Infizierte dürfen künftig in Deutschland die eigenen vier Wände verlassen, müssen dabei aber fünf Tage lang einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Im Freien kann die Maske abgenommen werden, sofern ein Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann.

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Berlin – Wer sich mit dem Coronavirus infiziert hat, muss sich in Deutschland nicht mehr überall in Isolation begeben: Bayern und Baden-Württemberg haben die entsprechende Regelung am Mittwoch abgeschafft. Ersetzt wird sie nach Angaben der Gesundheitsministerien in München und Stuttgart durch Schutzmaßnahmen für Infizierte. In Schleswig-Holstein fällt die Isolationspflicht am Donnerstag weg, wie die Landesregierung am Mittwoch bekanntgab.

Außerhalb der eigenen Wohnung müssen sie in beiden Ländern fünf Tage lang einen Mund-Nasen-Schutz – medizinische oder FFP2-Maske – tragen. Im Freien kann die Maske abgenommen werden, sofern ein Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann. Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, sind von der Maskenpflicht ausgenommen. Zudem dürfen positiv Getestete unter anderem keine medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen betreten – weder als Besucher noch als Personal.

Einheitliche Regelungen gefordert

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Vor allem Rufe nach einem gemeinsamen Vorgehen der Bundesländer wurden laut. "Wir brauchen eine bundeseinheitliche Lösung", sagte Bundesärztekammer-Vizepräsidentin Ellen Lundershausen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Das Vorpreschen einzelner Länder sei kontraproduktiv. Für Bürger sei es unverständlich, wenn das in einem direkten Nachbarbundesland anders geregelt sei als im eigenen.

Kritik: "Widersprüchlich" und "chaotisch"

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die neuen Regeln heftig. Sie seien "widersprüchlich" und "chaotisch". Von einem Infektionsschutz für vulnerable Gruppen könne nicht die Rede sein. Vertreter der bayerischen Lehrerverbände forderten am Dienstag klare und umsetzbare Regeln sowie eine klare Definition dazu, was "krank" oder "ansteckend" bedeute. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte den Vorstoß bereits nach der Ankündigung als Fehler kritisiert und vor einem "Flickenteppich" gewarnt. (APA, 16.11.2022)