Der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Gespräch bei Corinna Milborn um 21.20 Uhr auf Puls 24 und Zappn.

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Um Matthias Schrom tut es Heinz-Christian Strache leid. Der sei "ein wirklich parteiunabhängiger Journalist gewesen", sagt der ehemalige Vizekanzler am Mittwoch bei "Milborn" auf um 21.20 Uhr auf Puls 24 und Zappn.

Zur Erinnerung: Schrom trat vor einer Woche nach der jüngsten Chataffäre von seiner Funktion als ORF-Chefredakteur zurück. Grund waren Chats mit Strache über "unmögliche" Berichterstattung in der "ZiB 24". Anlass dürften ein Beitrag im Februar 2019 zu einer von Strache veranstalteten Antisemitismuskonferenz und Aussagen des Schriftstellers Doron Rabinovici über die FPÖ gewesen sein.

"Verleumdung der untersten Schublade"

Reue hatte man ohnehin nicht erwartet, eher das Gegenteil, und so kam es auch. Strache verteidigte sein Vorgehen: Rabinovici habe der FPÖ "völlig pauschal" und "undifferenziert" Antisemitismus vorgeworfen. "Das ist nicht nur plump, sondern schlicht heruntergebrochen auch noch Hetze und eine Verleumdung aus der untersten Schublade." Der ORF-Moderator habe nicht nachgefragt, das habe Strache "wirklich geärgert".

Milborn erinnert: Rabinovici habe gesagt, Antisemitismus sei "sehr stark bei der FPÖ beheimatet, aber nicht nur". Strache blieb dabei: Der Moderator hätte einhaken und nachfragen müssen.

"Nona wollten wir auch personalpolitische Veränderungen"

Das tat Milborn und entlockte dem Ex-Politiker weitere Aussagen über Pläne der Freiheitlichen, Österreichs öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus dem Budget zu finanzieren. Als Regierungsmitglied habe man Reformen in den ORF bringen wollen, "no na wollten wir auch personalpolitische Veränderungen".

Die heimischen Medien heute würden eine "eindimensionale veröffentlichte Meinung" produzieren, so Strache, es gebe eine "rot-schwarze Medienlandschaft mit grünen Sprenkeln".

Eine Anmerkung, bei der sogar Moderatorin Milborn ins Stocken geriet, hatte doch Strache im Ibiza-Video noch Ungarns gleichgeschaltete Medien als Ideal gefordert: "Warum wollten Sie dann eine Orbánisierung, wenn Sie sagen, das haben wir ohnehin?" Strache: "In Wahrheit kann man sagen, durch die Veränderung ist man fast gegen die Orbánisierung."

Danach kam Autor Rabinovici und bekräftigte das im ORF Gesagte: Er sieht eine "Gefährdung der liberalen Demokratie" durch "rechtsextreme Parteien, durch AfD, durch Orbán und durch die FPÖ". Antisemitismus habe in Österreich "leider Tradition".

Straches Vorgehen, die Nähe Israels zu suchen und Klischees ins Positive umzukehren, definierte Rabinovici als Philosemitismus – und der sei letzten Endes aufgrund seiner Stereotypisierung ebenso antisemitisch. (Doris Priesching, 16.11.2022)