Karen Knipp-Rentrop von Care Österreich und Martin Krenn von der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz schreiben in ihrem Gastkommentar darüber, wie wichtig es ist, dass gerade über Gelder für den Globalen Süden wegen der Klimaschäden verhandelt wird.

Heftige Regenfälle in Pakistan: Eine Frau rettet ihre Habseligkeiten.
Foto: AP / Fareed Khan

In seinem Kommentar "Geld für Klimaschäden ist ein Irrweg" schreibt Eric Frey von Schadenersatzforderungen von Ländern des Globalen Südens, welche problematisch für die derzeitigen Klimaverhandlungen in Ägypten wären. Dabei wird das Konzept der durch den Klimawandel verursachten Schäden und Verluste aus unserer Sicht falsch interpretiert.

Dass eine internationale Unterstützung bei der Behebung, Vermeidung und Minimierung von Schäden und Verlusten durch die menschengemachte Erderhitzung für Länder des Globalen Südens nötig ist, wurde bereits im Pariser Klimaabkommen von 2015 festgehalten. Aufgrund der fortlaufenden Zunahme von klimabedingten Großschadensereignissen in vielen Ländern des Nordens und des Südens steht derzeit die finanzielle Unterstützung für die am stärksten betroffenen armen Länder im Zentrum der Klimakonferenz COP 27. Dabei geht es nicht um Schadensersatzansprüche für vergangene Schäden, welche sogar explizit ausgeschlossen sind, sondern um die rasche, nachhaltige und zielgerichtete Hilfe für die aktuell und zukünftig von der Klimakrise bedrohte Bevölkerung im Globalen Süden.

Keine Mittel

Jenen Menschen, die aufgrund der geografischen Lage und der finanziellen Ressourcen ihrer Staaten am stärksten unter den Auswirkungen der Erderhitzung leiden, die notwendige internationale Unterstützung mit dem Argument vorzuenthalten, dass man das Ausmaß von Klimaschäden nicht messen könnte, scheint sehr fragwürdig. Vor allem sozial benachteiligte Gruppen und Menschen, die ohnehin begrenzte Ressourcen haben, bedürfen der Unterstützung, da sie sich nur schwer vor Extremereignissen schützen können und im Fall von eingetretenen Schäden und Verlusten oft keine Mittel für einen Neuanfang haben. Vielmehr braucht es eigens dafür vorgesehene Finanzmittel und ein Finanzinstrument, um sowohl die Notversorgung und den Wiederaufbau bei akuten Klimakatastrophen (etwa Fluten und Dürren) als auch großflächige Maßnahmen bei langsam einsetzenden Klimaschäden (zum Beispiel Meeresspiegelanstieg) zu unterstützen.

Diese Mittel müssen insbesondere für die ärmsten Entwicklungsländer als zweckgebundene Zuschüsse bereitgestellt werden und nicht als Kredite, die die betroffenen Länder und Gemeinden in die Schuldenfalle treiben. Und ja, die Mittel werden umfangreich sein müssen. Ansonsten werden die betroffenen Menschen in einem Teufelskreis gefangen bleiben, immer wieder vor den Trümmern ihrer Existenz stehen und vor den Auswirkungen der Klimakrise fliehen müssen.

"Habt ein Herz und tut etwas", fordert die 10-jährige ghanaische Klimaaktivistin Nakeeyat Dramani auf der COP27 bei einer Rede vor Delegierten und dem COP-Vorsitz im ägyptischen Sharm el Sheikh
DER STANDARD

Kein Blankoscheck

Selbstverständlich dürfen Extremwetterereignisse nicht zu einem Blankoscheck für internationale Finanzierungen werden. Daher wurde der Transparenzrahmen des Pariser Abkommens mit klaren Berichtsstrukturen geschaffen. Es benötigt auch eine eigene Institution, um effektiv und zielgerichtet jenen Menschen Zugang zu internationaler Unterstützung zu ermöglichen, welche diese besonders benötigen, und um Finanzmittel für diejenigen bereitzustellen, die diese Unterstützung am schnellsten und wirkungsvollsten umsetzen können. Dies sind häufig staatliche und zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure vor Ort. Hier geht es nicht um "Schuld und Sühne", sondern schlicht darum, dass die Weltgemeinschaft gemeinsam dafür Sorge trägt, dass die am stärksten von der Erderhitzung betroffenen Menschen rechtzeitig Hilfe erhalten. Hilfe, die Leben retten wird. (Karen Knipp-Rentrop, Martin Krenn, 17.11.2022)