Der Trans-Zebrastreifen in Neubau ist laut dem Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (Neos) der siebte dieser Art in Wien.
Foto: Oona Kroisleitner

Zebrastreifen bieten Schutz. Gemeinhin tun sie das für Fußgängerinnen und Fußgänger. Im übertragenen Sinn können sie es auch für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen tun – und werden zu diesem Zweck in den Farben der jeweiligen Communitys gestrichen. So geschehen ist das nun in der Wiener Burggasse. Zwischen Volkstheater und Museumsquartier wurde in Blau, Rosa und Weiß ein sogenannter Trans-Zebrastreifen aufgemalt.

Der ausgewählte Ort sei einer der zentralsten und meistfrequentierten im siebten Bezirk. Und auch die Schneise nach Neubau, erklärte Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) am Freitag bei der Eröffnung. Der Zebrastreifen verbinde zudem zwei Kulturinstitutionen.

"Der siebte Bezirk setzt einmal mehr ein klares Zeichen gegen Diskriminierung", sagte Reiter. Man wolle "Menschenrechtsbezirk" sein und in der aktuell laufenden Trans-Awareness-Week ein Zeichen setzen. "Es ist nicht eine Einmalaktion, die wir hier setzen", sagte Reiter. Sondern im Selbstbewusstsein des Bezirks.

Blau steht für männlich, Rosa für weiblich und Weiß für Menschen, die sich keinem dieser Geschlechter zuordnen.
Foto: Oona Kroisleitner

Das Thema Trans sei keine "Modeerscheinung", betonte auch Reiters Stellvertreterin Isabelle Uhl (Grüne). Allerdings sei man heute mehr damit konfrontiert, sage Uhl. Sie setze sich für "Selbstbestimmung über den eigenen Körper" ein und für eine "Self-ID". Sprich: dass Menschen selbst erklären können, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen.

Alle Fraktionen dafür

"Ein Zebrastreifen ist ein Schutzweg, er schützt Personen. Dieser ist ein ganz besonderer Zebrastreifen: Er schützt Transpersonen", sagte Uhl. In der Neubauer Bezirksvertretung hätten alle Fraktionen für diesen Zebrastreifen gestimmt, sagte Reiter: Grüne, SPÖ, ÖVP, Neos und Links.

DER STANDARD

Ebenfalls bei der Eröffnung zugegen waren Volkstheater-Direktor Kay Voges und Aktivistin Eva Fels. "Sichtbarkeit für eine so marginalisierte Gruppe wie Transpersonen zu schaffen ist wunderbar", sagte Fels. "Es ist wichtig, dass Transpersonen einen Schutzraum, einen Schutzweg erhalten." Sie hoffe, dass sich dieser Schutz auch auf alle Gehsteige der Stadt ausdehnen wird. Denn Transpersonen seien noch immer Opfer von Angriffen im öffentlichen Raum.

Flagge als Vorlage

Die Farben des neuen Zebrastreifens sind an das Muster der Flagge der Transcommunity angelehnt. Die blauen Streifen stehen für Männlichkeit, die rosafarbenen für Weiblichkeit und die weißen für nichtbinäre, intergeschlechtliche und transitionierende Menschen.

Der erste Trans-Zebrastreifen Wiens wurde 2019 an der Kreuzung Spitalgasse/Lazarettgasse eröffnet. Laut dem Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (Neos) sind es mittlerweile sieben. Ebenfalls 2019 wurde beim Burgtheater der erste Wiener Zebrastreifen in Regenbogenfarben aufgemalt, der für die LGBTQI-Community steht. Zwei davon gibt es bereits auch in Neubau, in der ganzen Stadt sind es 41.

Während Regenbogen-Schutzwege für die gesamte LGBTIQ-Community und deren Anliegen stünden, sei bei den Trans-Schutzwegen der Hintergedanke, gezielt auf die Situation von Transgender- und intergeschlechtlichen Personen aufmerksam zu machen, heißt es aus Wiederkehrs Büro. Die bunten Zebrastreifen können von der Stadt oder von den Bezirken initiiert werden. Jedem Bezirk stehen grundsätzlich zwei bunte Zebrastreifen zu. Neubau hat mit dem Trans-Zebrastreifen bereits drei – das ist deshalb möglich, weil sie für verschiedene Themen stehen. (ook, rach, 18.11.2022)