplätze aufsuchen oder ihre Kinderstuben eingerichtet haben.

22.000 Mantas

Meist sind es vergleichsweise kleine Populationen, die man dort antrifft, was die ohnehin bedrohte Art zusätzlich anfällig macht für menschliche Einflüsse. Nun aber sind Biologinnen und Biologen vor der Küste Ecuadors auf eine Population von Riesenmantas gestoßen, die mehr als zehnmal größer ist als jedes andere bekannte Vorkommen dieser Spezies.

Der Riesenmanta (Mobula birostris) wird wegen seiner charakteristischen Kopfflossen auch Teufelsrochen genannt.
Foto: imago images/Mathieu Meur

"Dies ist ein sehr seltener Glücksfall", sagte Joshua Stewart von der Oregon State University (OSU) in den USA, Koautor der im Fachjournal "Marine Ecology Progress Series" veröffentlichten Entdeckung. "In anderen Regionen haben wir es normalerweise mit Populationen von 1.000 bis 2.000 Tieren zu tun. In diesem Gebiet jedoch leben geschätzt mehr als 22.000 Mantas, das ist beispiellos."

Durch Fischerei gefährdet

Riesenmantas wurden 2019 auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) von "verwundbar" (vulnerable) zu "gefährdet" (endangered) hochgestuft. Die größte Bedrohung für die Unterwasserriesen geht von der kommerziellen Fischerei aus – weil man ihnen in manchen Ländern gezielt nachstellt, aber auch weil sie häufig als unbeabsichtigter Beifang in den Netzen landen.

Für die Untersuchung der Population um die Isla de la Plata vor der Küste Ecuadors haben die Forschenden auf Daten zurückgegriffen, die zwischen 2005 und 2018 durch eigene Beobachtungen und aus Fotos von Sporttauchern gesammelt wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bedingungen in der Region für eine große, gesunde Mantarochenpopulation besonders günstig sind, sagte Stewart.

Wichtiger Hotspot

"Diese Studie untermauert die Bedeutung der Isla de la Plata im Speziellen und von Ecuador im Allgemeinen als weltweit wichtigem Hotspot für diese gefährdete Art", erklärte Michel Guerrero von Proyecto Mantas Ecuador, einem Projekt der Fundación Megafauna Marina del Ecuador. "Auch wenn diese Population insbesondere dank ihrer Größe gesund sein mag, ist es wichtig, dass wir den Schwund aufhalten, mit dem viele andere Mantapopulationen konfrontiert sind."

Warum diese Gewässer so viele Riesenmantas beherbergen, ist nicht völlig klar. Die Forschenden vermuten jedoch, dass die Rochen dort von den reichhaltigen Nahrungsreserven angezogen werden. Das Meer vor der Küste von Ecuador und Peru ist äußerst nährstoffreich. "Offensichtlich ist diese Region dazu in der Lage, riesige Populationen sogar sehr großer Tiere zu ernähren", sagte Stewart.

Verletzungen oder Narben

Dennoch ist das Leben für die Mantas dort nicht ohne Risiko. Zwar ist der Fang von Riesenmantas in Ecuador seit 2010 und in Peru seit 2016 verboten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Rochen vor den Netzen und Fangleinen gefeit sind: In der Studie wurden 563 Mantarochen mit sichtbaren Verletzungen oder Narben identifiziert. Eine fortlaufende Überwachung sei daher dringend erforderlich, um zu verstehen, wie sich menschliche Aktivitäten und der Klimawandel auf die Mantapopulation vor Ecuador auswirken, meinten die Forschenden. (tberg, 19.11.2022)