Sobotkas Klavier. Der ehemalige Musikpädagoge, Absolvent eines Dirigierkurses bei Leonard Bernstein selig, seit 1984 musikalischer Leiter des Waidhofner Kammerorchesters, zuletzt Präsident des österreichischen Nationalrates, stellt im Parlament einen im Jugendstil goldverzierten Luxus-Bösendorfer um 3000 Euro Miete pro Monat auf. Man möchte so gerne froh darüber sein, dass im Hohen Haus ein Mensch mit Kulturaffinität das (begrenzte) Sagen hat. Geht aber nicht, weil Sobotka offensichtlich die nahende Fertigstellung der Renovierung des historischen Parlamentsgebäudes am Ring zu einer hemmungslosen Selbstdarstellung, zu einer öffentlichen Selbstüberhöhung einerseits als mäzenatischer Renaissancefürst, andererseits als volksverbundener Zuproster (auf dem Dach des Gebäudes, wo ein Restaurant entsteht) nutzt.

Nationalratspräsident Wolfgang stellt im Parlament einen goldverzierten Flügel um 3000 Euro Miete pro Monat auf.
Foto: Heribert CORN

Das ist so peinlich und diesen Zeiten so unangemessen wie nur was. Aber es gibt immer eine Steigerung. In der Parlamentsdebatte, in der das Klavier zu Sprache kam, sprang die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger dem Präsidenten bei: Die Opposition sei kunstfeindlich. Und sie selbst wünsche sich "so etwas wie ein Parlamentsorchester".

Klassisch? Big Band? Ländliches Blasorchester? Einen Namen braucht man auch: Schwarz-Grüne Disharmonie? Collegium Megalomanium? Oder, mehr volkstümelnd: Die narrischen Hohenhäusler? Oder: Das Original Titanic-Orchester? (Hans Rauscher, 16.11.2022)