Elon Musk ist ein Mann der Superlative. Doch was er seit seinem Einstieg bei Twitter an Chaos, Verantwortungslosigkeit und Destruktion entfesselt hat, spottet jeder Beschreibung. Erst redete er den Wert seines 44-Milliarden-Dollar-Investments herunter. Dann fuhr er nach der Übernahme innerhalb weniger Tage den Kurznachrichtendienst mit Massenkündigungen und kopflosen Strategieänderungen an den Rand des Kollapses. Derweil führte er auf der Plattform, über deren viele Fake-Accounts er selber Klage führt, eine Scheinumfrage durch. Damit schafft er es, gleichzeitig zum Apologeten und Bittsteller Donald Trumps zu werden. Eine Meisterleistung.

Musk führte über Trumps Rückkehr auf Twitter eine Scheinumfrage durch.
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Wäre Musk tatsächlich jener Vorkämpfer der freien Rede, als der er sich gerne in Szene setzt, dann hätte er die angekündigte Kommission zum Umgang mit Twitter-Sperren unabhängig besetzt und objektive Regeln für das Verhalten in der digitalen Welt entwickeln lassen, wie sie überall sonst auch gelten. Stattdessen inszenierte er die Trump-Rückkehr als gigantisches Clickbaiting und demonstrierte damit, dass er Trump in seinem taumelnden Netzwerk viel dringender braucht, als umgekehrt Trump auf Twitter angewiesen ist.

Der Präsidentschaftsbewerber aus Palm Beach wird sich nun zieren und bitten lassen. Das schmeichelt seinem narzisstischen Ego. Allein die Wiederherstellung seines Accounts aber sendet eine verheerende Botschaft aus: Lügen, Hetze, Beleidigungen und Hass sind bei Twitter willkommen. Der Kurznachrichtendienst wird zur Kloake. (Karl Doemens, 20.11.2022)