Die diesjährige Liste der "Highly Cited Researchers" ist am Dienstag vom Datenkonzern Clarivate veröffentlicht worden. 46 in Österreich aktive Forschende stehen drauf.

Foto: imago images/Edwin Remsberg

Der Datenkonzern Clarivate hat am Dienstag die aktuelle Liste der "Highly Cited Researchers", also der am häufigsten zitierten Wissenschafterinnen und Wissenschafter, präsentiert: 6.938 Personen aus 69 Ländern und Regionen bilden das oberste Prozent der meistzitierten Forschenden. Im globalen wissenschaftlichen "Who is who" finden sich 46 zumindest teilweise in Österreich tätige Forscher, im Vorjahr waren es 43, im Jahr davor 37.

Das Institute for Scientific Information (ISI) von Clarivate hat für die Analyse wissenschaftliche Arbeiten herangezogen, die im Zeitraum von 2011 bis 2021 veröffentlicht und zitiert wurden. Als "Highly Cited Researcher" gelten jene Forscherinnen und Forscher, die in ihrem wissenschaftlichen Gebiet im Erhebungsjahr im obersten Prozent rangieren und damit einen bedeutenden Einfluss auf ihr Fachgebiet ausgeübt haben. Als Maß für die wissenschaftliche Relevanz der Arbeit eines Forschers gilt neben der Zahl von Publikationen in Fachzeitschriften vor allem auch, wie oft eine Arbeit von anderen Fachkollegen zitiert wurde.

USA weiterhin an der Spitze

Auch wenn der Anteil des Landes sinkt, arbeiten die meisten der einflussreichsten Wissenschafterinnen und Wissenschafter nach wie vor in den USA: 2.764 US-Forschende stellen 38,3 Prozent aller Personen auf der Liste, 2018 waren es noch 43,3 Prozent. China ist auf dem Vormarsch, stellt 1.169 Forschende auf der Liste und hat damit seinen Anteil seit 2018 auf 16,2 Prozent verdoppelt.

Auf den Plätzen folgen Großbritannien (579 "Highly Cited Researchers"), Deutschland (369), Australien (337), Kanada (226), die Niederlande (210), Frankreich (134), die Schweiz (112) und Singapur (106). Österreichs Anteil an der wissenschaftlichen Elite ist gegenüber dem Vorjahr mit 0,7 Prozent gleich geblieben.

Am häufigsten zitierten Wissenschafterinnen und Wissenschafter nach Ländern.
Grafik: Clarivate

233 Forschende kommen von der Harvard University

Die Harvard University ist einmal mehr die Institution mit der höchsten Konzentration an meistzitierten Forschern weltweit, 233 Namen auf der Liste arbeiten dort. Auf Rang zwei kommt die Chinesische Akademie der Wissenschaften (228), gefolgt von den National Institutes of Health (113) in den USA und der Max Planck-Gesellschaft (67) in Deutschland.

Unter den 46 in Österreich tätigen Forschern sind mit der Biotechnologin Angela Sessitsch vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Mikrobiologin Cornelia Lass-Floerl von der Medizin-Uni Innsbruck nur zwei Frauen.

Am häufigsten zitierten Wissenschafterinnen und Wissenschafter nach Institutionen bzw. Organisationen.
Grafik: Clarivate

Zwei Forscher des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien haben es geschafft, gleich in mehreren Kategorien den "Highly Cited Researchers" anzugehören: Keywan Riahi zählt zu den nur 28 Wissenschaftern auf der Liste, die in drei Gebieten zu den weltweit einflussreichsten Forschern gehören – im Fall Riahi sind das die Erdwissenschaften ("Geosciences"), Umwelt und Ökologie sowie die Sozialwissenschaften. Yoshihide Wada wird in Umwelt und Ökologie sowie in den Erdwissenschaften genannt.

Fachübergreifende Forschung

25 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus Österreich finden sich in der Kategorie "Cross-Field". Mit ihren fachübergreifenden Arbeiten haben sie laut Clarivate starken Einfluss auf mehrere wissenschaftliche Gebiete. Fünf Nennungen aus Österreich gibt es im Bereich Erdwissenschaften, jeweils vier in den Kategorien Physik, Sozialwissenschaften und Klinische Medizin.

Je drei in Österreich tätige Forscher finden sich in den Bereichen Umwelt und Ökologie sowie Neurowissenschaften, ein Wissenschafter im Bereich Mikrobiologie (aufgrund der Mehrfachnennungen ist die Summe bei dieser Zählweise höher als die Zahl der in der Liste vertretenen, in Österreich tätigen Forscher, Anm.).

Universität Wien, IIASA, ÖAW

Eine Reihung nach Institutionen ist nicht eindeutig, da Forscher an mehreren Einrichtungen tätig sein können. Laut der von Clarivate vorgenommenen Zuordnung liegt die Universität Wien mit neun Namen auf der Liste an erster Stelle vor dem IIASA mit acht Namen. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat ihre Mitarbeiter an ÖAW-Instituten sowie Mitglieder gezählt und kommt auf 16 Namen in der Liste – darunter auch Josef Penninger von der University of British Columbia (Kanada) und dem Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW, der von Clarivate nicht unter Österreich geführt wird.

Im Folgenden die Liste der in Österreich tätigen "Highly Cited Researcher" (nur Erst-Zuordnung laut Clarivate):

  • Markus Aspelmeyer, Physik, Uni Wien
  • Andreas Bernkop-Schnurch, Cross-Field, Uni Innsbruck
  • Thomas Blaschke, Cross-Field, Uni Salzburg
  • Rainer Blatt, Physik, Uni Innsbruck
  • Christoph Bock, Cross-Field, ÖAW
  • Wouter Dorigo, Erdwissenschaften, TU Wien
  • Karl-Heinz Erb, Umwelt und Ökologie, Boku Wien
  • Franz Essl, Cross Field, Uni Wien
  • Franz Fazekas, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Graz
  • Oliver Fricko, Cross-Field, IIASA
  • Gerald Gartlehner, Sozialwissenschaften, Donau-Uni Krems
  • Michael Gnant, Cross-Field, Medizin-Uni Wien
  • Helmut Haberl, Cross-Field, Boku Wien
  • Petr Havlik, Sozialwissenschaften, IIASA
  • Georg Hoffmann, Cross-Field, Uni Wien
  • Kurt Huber, Klinische Medizin, Wilhelminenspital
  • Zbigniew Klimont, Erdwissenschaften, IIASA
  • Jürgen Knoblich, Cross-Field, ÖAW
  • Bon-Kyoung Koo, Cross-Field, ÖAW
  • Fridolin Krausmann, Cross-Field, Boku Wien
  • Volker Krey, Cross-Field, IIASA
  • Cornelia Lass-Floerl, Cross-Field, Med-Uni Innsbruck
  • Hans Lassmann, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Wien
  • Michael Obersteiner, Cross-Field, IIASA
  • Werner Poewe, Neurowissenschaften, Med-Uni Innsbruck
  • Matthias Preusser, Cross-Field, Med-Uni Wien
  • Thomas Rattei, Cross-Field, Uni Wien
  • Keywan Riahi, Umwelt und Ökologie/Erdwissenschaften/Sozialwissenschaften, IIASA
  • Andreas Richter, Cross-Field, Uni Wien
  • Gerd Schatzmayr, Cross-Field, BIOMIN GmbH
  • Erwin Schmid, Cross-Field, Boku Wien
  • Angela Sessitsch, Cross-Field, AIT
  • Josef Smolen, Klinische Medizin, Med-Uni Wien
  • Herbert Tilg, Klinische Medizin, Med-Uni Innsbruck
  • Michael Trauner, Klinische Medizin, Med-Uni Graz
  • Hugo Valin, Cross-Field, IIASA
  • Arndt von Haeseler, Cross-Field, Uni Wien
  • Yoshihide Wada, Umwelt und Ökologie/Erdwissenschaften, IIASA
  • Michael Wagner, Mikrobiologie, Uni Wien
  • Wolfgang Wagner, Erdwissenschaften, TU Wien
  • Wolfgang Wanek, Cross-Field, Uni Wien
  • Mathew P. White, Sozialwissenschaften, Uni Wien
  • Dominik Wiedenhofer, Cross-Field, Boku Wien
  • Anton Zeilinger, Physik, ÖAW
  • Peter Zoller, Physik, Uni Innsbruck
  • Johannes Zuber, Cross-Field, Institut für Molekulare Pathologie

(red, APA, 15.11.2022)