Es ist dieser Tage genau zehn Jahre her, da hat Niantic – damals noch als Teil von Google – sein erstes Augmented-Reality-Spiel vorgestellt: Ingress machte auf Basis von Google Maps den realen Raum zur Spielumgebung. So richtig populär wurde dieses Konzept dann zwar erst mit "Pokémon Go", die Basis war aber gelegt. Schon damals wurde bei vielen Fans der Wunsch laut, dies auch via Augmented-Reality-Brille statt am schnöden Smartphone spielen zu können. Nun könnte dieser Wunsch Realität werden.

Augmented Reality

Niantic hat im Rahmen des Snapdragon-Summits von Chiphersteller Qualcomm den Prototyp einer eigenen AR-Brille vorgestellt. Diese ist primär für Spiele gedacht, die das Realbild mit Computeranimationen kombinieren. Dass dies keine bloße Fantasie darstellt, demonstriert das Unternehmen mit einem passenden Video. Iin diesem soll der aktuelle Stand der Entwicklung erkennbar sein.

Niantic

Zu sehen sind dabei Niantic-Mitarbeiter, die mit Brille und einem eigenen Controller in San Francisco unterwegs sind sowie Szenen davon, was sie durch diese Brille sehen können. Zudem sind aber auch nichtspielerische Einsatzmöglichkeiten zu sehen, etwa eine mit Google Maps ähnliche Live-Ansicht, in der Informationen zu einzelnen Orten direkt über das Echtbild geblendet werden.

Hardware

Der Prototyp ist dabei relativ schlank gehalten, er ähnelt einer Brille, hat aber mehrere Kameras im Rahmen verbaut – was für das AR-Erlebnis natürlich auch notwendig ist. Der Großteil der restlichen Hardware ist in einem Band an der Rückseite angebracht.

Laut Niantic legt man viel Wert darauf, dass die Brille möglichst leicht und somit auch angenehm zu tragen ist. Das Unternehmen spricht von weniger als 250 Gramm, die damit mögliche Spielzeit ist dann allerdings auf ein bis zwei Stunden beschränkt.

Der Prototyp von Niantic.
Grafik: Niantic

Ein Chip

Der Ort der Vorstellung ist kein Zufall, kommt hier doch erstmals Qualcomms ebenfalls neuer Snapdragon XR2 Gen 1 zum Einsatz – ein Chip, der extra für diesen Einsatz optimiert wurde. Dieser soll auch nicht nur von Niantic genutzt werden, laut Qualcomm arbeiten noch zahlreiche andere Hardwarehersteller an eigenen AR-Brillen auf dieser Basis. Konkret nennt der Chiphersteller Lenovo, LG, Nreal, OPPO, Pico, QONOQ, Rokid, Sharp, TCL, Tencent, Vuzix, und Xiaomi.

Mit Microsoft arbeitet Qualcomm rund um die Chipentwicklung für den AR-Bereich ohnehin schon länger zusammen, wobei das Interesse des Windows-Herstellers vor allem bei der Positionierung des Cloud-Services Azure als Basis für entsprechende Spiele und Anwendungen liegt.

Qualcomm zeigt selbst noch weitere Ideen für AR-Prototypen, die auf dem gleichen Chip basieren.
Grafik: Qualcomm

Ausblick

Betont sei, dass es sich bei all dem zunächst einmal um Referenzdesigns handelt, also nicht klar ist, wann – und ob – daraus ein reales Produkt wird. Es ist auch nicht der erste Vorstoß von Qualcomm und Niantic in diese Richtung. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit 2019 gemeinsam an entsprechenden Designs.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger soll der AR2 Gen 1 jedenfalls rund 50 Prozent weniger Strom verbrauchen, die Leistungsaufnahme soll dabei Summe bei weniger als einem Watt liegen. Zudem soll die KI-Leistung 2,5-mal stärker sein, bei der Latenz zwischen Brille und Endgerät – also etwa ein verbundenes Smartphone – spricht der Hersteller von "unter 2 ms", wofür dann auch schon früher Support für den kommenden WiFi-7-Standard enthalten ist. (apo, 17.11.2022)