Amazon baut 10.000 Stellen ab – das entspricht rund drei Prozent der Belegschaft in der Verwaltung.

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Der Onlineriese Amazon hat nach Jahren des rasanten Wachstums mit dem Abbau von Stellen begonnen. Einschnitte gebe es bei der Amazon-Sparte Geräte und Dienstleistungen, teilte der US-Konzern in der Nacht auf Donnerstag mit. Amazon habe sich angesichts des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds entschieden, "einige Teams und Programme zu konsolidieren", erklärte Spartenchef Dave Limp.

"Einige Rollen werden wir nicht länger brauchen", sagte Limp. Fänden diese keine neue Aufgaben innerhalb des Konzerns, werde sie Amazon mit einem Abfindungspaket und bei der Suche nach neuen Jobs unterstützen.

Entwickler von Alexa und Luna als Erste betroffen

Die betroffenen Mitarbeiter der Sparte, die unter anderem für den Sprachassistenten Alexa verantwortlich zeichnet, seien bereits informiert worden. Laut einem Bericht von "The Verge" begannen die Entlassungen am Dienstag. Auch das Entwicklerteam von Amazons Cloudgamingdienst Luna ist demnach vom Stellenabbau betroffen. Laut der Unternehmenssprecherin Kristy Schmidt drohe Luna durch den Stellenabbau aber nicht das gleiche Schicksal wie dem vor dem Aus stehenden Google Stadia. Man wolle an Luna festhalten, und man sei weiterhin überzeugt, dass Streaming das Gaming verändern werde, so die offizielle Position von Amazon.

Einem Insider zufolge hält der Tech-Riese an seinem Ziel fest, insgesamt rund 10.000 Stellen zu streichen. Das entspreche rund drei Prozent der Belegschaft in der Verwaltung von rund 300.000 Menschen, insgesamt beschäftigt Amazon nach eigenen Angaben über 1,54 Millionen Menschen. Die genaue Zahl der zu streichenden Stellen könne sich noch verändern, da die einzelnen Amazon-Unternehmen ihre Prioritäten noch prüften.

Lage in Österreich noch unklar

Ob auch Stellen in Österreich betroffen sind, ist aktuell unklar. Auf Anfrage nannte Amazon keine Zahlen beziehungsweise kommentierte nicht, ob es hierzulande überhaupt zu Stellenstreichungen kommt. Der Konzern beschäftigt in Österreich laut eigenen Angaben 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In Deutschland ist die Gewerkschaft Verdi "von der Hire-and-fire-Mentalität in den USA alarmiert", sagte eine Sprecherin. Es zeige sich erneut, wie wichtig Tarifverträge seien. Verdi versucht seit Jahren erfolglos, bei Amazon einen solchen Vertrag durchzusetzen. Die Gewerkschaft unterstreicht ihre Forderung immer wieder mit Warnstreiks.

Die Branche baut Personal ab

Ganz überraschend kamen die Kündigungen nicht, schon am Montag berichtete die "New York Times" über den bevorstehenden Stellenabbau bei Amazon. Dabei ist der Konzern nur das jüngste große Technologieunternehmen, das einen umfassenden Stellenabbau vornimmt. Facebook-Mutter Meta will 11.000 Mitarbeiter entlassen. Bei Snap sollen 20 Prozent des Personals abgebaut werden. Elon Musk, der neue Eigentümer und CEO von Twitter, entließ etwa die Hälfte der Mitarbeiter. (Reuters, red, 17.11.2022)