Lift-off vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida.
Foto: REUTERS/Joe Skipper

Nach zahlreichen Verzögerungen war es am Mittwoch um 7.48 Uhr MEZ endlich so weit: In einem historischen Moment hob das Trägersystem Space Launch System (SLS) der Nasa vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida planmäßig zur ersten Artemis-Mission in Richtung Mond ab. Es ist die erste Phase des ehrgeizigen Projekts mit dem Ziel, nach fast 50 Jahren erstmals wieder Menschen auf die Oberfläche des Mondes zu bringen.

Rund zwei Stunden nach dem Start soll das Raumschiff Orion im Erdorbit von der Rakete abkoppeln und sich auf den Weg zum Erdtrabanten machen, während das SLS zurück zur Erde stürzt und in der Atmosphäre verglüht. Die Nasa berichtete live vom Start, wer die Mission in Echtzeit verfolgen und genau wissen will, wo sich Orion befindet, kann das auf der Nasa-Seite "Artemis Real-time Orbit Website (AROW)" tun. Inzwischen ging der Beschleunigungsschub der ICPS genannten Raketenstufe erfolgreich über die Bühne. Er dauerte 18 Minuten und brachte Orion auf eine Bahn in Richtung Mond.

Das Gesamtensemble des Artemis-Programms besteht aus der Schwerlastrakete SLS und der Orion-Kapsel. Dazwischen sitzt das European Service Module (ESM). Das vier Meter breite Kernstück der Orion-Raumschiffe wird von der Esa beigesteuert und kann bis zu vier Astronauten aufnehmen. Es beherbergt einen Großteil der Versorgungsinfrastruktur: Haupttriebwerk und Treibstofflager, Solarpaneele und Klimasystem, Sauerstoff- und Wasservorräte.

Mehrtägige Reise zum Mond

Artemis 1 ist der erste Schritt eines dreistufigen Plans der US-Raumfahrtbehörde Nasa, erstmals seit fast 50 Jahren wieder US-Astronauten auf dem Mond zu bringen. Wenn Orion den Erdtrabanten nach mehreren Tagen erreicht, wird das Raumschiff knapp hundert Kilometern über dessen Oberfläche hinweg und weitere etwa 64.000 Kilometer über die Mondumlaufbahn hinausfliegen. Die größte Distanz zur Erde wird dann 450.000 Kilometer betragen, ehe Orion auf seiner stark elliptischen Flugbahn wieder zurückkehrt und dabei erneut nahe am Mond vorbeifliegt.

Die Schwerlastrakete SLS ist die derzeit leistungsstärkste Rakete der Welt.
Foto: IMAGO/Pat Benic

Vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schließlich löst sich Orion vom Europäischen Servicemodul ab und landet am Ende eines Fallschirms vor der Küste von San Diego im Pazifik. Zwar ist das Raumschiff unbemannt, aber das bedeutet nicht, dass Orion leer ist: Im Kommandostuhl sitzt Commander Moonikin Campos, ein Dummy, der hoffentlich wohlbehalten wieder zur Erde zurückkehren wird. Zwei weitere Puppen aus Materialien, die menschliches Gewebe simulieren – Köpfe und Oberkörper, aber keine Gliedmaßen – messen die kosmische Strahlung, die auf potenzielle Astronauten einwirken.

Artemis 2 und 3

Artemis 2 gleicht in weiten Teilen Artemis 1, mit dem Unterschied, dass diesmal Astronauten an Bord sind. Im Rahmen von Artemis 3 schließlich sollen erstmals seit 1972 wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Bei dieser Mission sollen vier Astronauten in einen Mondorbit einschwenken.

Die Artemis-1-Mission im Detail.
Grafik: Nasa

Zwei von ihnen steigen dann für die letzte Phase auf dem Weg zur Mondoberfläche auf ein Landegefährt um, das die beiden zum Krater Shackleton am Südpol des Mondes und wieder zurück bringt. Der Lander wird von Elon Musks Unternehmen Space X beigesteuert, obwohl diese Frage noch nicht endgültig entschieden scheint.

Insgesamt soll die Mission weniger als 30 Tage dauern. Eigentlich wäre der Höhepunkt der Artemis-3-Mission für 2024 vorgesehen gewesen, doch nach Verzögerungen auf mehreren Ebenen dürfte die Rückkehr zum Mond nun frühestens 2025 erfolgen – vorausgesetzt, Artemis 1 und 2 klappen wie vorgesehen. (tberg, 16.11.2022)