Rund 1.000 schlichte Notbetten gibt es im neuen Ankunftszentrum im alten Uni-Gebäude.

APA / Eva Manhart

Die Stadt Wien trifft Vorbereitungen für den Fall, dass im nahenden Winter wieder mehr Vertriebene aus der Ukraine kommen könnten. Der brutale Angriffskrieg Russlands habe unter anderem das Ziel, mit Bombardements auf die Infrastruktur zu erreichen, "dass es im Winter dort finster und kalt ist", sagte Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Das werde sich auf die Zahl der Flüchtlinge auswirken. Und es sei "das Selbstverständlichste auf der Welt, dass man seinem Nachbarn hilft". Dafür brauche es laut Hacker keine Europäische Menschenrechtskonvention und keine Genfer Flüchtlingskonvention – wie er mit einer deutlichen Spitze in Richtung ÖVP anmerkte.

Im ehemaligen Biozentrum der Uni Wien in der Althanstraße im neunten Bezirk wurde ein neues Ankunftszentrum für Ukraine-Flüchtlinge eingerichtet. Es gilt künftig als erste Anlaufstelle. Rund 1.000 dürftig eingerichtete Notschlafplätze stehen temporär für einige Tage zur Verfügung. Geführt wird die Einrichtung vom Roten Kreuz, auch Fonds Soziales Wien (FSW) und Caritas sind vor Ort. Hier soll die Erstversorgung und ab Dezember auch die polizeiliche Erfassung stattfinden. Ziel ist, dass nach einigen Tagen die Weiterreise in andere feste Quartiere in Österreich – oder auch die Durchreise zu Zielen im Ausland – organisiert werden kann.

Teile des einstigen Universitätsgebäudes werden nun für die Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen zwischengenutzt.
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Insgesamt 2.000 Notschlafplätze in Wien

Mit dem neuen Ankunftszentrum im alten Uni-Gebäude verfügt Wien nun über 2.000 Notschlafplätze an vier Standorten für Ukraine-Flüchtlinge. Etwas mehr als 400 Plätze sind belegt, wie es aus dem Ressort des Sozialstadtrats hieß. Derzeit befinden sich in Wien rund 35.000 Personen in Grundversorgung, davon sind knapp zwei Drittel (insgesamt 23.000 Personen) aus der Ukraine. Elf Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer leben in organisierten Quartieren, die restlichen 89 Prozent in privaten Unterkünften.

Das Gebäude selbst ist im Eigentum der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). In einigen Jahren soll es abgerissen werden. Fix ist derzeit nur, dass das Areal ein Bildungsstandort bleiben soll.
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Im bisherigen Ankunftszentrum – einer Sporthalle in der Nähe des Happel-Stadions – wird vorübergehend ein Communitycenter für Ukraine-Flüchtlinge entstehen. Hier sollen sich Personen in einer angenehmen Atmosphäre miteinander austauschen können. Dieses Communitycenter soll mittelfristig aber einen anderen Standort erhalten, sagte Hacker. Denn das Gebäude im zweiten Bezirk beim Stadioncenter soll künftig wieder als Sport-&-Fun-Halle dienen.

Achrainer: "Zelte sind Vergangenheit"

Im ehemaligen Uni-Gebäude in der Althanstraße waren auch bisher bis zu 500 Flüchtlinge untergebracht. Genutzt wurde es temporär von der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU). Die Flüchtlinge wurden auf andere Bundesländer aufgeteilt, sagte BBU-Chef Andreas Achrainer. Er meinte, dass zumindest etwas Bewegung in die Bereitschaft zur Aufnahme gekommen sei. Die Notunterbringung in Zelten sei inzwischen Vergangenheit. (David Krutzler, 17.11.2022)