Eines der Iris-T-SLM-Systeme auf einer Messe in Berlin.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Ende August schlug der deutsche Kanzler Olaf Scholz einen gemeinsamen europäischen Schutzschirm vor. Die europäische Luftraumverteidigung gemeinsam zu schultern sei kostengünstiger und effizienter, als wenn jedes Land seine eigene, teure Luftverteidigung ausbaue, sagte er, auch mit Blick auf die russische Invasion in der Ukraine.

Ab dem 10. Oktober intensivierte Russland seine Luftangriffe auf Ziele in der ganzen Ukraine. Nur wenige Tage später, am 13. Oktober, wurde der Vorschlag von Olaf Scholz in eine konkrete Form gegossen. Die Verteidigungsministerinnen und -minister von 15 Ländern unterzeichneten an diesem Tag eine Absichtserklärung, um das Projekt mit dem Namen European Sky Shield umzusetzen.

Sicherheitsarchitektur stärken

Deutschland, Großbritannien, die Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, die Niederlande, Rumänien, Slowenien und Estland wollen damit die europäische Sicherheitsarchitektur stärken. Gleichzeitig wurde beschlossen, der Ukraine weitere Luftabwehrsysteme zu liefern. Mittlerweile will auch Österreich eine Beteiligung am Schutzschirm prüfen.

Zweck von Sky Shield ist es, Lücken in der Luftabwehr zu schließen. Unter anderem geht es darum, Defizite bei Raketenflugbahnen in großen Höhen, aber auch bei der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern auszugleichen. Die bisherige Luftraumabwehr war vor allem auf mögliche Angriffe aus dem Iran fokussiert.

Neue Waffensysteme

Zur Umsetzung dieses Projekts sollen gemeinsam neue Waffensysteme angeschafft werden. Auf der Einkaufsliste steht das deutscheIris-T-SLM-Luftabwehrsystem, das Berlin bereits an die Ukraine geliefert hat. Auch das US-System Patriot und das israelische System Arrow 3 sind im Gespräch.

Letzteres ist vor allem auf die Abwehr von Lang- und Mittelstreckenraketen ausgelegt, während das bekannte israelische Iron-Dome-System vor Angriffen aus unmittelbarer Nähe schützt. Bislang haben die USA, der große Verbündete Israels, einen Verkauf des hochmodernen Arrow-Systems verhindert. Diesmal könnte Washington aber eine Ausnahme machen, sind doch auch die USA daran interessiert, dass sich Europa selbst und besser schützt.

Was genau eingekauft wird und wie viel Geld zur Verfügung steht, ist noch unklar. Klar ist hingegen, dass es bis zur Inbetriebnahme noch dauern wird. Frühestens 2025 könne der Schutzschild aktiviert werden, sagte die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht im Oktober. (Kim Son Hoang, 17.11.2022)