Die Popularität von Streaminggeräten wie Apple TV, Chromecast oder eben auch Fire TV ist schnell erklärt: Die Smart-TV-Systeme aktueller Fernseher sind meist irgendwo zwischen "akzeptabel" bis "grausam" einzustufen. Davon, dass es bei vielen Anbietern Updates nur in einem sehr sporadischen Ausmaß gibt und der Support meist eher früher als später ausläuft, fangen wir lieber erst gar nicht an.

Ein voller Erfolg

So konnte Amazon denn auch Anfang 2022 verkünden, dass man mittlerweile mehr als 150 Millionen Devices mit Fire TV (ob extern oder fix integriert) verkauft hat. Das Gros dieser Absätze macht man dabei mit den üblicherweise extrem günstigen und vergleichsweise kleinen Streaming-Sticks. Doch für all jene, die bessere Performance und zusätzliche Funktionalität haben wollen, gibt es seit ein paar Jahren noch ein zusätzliches Angebot: Die Fire-TV-Cube-Serie deckt das obere Ende der Streaming-Geräte von Amazon ab.

Vor kurzem wurde die mittlerweile dritte Generation des Fire TV Cube veröffentlicht. Neben einer verbesserten Hardware fällt dabei vor allem eines auf: Mit einem Verkaufspreis von rund 160 Euro ist die neue Hardware – zumindest jenseits der Apple-Welt – für solch ein Streaming-Gerät doch recht teuer. Das wirft natürlich die Frage auf: Rentiert sich das wirklich? Und darüber hinaus: Was bekommen die Nutzer für das Vielfache eines Fire TV Sticks eigentlich geboten?

Ein erster Eindruck

Die erste Antwort auf diese Frage ist zunächst: ein deutlich größeres Gerät. Mit seiner Würfelform wird der Cube seinem Namen also gerecht, die Abmessungen betragen 86 mm × 86 mm × 77 mm, das Gewicht liegt bei 513 Gramm. Das von Amazon gewählte Design sei mal freundlich als "funktionell" beschrieben. Es ist halt ein kantiges, in Schwarz gehaltenes Kunststoffobjekt, ein optisches Highlight im Haushalt hingegen eher nicht. Im Vergleich zum Vorgänger fällt die seitliche Stoffabdeckung auf, die in diesem Fall sogar funktionelle Gründe hat. Darunter verbergen sich nämlich die Lautsprecher.

Der Fire TV Cube im Einsatz. Der blaue Ring leuchtet übrigens nur auf, wenn Alexa aktiv ist.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Bei einem Blick auf die Rückseite erklären sich dann Form und Größe: Finden sich doch an dieser Stelle allerlei Anschlüsse. So gibt es neben einem HDMI-Ausgang dieses Mal auch einen entsprechenden Eingang, der primär für das Einbinden des Signals eines Kabel- oder Satellitenempfängers gedacht ist. Auch ein Ethernet-Anschluss, eine – das ist ebenfalls neu – USB-A-Buchse sowie ein Anschluss für eine optional erhältliche Infrarotverlängerung werden geboten.

Rasche Einrichtung

Was nach dem ersten Einschalten schon mal positiv auffällt: Das Set-up ist wirklich in Windeseile erledigt und vor allem erfreulich simpel gehalten. Eigentlich reicht es, das WLAN-Passwort einzugeben oder alternativ ein Netzwerkkabel anzuschließen. Die restlichen Schritte sind ein rasches Durchklicken, selbst der – notwendige – Amazon-Account kann über das Smartphone oder den Laptop bequem verbunden werden – also ohne ein Passwort mittels Fernbedienung mühsam eingeben zu müssen.

Alles so schön flott hier

Danach geht es in dieser Tonart weiter. Die Performance kann sich nämlich wirklich sehen lassen. Die Navigation durch das System ist wieselflink, auch der Start von Apps erfolgt zackig. Im Vergleich zu anderen Fire TVs ist das ein merkliches Upgrade, auch Googles aktuelle Chromecasts haben da das Nachsehen.

Angetrieben wird das Geschehen von einem Acht-Kern-Prozessor aus Amazons eigener Entwicklung, dessen schnellste Kerne mit bis zu 2,2 GHz getaktet sind. Dazu kommt eine Grafikeinheit, die mit 800 MHz läuft, den nötigen Spielraum bietet das 2 GB große RAM. Der lokale Datenspeicher hat mit 16 GB Platz für den einen oder anderen Film.

Wenn wir schon bei den Spezifikationen sind: Besonders positiv sticht die Unterstützung für WiFi 6E und damit den neuen 6-GHz-Bereich auf, der in ein paar Wochen auch in Österreich endlich verfügbar sein soll. Das verspricht schnelle und störungsfreie Übertragung – also für jene, die nicht gleich lieber eine Kabelverbindung zum Internet verwenden. Bluetooth 5.0 sei der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt.

Fire oh je

Doch zurück zur Oberfläche: Denn so schnell diese auch sein mag, flaut die Begeisterung ansonsten langsam ab. Amazons Fire OS ist als Oberfläche "okay" – viel mehr aber auch nicht. Der generelle Aufbau ist zwar ähnlich wie bei anderen Lösungen, aber im Detail wirkt vieles im Vergleich zu den Lösungen von Apple und Google etwas überladen und verstreut.

Der Homescreen von Fire OS: Auf der ersten Seite gibt es viel Werbung mit wenig Nutzen. Nur zum Hintergrund: Der Großteil der abgebildeten Apps war gar nicht installiert.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD
Weiter unten am Homescreen wird es dann etwas besser. Aber auch hier finden sich einige gesponserte Kategorien und ein wilder Mix aus bei Prime Video enthaltenen sowie noch mal extra zu zahlenden Inhalten.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Die optische Gestaltung der Oberfläche ist da noch das kleinste Problem, so was ist immer Geschmacksfrage, also könnte man darüber durchaus hinwegsehen. Weniger leicht geht das bei der reichlich aufdringlichen (Eigen-)Werbung, mit der Amazon seine Kunden bombardiert. Hier ein Hinweis auf neue Hardware, dort auf irgendwelche kostenpflichtigen Dienste – und natürlich die Bewerbung von gesponserten Dritt-Apps prominent am Homescreen. Zum Teil machen das auch andere Anbieter, so penetrant – und der Servicequalität im Weg stehend – wie bei Amazon ist das aber selten.

Prime Video nervt

Generell sollte sich Amazon in Hinblick auf seine Software langsam mal etwas einfallen lassen. So wurde die Prime-Video-App vor einigen Monaten von Grund auf neu gestaltet, das Ergebnis: Sie ist jetzt zwar nicht weniger, aber dafür anders schlecht. Zu langsam gescrollt und schon verwandelt sich eine kleine Vorschau in ein riesiges Fenster, in dem ein Trailer abgespielt wird. Der Homescreen von Fire TV ist da im Vergleich zwar zumindest eine Spur besser, aber beim schnellen Scrollen kann einem schon fast schwindelig werden, dermaßen übertrieben sind die Animationen.

Kernstärken

Doch zurück zu Erfreulicherem: An der Bildqualität gibt es nämlich nichts auszusetzen. 4K bei 60 Bildern werden vom Fire TV Cube geboten, HDR10+ und Dolby Vision werden erfreulicherweise beide unterstützt. Außerdem wirbt Amazon mit einem "Super Resolution" genannten Verfahren, das niedrig aufgelöste Materialien auf 4K hochrechnet.

Apropos Inhalte in niedriger Auflösung: Wie schon erwähnt, bietet der Fire TV Cube einen HDMI-Eingang, um Inhalte von anderen Geräten einbinden zu können. Das ist ein in der Theorie sehr erfreulicher Schritt, in der Praxis – zumindest jener des Testers – aber eine eher frustrierende Erfahrung. Weder beim Set-up des Geräts selbst noch später in den Einstellungen konnte ein Magenta-TV-Box auf diesem Weg vollständig eingebunden werden – die Fernsteuerung klappte einfach nie.

Bugs, Bugs, Bugs

Das wäre prinzipiell durchaus verzeihbar, immerhin kann so ein Streaming-Gerät nicht jede Kabelbox der Welt unterstützen. Die konkrete Erfahrung mit diesem Prozess lässt aber schwere Zweifel an der Softwarequalität von Amazon aufkommen. Der erste Versuch, die erwähnte Kabelbox direkt während des Set-ups einzubinden, führte zu einem kompletten Absturz des Systems – noch dazu garniert mit sich immer wiederholenden, dafür aber inhaltlichen falschen, Sprachinstruktionen des Fire TV Cubes.

Beim nächsten Versuch musste der Tester feststellen, dass sich bei Amazon offenbar niemand überlegt hat, was passiert, wenn jemand eine Kabelbox einrichten will, das aber nicht klappt. Einen Weg zurück aus diesem Teil des Set-ups gibt es nämlich nicht, also half auch hier nur mehr das Ziehen des Netzsteckers. Nun mag es sicher irgendeinen Trick geben, all das in den Griff zu bekommen. Aber ganz ehrlich: Wenn man schon ein solches Feature anbietet, sollten zumindest die einfachsten Qualitätsprüfungen durchgeführt werden, bevor so etwas veröffentlicht wird.

Nichts für aktuelle Konsolen

Noch eine kleine Randbemerkung zum HDMI-Passthrough: Dieser unterstützt zwar 4K, ist aber auf 60 Hz beschränkt. Eine Playstation 5 auf diesem Weg anzuhängen, ist also keine sonderlich gute Idee, da deren 120-Hz-Modus dadurch ausgehebelt wird. Das Feature ist also wirklich primär für Kabel- und Satellitenboxen gedacht.

USB ist ein echtes Plus

Erfreulicher ist da etwas anderes: Über den bereits erwähnten USB-Anschluss können nämlich Videos von einem externen Datenspeicher abgespielt werden. Der Fire TV Cube liefert dafür sogar einen eigenen Media Player mit. Im Test zeigte sich allerdings, dass dieser nicht mit allen Formaten problemlos umgehen kann, die Nutzer sind also besser beraten, gleich eine Alternative wie den VLC Player zu installieren.

An der Rückseite findet sich jede Menge Anschlüsse – darunter auch USB-A und ein HDMI-Eingang.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zwei Anmerkungen dazu noch: Für USB-Datenträger unterstützt Fire OS sowohl FAT32 als auch NTFS als Dateisysteme. Etwas unangenehm ist hingegen, dass der USB-Port doch recht eng neben dem Ethernet-Anschluss liegt – und damit auch auf der Rückseite. Das macht das Anhängen eines USB-Sticks nicht unbedingt einfacher.

Apps, Apps, Apps

Beim App-Support haben sich die großen Systeme mittlerweile eigentlich nicht mehr viel zu schenken. Ob all die Amazon-Dienste oder auch Netflix, Apple TV, die ORF-TVthek oder mittlerweile sogar Youtube – all das gibt es unter Fire OS. Beim Start wird übrigens die Einrichtung einiger "populärer" Apps angeboten, anders gesagt: Sie werden auf diesem Weg beworben.

Das kann man zwar ablehnen, einige Programme landen dann aber wundersamerweise trotzdem in der App-Liste am Homescreen. Bei näherer Betrachtung sind das aber Geistereinträge, wer darauf klickt, wird nämlich noch mal zur Installation aufgefordert. Anders gesagt: eine weitere Werbeplatzierung.

In Hinblick auf die Tonausgabe werden 7.1-Surround-Sound und Dolby Atmos unterstützt – das natürlich nur in Kombination mit externen Ausgabegeräten. Die integrierten Lautsprecher liefern hingegen einen eher mäßigen Klang, für ein echtes Film- oder auch Musikerlebnis sind sie nicht geeignet. Allerdings sind sie dafür auch gar nicht gedacht – sondern für einen ganz anderen Anwendungszweck.

Assistenzeinsatz

Der Fire TV Cube ist nämlich gleichzeitig auch ein smarter Lautsprecher. Ähnlich wie bei einem Amazon Echo können die Nutzer also Alexa allerlei Fragen zurufen oder Befehle übermitteln – etwa zur Steuerung des Smart Home. Ein blauer Leuchtring symbolisiert dabei, wenn Alexa gerade aktiv auf Spracheingaben lauscht.

Wer will, kann die Mikrofone aber auch deaktivieren, und dann noch immer über einen Knopf auf der Oberseite Alexa manuell aufrufen. An dieser Stelle finden sich übrigens auch Buttons zur Lautstärkeregelung. Die Spracheingabe ist mit der Fire-OS-Oberfläche integriert, es kann also etwa nach Filmen oder einzelnen Schauspielern und Regisseurinnen gesucht werden.

Eine neue Fernbedienung

Die Fernbedienung zum Fire TV Cube.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Das zentrale Steuerelement bleibt aber die mitgelieferte Fernbedienung. Diese wurde für den Fire TV Cube der dritten Generation einmal mehr überarbeitet und bietet nun zusätzliche Knöpfe zum raschen Zugriff auf die letzten Apps oder die Systemeinstellungen. Auch für den Kanalwechsel gibt es jetzt eigene Buttons, was natürlich erst durch die Einbindung von Kabel- und Satellitenempfängern Sinn ergibt.

Ansonsten ist die neue Fernbedienung wieder recht gut, sie liegt angenehm in der Hand, und das Klickgefühl ist ebenfalls in Ordnung. Wie gewohnt finden sich darauf auch vier Knöpfe für den Schnellzugriff auf ausgewählte Dienste, in dem Fall Prime Video, Amazon Music, Netflix und Disney+. Zudem gibt es einen Knopf, um Alexa gezielt auf Sprachbefehle horchen zu lassen.

Aber nicht eine ganze neue Fernbedienung

Der wirkliche Clou kommt aber zum Ende: Denn das ist zwar eine neue Fire-TV-Fernbedienung, aber nicht die ganz neue. Hat Amazon doch gleichzeitig auch die "Alexa Sprachfernbedienung Pro" vorgestellt, die zusätzlich nicht nur zwei frei belegbare App-Tasten und Hintergrundbeleuchtung hat, sondern auch via Sprachbefehl zum Läuten gebracht werden kann. Gedacht ist das dafür, wenn die Fernbedienung mal wieder in irgendeiner Couch-Spalte verschwunden ist oder gar gedankenverloren in ein anderes Zimmer entführt wurde.

Genau dieses ganz neue Modell ist aber trotz des hohen Preises nicht beim Fire TV Cube mit dabei. Wer sie haben will, muss also weitere 40 Euro ausgeben. Das ist dann eine doch zumindest bemerkenswerte Entscheidung.

Software

Noch ein paar Detailanmerkungen: Das bereits erwähnte Fire OS läuft derzeit in der Version 7.6.0.8 – basiert also noch immer auf dem relativ alten Android 9. Im Vergleich zur Konkurrenz vermisst man softwareseitig vor allem den Support für Services wie Airplay oder Google Cast, die weit verbreitet sind, und das Senden von Inhalten via Smartphone doch deutlich vereinfachen.

Stromverbrauch

Ein gerade aktuell viel betrachtetes Thema ist der Stromverbrauch von solch dauernd laufenden Geräten. In der aktiven Nutzung wurde eine Leistungsaufnahme von 4 bis 5 Watt gemessen – und zwar egal ob nur am Homescreen gescrollt oder auch 4K-HDR-Filme wiedergegeben werden. In Relation zum Stromverbrauch eines typischen Fernsehers dürfte das also kaum ins Gewicht fallen. Auffällig ist aber, dass der Stromverbrauch im Standby mit 2,5 Watt relativ hoch ist, selbst aktuelle Fernseher liegen hier meist unter einem Watt.

Der Fire TV Cube ist, wie schon erwähnt, offiziell um 160 Euro zu haben. Allerdings gibt es immer wieder Aktionen, bei denen das Gerät auch billiger zu haben ist – derzeit spart man sich angesichts des nahenden "Black Friday" etwa rund 20 Euro.

Fazit

An einem gibt es keinen Zweifel: Der Fire TV Cube ist die derzeit beste und flexibelste Streaming-Lösung von Amazon, vor allem die Performance kann sich wirklich sehen lassen. Gleichzeitig muss aber auch gesagt werden: Wer die zusätzlichen Anschlüsse nicht gerade unbedingt benötigt, ist mit einem der aktuellen 4K Fire TV Sticks meist besser bedient – einfach weil das Preis-Leistungs-Verhältnis doch ein ganz anderes ist. (Andreas Proschofsky, 19.11.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde von Amazon zur Verfügung gestellt.