2022 ist Geschichte.

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PSG-Star Verratti hatte zu kämpfen.

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Rangnick hat wohl viel Gutes gesehen.

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Wien – Österreichs Fußball-Teamspieler haben sich am Sonntag mit einem gelungenen Jahresabschluss in die Winterpause verabschiedet. Das 2:0 im Testmatch im Wiener Happel-Stadion über Italien habe die Qualität gezeigt, die in der Mannschaft stecke, lautete danach der einhellige Tenor der ÖFB-Internationalen. Nun gelte es, ab März 2023 in der EM-Qualifikation an die Leistung gegen den Europameister anzuknüpfen.

Die Teilnahme an der EM 2024 ist das große Ziel der Schützlinge von Ralf Rangnick. Diesbezüglich machten David Alaba die jüngsten Leistungen Mut. "Das Potenzial steckt in uns, solche Spiele abzuliefern. Das haben wir auch in der Vergangenheit gezeigt, aber dann das Spiel liegengelassen. Wir haben immer wieder gute Ansätze gezeigt und dann doch den Kürzeren gezogen, aber heute haben wir die Partie für uns entschieden", erklärte der Kapitän, der einen Freistoß sehenswert zum 2:0 versenkte.

Der Schlüssel

Die Darbietung gegen Italien ließ Alaba optimistisch in die Zukunft blicken. "Ich will das Spiel nicht überbewerten, aber es tut schon gut, gegen so eine Mannschaft zu gewinnen. Jetzt wollen wir nächstes Jahr voll angreifen und so weitermachen. Wir sind auf dem richtigen Weg."

Dieser Meinung schloss sich Christoph Baumgartner an. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, waren extrem griffig und extrem aktiv im Pressing. Und auch im Spiel mit dem Ball waren wir sehr ordentlich unterwegs", bilanzierte der Hoffenheim-Profi. Ein Schlüssel zum Erfolg sei die aggressive Zweikampfführung gewesen. "Wenn du gegen so eine Truppe spielst, musst du eklig sein. Da kann man ihnen die Lust am Spielen nehmen, das ist uns heute gut gelungen."

Beim Schiri

Vor allem Italiens Mittelfeldstar Marco Verratti von Paris Saint-Germain haderte mit der Spielweise der Österreicher. "Er war die ganze Zeit beim Schiedsrichter und hat sich beschwert, dass wir zu hart spielen", erzählte Nicolas Seiwald.

Von ähnlichen Erfahrungen berichtete Xaver Schlager, der sein Tor zum 1:0 mit einem Zweikampfgewinn gegen Verratti selbst einleitete. "Er hat sich viel beim Schiedsrichter aufgeregt. Wahrscheinlich ist er in Frankreich gewohnt, dass er nicht so oft berührt wird", sagte der Leipzig-Profi, der Verratti aber enorme Qualitäten attestierte. "Er ist ein überragender Fußballer, der meiner Meinung nach zu sehr unterschätzt wird. Ich schaue ihn mir sehr gern an, doch einen Freifahrtschein hat er nicht."

Wermutstropfen

Baumgartner vermutete, Verratti und seine Mitspieler hätten wohl weniger Gegenwehr erwartet. "Vielleicht haben sie nicht damit gerechnet, dass wir am Ende des Jahres noch einmal so etwas raushauen." Den Sieg über die Italiener bezeichnete der Offensivmann als "richtungsweisend. Wir haben heute ein Zeichen an die Öffentlichkeit, Fans und Medien gesendet, was wir im nächsten Jahr vorhaben. Genau das heutige Spiel muss der Gradmesser sein", sagte Baumgartner.

Nur ein Wermutstropfen blieb für den 23-Jährigen – beim ersten österreichischen Sieg über den vierfachen Weltmeister seit 1960 kamen nur 18.000 Zuschauer ins Happel-Stadion. Marko Arnautovic hatte für den enttäuschenden Besuch Verständnis. "Sonntag, 20.45 Uhr, die Leute arbeiten morgen, es ist kalt, sie haben Kinder und Familie zu Hause – da ist es nicht einfach, ins Stadion zu kommen", betonte der Rekordteamspieler.

"Shampoo, Marko Arnautovic"

Diejenigen, die trotzdem gekommen waren, wurden laut Arnautovic mit einem "richtig guten Spiel" belohnt. "Das sind wir. Wenn wir weiter so arbeiten, dann können wir noch Großes erreichen." Bis dahin warte jedoch ein hartes Stück Arbeit. "Wir sind noch nicht auf dem Niveau wie Frankreich, Kroatien, auch Italien, aber wir sind nicht weit davon entfernt und wollen dort hinkommen."

Sein Bologna-Klubkollege Stefan Posch ließ die große Chance auf das 3:0 aus, als er per Kopf aus kurzer Distanz an Goalie Gianluigi Donnarumma scheiterte. "Der hat ein Dreieck am Schädel", lieferte Arnautovic augenzwinkernd als Begründung, warum es für Posch mit dem Torerfolg nicht klappte. Damit spielte der Goalgetter auf eine Beule in einer Art Dreiecksform an, die Posch auf der Stirn trägt, seit er vor einigen Monaten eine tiefe Platzwunde erlitten hat. Der Verteidiger nahm die Arnautovic-Aussage schmunzelnd zur Kenntnis. "Wir kennen alle den Marko, da brauche ich keine Retourkutsche zu geben. Shampoo, Marko Arnautovic", sagte Posch. (APA, 21.11.2022)