Die Tatsache, dass der Youtuber Geld einfach an Fremde verschenkt, ließ den Kanal viral gehen.

Foto: Youtube/MrBeast

"Ich habe gerade die 100 Millionen Abonnenten auf Youtube geknackt, und um das zu feiern, habe ich diese private Insel gekauft, die ich einem von euch schenken möchte!": Es sind Aktionen wie diese, die aus dem unscheinbaren US-Amerikaner Jimmy Donaldson in zehn Jahren das Online-Phänomen MrBeast gemacht haben – und damit den kommerziell erfolgreichsten Youtuber der Welt.

Geld verschenken

Wer noch nie etwas von MrBeast gehört hat, dem sei die Welt des "Elon Musk der Content-Creator", wie ihn die "New York Times" 2021 nannte, kurz erklärt. 2012 beginnt der damals 13-Jährige unter dem Namen MrBeast6000 Videos für die Plattform Youtube zu produzieren. Er spielt Videospiele vor laufender Kamera und lässt sich immer wieder neue Formate einfallen. Sein erster großer Hit wird Anfang 2017 ein Video, in dem man ihn bis 100.000 zählen sieht.

Schon 2020 nannte MrBeast Elon Musk als Vorbild.
Foto: Twitter

Eigentlich soll der Teenager das College besuchen, bricht aber nach zwei Wochen ab und soll damals zu seiner Mutter gesagt haben: "Bevor ich etwas abseits von Youtube mache, bleibe ich lieber arm." Seine Mutter akzeptiert das und unterstützt ihn weiter. Donaldson analysiert ab diesem Zeitpunkt sehr genau, welche Videos funktionieren und welche nicht, und überlässt somit wenig dem Zufall. Die Follower-Zahl von einer Million knackt er mit weiteren Ausdauerstunts, etwa 24 Stunden lang einen Fidget Spinner zu drehen.

Seine Einnahmen steigen, doch steckt er nicht einfach alles in die Tasche, sondern investiert das Geld in seine wachsende Fanschar. So greift er Ideen aus Gameshows oder Einkaufszentren auf, die Material für seinen Kanal liefern sollen. Donaldson lässt seine Abonnenten beispielsweise Hand an einen Lamborghini legen – derjenige, der am längsten durchhält, bekommt das Luxusauto geschenkt. Er beginnt vor laufender Kamera Geld an zufällig ausgewählte Personen zu verschenken, was schnell zum viralen Lauffeuer wird.

Viele Youtuber kopieren die Idee, sogar der populäre Rapper Drake greift das Verschenken von Dingen in seinem Video "God's Plan" auf und erreicht damit 1,4 Milliarden Aufrufe.

Eine Million Menschen waren Online-Zeitzeugen, als der populärste Youtube-Kanal von MrBeast die 100-Millionen-Marke überschritt.
Foto: Twitter/MrBeast

Haus des Geldes

Das Verschenken von Geld kommt auch bei MrBeast weiterhin gut an und soll auch in anderen Formen den Youtube-Kanal weiter begleiten. Donaldson bietet Leuten 100.000 Dollar, wenn sie ihren Job kündigen, kürt den Gewinner eines simplen Versteckspiels mit 70.000 Dollar oder gibt kurzerhand seine Kreditkarte in die Hände von Fremden. Auch er selbst stellt sich Aufgaben, die man für einzelne Youtube-Videos gut titeln kann. "Ich habe eine goldene Pizza für 70.000 Dollar gegessen", "Ich habe alles aus fünf verschiedenen Shops gekauft" oder "Ich habe 24 Stunden im Eis überlebt".

All diese Videos – und natürlich auch das über den Kauf einer privaten Insel – haben im Schnitt zwischen 70 und 170 Millionen Aufrufe. Diese enorme Reichweite bleibt natürlich auch potenziellen Werbepartnern nicht verborgen.

Deal fürs Leben

Während andere Youtuber mit Werbedeals und verkauften Inhalten versuchen, Reichweite und zusätzliches Einkommen zu generieren, beweist Donaldson zudem starken Unternehmergeist. Im Jahr 2020 veröffentlicht er das Smartphone-Spiel "Finger on the App", das ihm zufolge seitdem 100 Millionen Menschen heruntergeladen haben. Im selben Jahr gründet er das Fastfood-Restaurant MrBeast Burger. Innerhalb von einem Jahr gibt es rund 1.000 Standorte in den USA, Kanada und Großbritannien.

Neben anderen Geschäftsideen, etwa dem Vertreiben von Schokoriegeln namens "MrBeast Bars", oder Kooperationen mit Content-Vermarktern läuft auch der früh ins Leben gerufene Fanshop, wo man zahlreiches Merchandise von Donaldson kaufen kann. So verwundert es nicht, dass der junge Mann im September laut eigenen Aussagen ein Angebot von einer Milliarde Dollar für sein Imperium ausschlägt. Im "Flagrant Podcast" wird er darauf angesprochen und gefragt, für welche Summe er in etwa verkaufen würde.

"Es ist verrückt, und eigentlich will ich es gar nicht sagen, weil ich genau da bin, wo ich immer sein wollte", leitet Donaldson die Antwort ein. Basierend auf seinen erfolgreichen Geschäften sollten es aber wohl eher "zehn Milliarden oder 20 Milliarden" sein. Nicht erst seit diesem Angebot rechnen Analysten aus, wie hoch das Gesamtvermögen des Youtubers aktuell sein könnte.

MrBeast und seine Fans.

Allein durch Werbeeinnahmen auf Youtube werden seine monatlichen Einnahmen auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen Gewinne aus seinen anderen Geschäftsbereichen und gelegentlichen Kooperationen. "Forbes" stufte Donaldson im Jänner 2022 als den bestverdienenden Youtuber ein, nachdem er im Jahr davor schätzungsweise 54 Millionen Dollar verdient haben soll. Durch das regelmäßige Verschenken beziehungsweise Kaufen von Luxusgütern bleibt laut aktuellen Meldungen ein geschätztes Vermögen von rund 22 Millionen Euro auf dem Bankkonto von Herrn Beast.

Der Agentur Bloomberg erzählte er 2020: "Wenn du einmal weißt, wie Videos viral gehen, gilt es einfach, möglichst viele davon zu produzieren." Man könne so praktisch "unendlich viel Geld" drucken.

Foto: Youtube/MrBeast

Die Kehrseite des Ruhms

Im Netz vielerorts als "Youtubes größter Philanthrop" gefeiert, musste er sich über die Jahre allerdings auch Kritik gefallen lassen. 2021 erzählten ehemalige MrBeast-Mitarbeiter der "New York Times", das Verhalten ihres Ex-Chefs habe sich immer dramatisch verändert, wenn die "Kameras einmal nicht eingeschaltet waren". Ein Editor des Kanals, der knapp zwei Jahre für Donaldson gearbeitet hatte, erzählte von täglichen Beschimpfungen. Zudem wurden Mitarbeiter, die nicht Donaldsons Freundeskreis gehörten, nie als Content-Schaffende auf einem der Kanäle aufgeführt.

Einer der Ex-Mitarbeiter veröffentlichte nach seinem Ausstieg ein Video auf Youtube mit dem Titel "Meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit MrBeast". Er habe es aber bald wieder gelöscht, nachdem Hardcore-Fans ihm mit Todesdrohungen Angst gemacht hatten. Angriffe, die von MrBeast in keinem Video verurteilt wurden.

MrBeast

Was für ein Leben

Auf die eingangs erwähnte Insel hat Donaldson übrigens vor drei Monaten 100 seiner Abonnenten einfliegen lassen. In einer kinderfreundlichen Version von "Squid Game" mussten diese dann in diversen Disziplinen gegeneinander antreten – unter anderem mussten 50.000 Dollar verbrannt werden, wenn man im Rennen bleiben wollte. Am Ende gewann eine junge Frau die Insel und zeigte sich gerührt. Das Video lief allerdings nach dem großen Finale noch ein paar Minuten weiter.

Donaldson präsentierte in dieser Zeit die Youtube-Trophäe, die er anlässlich seiner 100 Millionen Follower erhalten hatte. "Das bedeutet mir die Welt, wirklich", sagt der junge Mann in die Kamera. Die letzten Sekunden des Videos werden von Eigenwerbung befüllt. Ab sofort könne man das dem Anlass entsprechende Merchandise im MrBeast-Shop kaufen – egal ob Wasserflasche, T-Shirt oder Socken. (Alexander Amon, 21.11.2022)

Korrektur: Das geschätzte Vermögen des Mr. Beast liegt freilich bei 22 Millionen Euro, nicht 22 Milliarden Euro. Der Fehler wurde korrigiert.