Donald Trump hat angekündigt, 2024 wieder zur Präsidentschaftswahl anzutreten.

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Im Tierreich spielt sich einiges ab, das weiß sogar ein unbedarfter Hobbyzoologe wie ich (bedarfte Profizoologen in der Leserschaft wissen natürlich noch viel mehr). Wenn der Löwenkönig in die Jahre kommt und zu schwächeln beginnt, nimmt das die männliche Löwenjugend mit Interesse wahr und beginnt systematisch damit, auf den Alten hinzukratzen und hinzubeißen, um sein wehrhaftes Restpotenzial auszutesten.

Der kürbisfarbene König und die gestohlene Wahl

Ein analoges Verhalten gibt es im Menschenreich, fragen Sie nur einmal Reinhold Mitterlehner, wie das so ist, wenn im Hintergrund die Sägegeräusche von den machthungrigen jungen Alphatierchen unüberhörbar werden. Nicht nett! Aber selbst die Besten, wie etwa Donald Trump, müssen ähnlich bittere Erfahrungen machen.

Mit seinem Märchen von der gestohlenen Wahl hat der kürbisfarbene König der Republikaner bei den Midterm-Elections nicht so reüssiert, wie er es gerne gehabt hätte. Nun beginnt in der Partei das große Meckern, Maulen und Nachdenken darüber, ob man sich den unberechenbaren orangen alten Sack bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antun will. Sogar Trumps Ex-Vize Mike Pence, sonst eher vom Typus des frömmelnden Dulders, schimpft wie ein Rohrspatz im TV herum und droht an, 2024 strafweise gegen Trump zu kandidieren.

Weißes Haus oder dunkler Knast

Ebenfalls voll auf Kollisionskurs: Floridas rechtsdrehender Gouverneur Ron DeSantis, der Trump lieber heute als morgen aus dem Weg hätte. Das wehrhafte Potenzial, über das Trump noch verfügt, basiert vor allem auf seinen zahlreichen Fans an der Basis. Die halten Trump unverbrüchlich die Treue, die Stange oder was immer er gehalten haben möchte.

Trump hat jegliches Backing nötig, weil zig Rechts- und Staatsanwälte den alten Löwen rechtlich zur Strecke bringen wollen (ein Unterschied zu Österreich, hier stehen halbjunge Löwen wie Schmid oder Kurz im juristischen Visier). Schlimmstenfalls droht Trump ein Lebensabend in einer Zelle, wo keine Pussy, sondern nur ein Satz Gitterstäbe in Griffweite ist. Und vielleicht ein gut trainierter Häftling mit politischen Sympathien für die Demokraten in der Nebenzelle, der Trump immer schon beim Hofgang ein paar reinwamsen wollte. Um so ein Schicksal abzuwenden, nimmt man den mühsamen Kampf um die Machtfülle des Präsidentenamts gerne wieder in Kauf. Möge das Hauen und Stechen also beginnen. (Christoph Winder, 20.11.2022)