Die Frage nach einem Fonds für Klimaschäden spaltet die Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh.

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Die Klimaverhandlungen in Sharm el-Sheikh stocken. Die Verhandler sind gespalten bei der Frage, wer für die Schäden aufkommen soll, welche die Klimakrise verursacht und verursachen wird. Das Wetter wird immer wütender, setzt an der einen Stelle ganze Länder unter Wasser und lässt anderswo Pflanzen auf den Feldern verdorren. Nicht alles lässt sich verhindern, nicht alles ist reparierbar.

Von jenen, die hauptverantwortlich sind für die Klimakrise und die es sich leisten können, fordern die vulnerabelsten Staaten deshalb Unterstützung – zu Recht. Staaten wie Pakistan, das im Herbst zu einem Drittel unter Wasser stand, können den Wiederaufbau nicht allein stemmen.

Überholte Definitionen

Doch es sind nicht nur arme Nationen wie Pakistan oder untergehende Inselstaaten, die in Sharm el-Sheikh nach Entschädigung rufen. Rund 130 Staaten, die sich als G77 organisiert haben, fordern einen neuen Fonds für Klimaschäden. Unter ihnen sind auch Nationen wie China, Indien, Brasilien oder Saudi-Arabien vertreten. Diese großen, wirtschaftlich aufstrebenden Länder könnten die Schäden, welche die immer extremeren Wetterereignisse verursachen, auch selbst begleichen.

Einen Gegenvorschlag der EU, die Hilfe ausschließlich den vulnerabelsten Staaten zukommen zu lassen, steht die G77 skeptisch gegenüber. Vor allem China beruft sich auf seinen Status als Entwicklungsland, das es in der UN-Klimarahmenkonvention aus dem Jahr 1992 offiziell noch immer hält.

Die Welt vor dreißig Jahren

Damals war die Welt eine andere: Sie war aufgeteilt in wirtschaftlich hochentwickelte Länder auf der einen und einkommensschwache Länder auf der anderen Seite. Die einen bliesen besonders viel Treibhausgase in die Atmosphäre, die anderen besonders wenig. Man teilte die knapp 200 Staaten also in Entwicklungs- und Industrienationen ein.

Doch 30 Jahre später ist die Situation völlig anders. Immer noch gibt es Staaten, die bitterarm sind, und solche, in denen die Menschen im Überfluss leben. Doch die Trennlinie zwischen den Ländern hat sich verschoben – auf der Weltklimakonferenz wird dazu vor allem die Rolle Chinas diskutiert. Dieses ist nicht nur zum größten CO2-Produzenten aufgestiegen, sondern hat auch im Pro-Kopf-Ausstoß viele europäische Länder überholt – selbst wenn man die Exporte von der Rechnung abzieht.

Länder wie China müssen sich nun neu positionieren. Eine einfache Diskussion wird das nicht. Wohlhabende Staaten müssen weiterhin vorangehen, beim Klimaschutz, aber auch bei der Hilfe für jene, die besonders unter der Klimakrise leiden. Zu diesen wohlhabenden Staaten zählt immer mehr auch China, in Zukunft wohl auch Staaten wie Indien oder Brasilien.

Sie müssen den Weg freimachen, damit das Geld für Klimaschutz, Adaption und Klimaschäden seinen Weg dorthin findet, wo es wirklich gebraucht wird. Auf der Situation von 1992 zu beharren entbehrt jeder Grundlage. (Philip Pramer, 19.11.2022)