Haie gelten für viele Menschen noch immer unberechtigterweise als Bestien der Ozeane. Etwa 100 Millionen Haie werden jährlich für Fleisch und Flossen getötet.
Foto: Jim Abernethy / IFAW

Wildtiere müssen unter besonderen Schutz gestellt werden: Die globale Biomasse frei lebender Säugetiere an Land und zu Wasser beträgt nur etwa fünf Prozent, ganze 95 Prozent entfallen auf Menschen und ihre Nutztiere. Neben Säugetieren gibt es freilich viele weitere große und kleine Tiere, die von Menschen als Nahrungsmittel genutzt werden und deren Schutz notwendig ist, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Das betrifft gerade auch die Weltmeeren, obwohl für viele unsichtbar bleibt, wie stark deren Ökosysteme bedroht sind. Wie eine kürzlich im Fachjournal "Science" veröffentlichte Studie zeigte, sind die Bestände von Raubfischen von den 1950er-Jahren bis in die späten 2000er-Jahre stark zurückgegangen.

Seitdem konnten sich manche Bestände durch bessere Schutzstrategien bereits etwas erholen. Die Anzahl der Thunfische und der Gruppe der "Billfish", zu denen etwa der Blaue Marlin gehört, ist demnach leicht gestiegen. Schwierig ist die Lage jedoch weiterhin für Haie, die mitunter als Beifang in Fischernetzen landen. "Wenn wir nichts gegen die Überfischung und das Fehlen eines wirksamen Managements unternehmen, bedroht der Verlust dieser Arten das Gleichgewicht der Ökosysteme und gefährdet die Ernährungssicherheit und die Arbeitsplätze sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern", sagt der an der Studie beteiligte kanadische Biodiversitätsforscher Nick Dulvy.

DER STANDARD

Umso wichtiger sind internationale Grundlagen zum Schutz der gefährdeten Haie. Nun konnte bei der Artenkonferenz in Panama ein Durchbruch gefeiert werden: Die 184 Staaten, die das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) unterstützen, haben entschieden, 60 weitere Haiarten zu schützen. Diese kommen weniger durch Beifang in Bedrängnis, sondern werden gezielt gejagt, weil ihr Fleisch und ihre Flossen teuer verkauft werden – oder sehen geschützten Arten so ähnlich, dass ihre Körperteile im Handel nicht von diesen zu unterscheiden wären.

Haiflossen gelten wie auch das Fleisch dieser Fische in Hongkong als Delikatesse.
Foto: APA / AFP / Isaac Lawrence

Trendwende im Schutz der Meerestiere

Erstmals stehen damit sechs Hammerhaie – von denen bisher nur wenige durch das Cites-Übereinkommen geschützt waren – und 54 Requiemhaie unter internationalem Schutz. Einige dieser Arten haben in den vergangenen 50 Jahren einen Individuenrückgang um bis zu 70 Prozent erfahren.

Requiemhaie, die auch als Grauhaie bezeichnet werden, werden künftig besser geschützt.
Foto: APA / AFP / Joseph Prezioso

Die Entscheidung wird zur stärkeren Regulierung des Handels führen: Um diese Tiere zu kaufen und zu verkaufen, sind dann Genehmigungen und Nachweise notwendig, der Handel muss rechtlich also stark eingeschränkt werden – gesprochen wird von "nachhaltigem Handel". neue Die Bestimmung bedeutet, dass bald der Umgang mit beinahe allen Haispezies – sowie mit ähnlichen Fischen, die für ihre Flossen begehrt sind – durch das Übereinkommen geregelt wird, wie der Internationale Tierschutzfonds IFAW mitteilte.

Die Panama-Delegierte Shirley Binder freut sich bei der Weltartenkonferenz über den stark erweiterten Schutz für Haie.
Foto: APA / AFP / Luis Acosta

"Dieses Votum kann eine Trendwende darstellen und auch jenen Haiarten den dringend benötigen Schutz bringen, die lange Zeit übersehen wurden", sagt Barbara Slee vom Tierschutzfonds. Darüber hinaus wurde auch entschieden, südamerikanische Süßwasserstechrochen erstmals global unter Schutz zu stellen sowie drei Arten von Seegurken, die ebenfalls als menschliches Nahrungsmittel genutzt werden. Kommende Woche sollen diese Neuerungen im Plenum bestätigt werden.

Elfenbeinhandel verboten

Nach der ersten Verhandlungswoche ist auch klar, dass der Elfenbeinhandel verboten bleibt, welcher 1989 beschlossen wurde und über den man erneut diskutierte. Simbabwe hatte vorgeschlagen, das Handelsverbot dort sowie in Südafrika, Namibia und Botswana zu lockern. Abgelehnt wurde hingegen eine Verschärfung des Schutzes von Elefanten im Süden Afrikas und auch ein Handelsverbot für Nilpferde.

"Die Staatengemeinschaft hat dem Handel mit Elfenbein von Elefanten heute eine klare Absage erteilt – leider gilt das nicht für Flusspferde, die ebenfalls Opfer der Elfenbein-Wilderei sind", teilte Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife mit. Auch die Eckzähne dieser Tiere werden für Kunsthandwerk mit Elfenbein genutzt. In der zweiten und abschließenden Woche der Konferenz wird unter anderem über den Schutz von Löwen, Jaguaren, Vögeln, Reptilien und Amphibien diskutiert. (sic, 19.11.2022)