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Kuala Lumpur – Bei der Parlamentswahl in Malaysia zeichnet sich am Samstag wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale ein möglicher Sieg der oppositionellen Koalition Pakatan Harapan (Allianz der Hoffnung, PH) ab. Die PH konnte nach Auszählung von 76 Prozent der Stimmen 60 der 222 Sitze für sich gewinnen. Eine weitere Oppositionsfraktion Perikatan Nasional (Nationale Allianz, PN) lag bei 48 Sitzen, das bisherige Regierungsbündnis Barisan Nasional (Nationale Front, BN) bei 24 Sitzen.

Für die einfache Mehrheit sind 112 Sitze nötig. Jedoch war das Rennen am späten Abend noch nicht entschieden. 21 Millionen der rund 32 Millionen Malaysier waren wahlberechtigt. Die Beteiligung war sehr hoch, aber es gab am Abend noch keine endgültigen Zahlen. In den Warteschlangen waren den ganzen Tag über besonders viele junge Menschen zu sehen. Grund: Erstmals waren alle Bürger ab 18 Jahren stimmberechtigt – davor hatte das Mindestalter noch bei 21 Jahren gelegen.

Selbstloser Ex-Präsident

Die politische Landschaft in Malaysia ist von Wirren geprägt – in den vergangenen vier Jahren gab es drei verschiedene Regierungschefs. Der bisherige Ministerpräsident Ismail Sabri Yaakob hatte im Oktober nach einem Zerwürfnis zwischen seiner Partei UMNO und deren Verbündeten das Parlament aufgelöst und eine Neuwahl angekündigt. Eigentlich hätte das Land erst im nächsten Jahr wieder wählen sollen.

Trotz Protesten von Politikern und Bürgern hatte die Wahlkommission den Wahltermin mitten in die Regenzeit gelegt. Wegen starker Niederschläge und Überschwemmungen mussten Tausende Malaysier in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen. Viele Betroffene kündigten an, wegen der Situation nicht wählen zu gehen.

Bei der Abstimmung war auch der mittlerweile 97 Jahre alte frühere Ministerpräsident Mahathir Mohamad angetreten, um seinen Parlamentssitz zu verteidigen. Er war von 1981 bis 2003 Regierungschef. Als er von 2018 bis 2020 erneut regierte, war er der älteste Ministerpräsident der Welt. Obwohl er sich nicht offiziell um den Chefposten bewirbt, hatte er kürzlich erklärt, er stehe für das Amt zur Verfügung, "falls es keine geeigneten Kandidaten gibt". (APA, 19.11.2022)