Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist mit dem Ergebnis der Konferenz nicht glücklich.

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Die rund 200 Teilnehmerstaaten der Weltklimakonferenz haben sich darauf geeinigt, einen Fonds zur finanziellen Unterstützung ärmerer Länder einzurichten, die von Folgen der Erderwärmung besonders hart betroffen sind. Bekräftigt wurde zudem die Vorgabe, die Kohlenutzung herunterzufahren. Ein Abschied von sämtlichen fossilen Brennstoffen floss in den Abschlusstext aber nicht ein. Deutliche Kritik gab es daran, dass sich die COP-27-Teilnehmer nicht darauf einigen konnten, die Staaten bei der Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase stärker in die Pflicht zu nehmen.

"Auch ich bin enttäuscht vom Ergebnis dieser Konferenz", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag im Ö1-"Morgenjournal". "Wir sind im entscheidenden Punkt der Emissionsreduktion keinen wesentlichen Schritt weitergekommen als letztes Jahr in Glasgow. Das ist eine Enttäuschung, denn wir brauchen im Klimaschutz jetzt mehr Entschlossenheit, mehr Tempo, genau darum geht es bei den Konferenzen."

Zeichen der Solidarität

Gleichzeitig verbuchte die Ministerin den Unterstützungsfonds für Entwicklungsländern als Erfolg. "Das ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität, das bildet Vertrauen für die nächste Konferenz, und genau darauf können wir aufbauen. Aber das heißt: ab heute weiter kämpfen für den Klimaschutz." Dennoch sei der Fonds kein Allheilmittel: "Wir werden uns aus dieser Krise nicht herauszahlen können. Wenn wir beim Klimaschutz nicht weiterkommen, werden die Schäden katastrophal. Das kann kein Fonds, kein Geld der Welt mehr abmildern."

Die COP 27 fand in Sharm el-Sheikh in Ägypten statt.
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Vom Vorschlag, die Konferenz auch einmal scheitern zu lassen, statt sich auf Minimalkompromisse festlegen zu lassen, hält Gewessler wenig: "Die Konferenz findet ja nicht im luftleeren Raum statt. Die ist eingebettet in eine geopolitische Dynamik und in viele weitere Fragen. Das muss man bedenken bei der Frage: Eskaliert man, lässt man scheitern, oder versucht man einen Kompromiss zu finden?" Die Konferenz sei der einzige Prozess, den man habe, um global in Sachen Klimaschutz weiterzukommen.

"Habt ein Herz und tut etwas", fordert die 10-jährige ghanaische Klimaaktivistin Nakeeyat Dramani auf der COP27 bei einer Rede vor Delegierten und dem COP-Vorsitz im ägyptischen Sharm el Sheikh
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Österreich auf "Aufholjagd"

Umsetzen müsse man den dann allerdings zuhause. Österreich sieht Gewessler dabei auf einer "Aufholjagd": "Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren soviel im Klimaschutz gemacht wie wahrscheinlich die zehn Jahre davor nicht. Das Erneuerbaren-Ausbaugesetz, das Erneuerbaren-Wärmegesetz im Parlament, das gesteigerte Budget für die Klimawende, das Bahnausbaupaket und das Klimaticket seien alle wichtige Schritte in die richtige Richtung – aber immer noch nicht genug.

"Wir sind in einer Situation, in der jedes Zehntelgrad für hunderte Millionen Menschen einen Unterschied macht: ob die noch in ihren Heimatländern leben können, ob Afrika noch bewohnbar ist. Und ich werde weiter für jedes Zehntelgrad kämpfen, so wie viele anderen Menschen", so Gewessler. (rio, Reuters, 21.11.2022)