Kaum eine Gruppe ist so präsent auf der Klimakonferenz wie sie: Afrikanische Organisationen haben sich zur Kampagne "Don’t Gas Africa" zusammengeschlossen. Immer wieder ziehen die Aktivisten mit Plakaten über das Konferenzgelände und prangern an, wie europäische Staaten in afrikanischen Ländern nach neuen Erdgasprojekten suchen.

Die EU will geradezu verzweifelt weg vom russischen Gas, da bietet sich Afrika gut als Alternative an. Also kündigte Deutschland im Sommer die Zusammenarbeit mit dem Senegal an; das dort gewonnene Erdgas soll teils nach Europa verschifft werden. Ähnliche Vorhaben gibt es in Mauretanien, Tansania und Ägypten. Allein während der Klimakonferenz wurden acht neue Erdgasprojekte in Afrika angekündigt. Afrikas Staaten versprechen sich davon Exporteinnahmen sowie eine stabilere Energieversorgung in den Ländern selbst.
Doch die zivilgesellschaftlichen Organisationen warnen zu Recht: Diese Vorhaben führen in eine Sackgasse. Stattdessen müssten Investitionen in Solar- und Windenergie hochgefahren werden. Dafür aber fehlt, ganz im Gegensatz zu den Gasprojekten, das Geld. Neben einer Absage an neue fossile Projekte müsste die Klimakonferenz deshalb noch entschiedenere Signale zur Reform der globalen Finanzstruktur senden.
Und Europa muss zeigen, dass es versteht, was die neuen Gasprojekte bedeuten: neue Abhängigkeiten von fossilen Energien, die das 1,5-Grad-Limit noch schwerer erreichbar machen. (Alicia Prager, 17.11.2022)