Menschen an Bord der Ocean Viking am 11. November.

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Paris – Von den 234 schiffbrüchigen Migranten, die vergangene Woche mit dem Rettungsschiff Ocean Viking in Toulon gelandet sind, wurde 123 die Einreise nach Frankreich verweigert. Dies teilte das Innenministerium in Paris mit. 26 der 44 vom Schiff geretteten Minderjährigen haben die Aufnahmeeinrichtungen in der südfranzösischen Provinz Var verlassen, bestätigten die lokalen Behörden.

Laut Christophe Paquette, stellvertretender Direktor für Solidarität im Departement Var, war die Flucht der Minderjährigen "vorhersehbar". Unter den 26 Jugendlichen befanden sich mehrheitlich Eritreer, die zu Verwandten in anderen Ländern wie den Niederlanden, Luxemburg, der Schweiz oder Deutschland ziehen wollen.

"Unsere Aufgabe ist es, diese Minderjährigen zu schützen, nicht sie festzuhalten", fügte Paquette hinzu. Er erklärte, dass seine Abteilung ihre Abreise organisiert habe, nachdem sie "versucht habe, die Jugendlichen davon abzubringen". "Die Minderjährigen, die uns verlassen haben, haben sich vorbildlich verhalten. Sie haben sich bei uns bedankt", so Paquette laut Medienangaben.

Le Pen kritisiert Macron

Marine Le Pen kritisierte Präsidenten Emmanuel Macron und Innenminister Gérald Darmanin wegen des Falls der Ocean Viking. "Unsere Regierung wird durch die Flucht von 26 Minderjährigen von der Ocean Viking gedemütigt, und die Franzosen stellen wieder einmal fest, dass die Migration außer Kontrolle geraten ist", beklagte die Chefin des Rassemblement National in einem Tweet.

Zuletzt war ein direkter Konflikt zwischen Italien und Frankreich hochgekocht. Die Regierung von Italiens ultrarechter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte sich vergangene Woche geweigert, die Ocean Viking in einen italienischen Hafen einfahren zu lassen. Nach einer Hängepartie nahm Frankreich das Schiff mitsamt einem Drittel der Menschen auf, warf Italien aber einen Verstoß gegen internationales Recht vor. (APA, 18.11.2022)