Mission am Mond: "The Silent Sea" mit Lee Mu-saeng und Cha Rae-Hyeong bei Netflix.

Foto: Netflix

Wie war Weihnachten vor der Zeit des Streamings? "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", "Michel aus Lönneberga", "Pippi Langstrumpf" und "Ist das Leben nicht schön", gut verteilt über die Feiertage, das musste sein. Wie ist Weihnachten heute? Genauso. Zwischen 24. und 26. Dezember haben die Plattformen keinen Auftrag bei mir. Davor und danach ja, und zwar ausgiebig. Aber drei Tage Streamingdetox. Basta.

Immerhin gibt es endlich einen Starttermin für das nächste "big thing" aus dem britischen Königshaus.* Die größtenteils dröhnend öde Staffel von "The Crown" konnte meinen Bedarf an schlüpfrigen Schlüssellochgeschichten nicht einmal ansatzweise stillen. Nachschub in Form einer Netflix-Doku von, mit und über Harry und Meghan kommt am 8. Dezember. Der Gossip dazu ist schon jetzt nicht schlecht.

Harry und Meghan, bitte warten

Laut Medienberichten soll nämlich die Regisseurin Garrett Bradley ihre Arbeit an der Doku hingeschmissen haben – und die Nerven vielleicht gleich dazu. Als Grund wurden "kreative Differenzen" zwischen ihr und den Royals angegeben. Ersatz scheint bereits gefunden. US-Regisseurin Liz Garbus übernimmt die Produktion. Wie es weitergeht, ist noch offen. Nach dem Tod der Queen scheint das Ehepaar nun zu einer softeren Darstellung der Familienverhältnisse zu tendieren, was so offenbar nicht im Skript stand.

Und sonst? Am 8. Dezember startet mit Paramount+ die nächste US-Streamingplattform. Im Angebot hat sie die gesamte "Star Trek"-Flotte und im Dezember gleich ein echtes Schlachtschiff: "Strange New Worlds" kehrt mit Warp-Geschwindigkeit zu den Anfängen der Serie zurück. Anson Mount übernimmt die Hauptrollen als Pike, Rebecca Romijn und Ethan Peck sind Nummer eins und Spock. Dazu jede Menge Blockbuster und Serien, etwa "Dexter", "The Good Wife" und für die lieben Kleinen "Paw Patrol". Preis für weitere rund 9.000 Stunden Programm: 7,99 Euro monatlich, 79,90 Euro als Jahresabo oder inkludiert im Paket bei Sky. Wer's braucht.

Hier die Highlights für den Dezember:

Sort of 2

Sabi Mehboob (Bilal Baig) bewegt sich zwischen den Identitäten: von der sexy Barkeeperin in einer Buchhandlung und Kaffeebar über den jüngsten Spross einer pakistanischen Großfamilie bis hin zur Nanny einer Hipster-Familie in der City. Sabi hat das Gefühl, dass er/sie sich in allen Bereichen seines/ihres Lebens in einer Übergangsphase befindet. Zehn neue Folgen der kanadischen LGBTQ+-Comedy. Fluid, auch im Sinne von: Es flutscht. 1. 12., HBO Max – Österreich-Start wird nachgereicht

HBO Max

Slow Horses 2

Diese allerfeinst besetzte Spionagethrillerserie gehört definitiv zu meinen Serien des Jahres. Zuckergoscherl Gary Oldman spielt wieder Jackson Lamb, den brillant-grindigen, aber unberechenbaren Anführer einer Spionagetruppe im ranguntersten Slough House der MI5. Nicht minder brillant Oldmans Mitspielende, allen voran Kristin Scott Thomas ("Darkest Hour"), Jonathan Pryce ("The Two Popes") und Jack Lowden ("Dunkirk"). 2. 12., Sky

Apple TV

Star Trek: Strange New Worlds

Rein optisch ein Selbstläufer, aber können Captain Pike, Spock und der Rest dieser Retro-Sternentruppe die hochgesteckten Erwartungen erfüllen? In den USA, wo die Serie bereits im Mai gestartet ist, wird sie als bestes neues "Trek" seit Jahren gehandelt. Jauchzet, frohlocket! 8. 12., Paramount+

Paramount Plus

The Man Who Fell to Earth

Das Remake von Nicolas Roegs Film mit David Bowie als außerirdischem Wesen, das auf die Erde kommt, um eine Frau zu finden, die seine vor dem Aussterben bedrohte Art rettet. Was er vorfindet, ist jedoch um nichts besser als das, was auf seinem Planeten bereits passiert ist: eine Ökokatastrophe. Chiwetel Ejiofor spielt die Hauptrolle in einem der spannendsten Science-Fiction-Projekte des Jahres. Nicht nur wegen der Vorlage mein emotionales Highlight. Referenz: Jede Folge trägt den Titel eines Bowie-Songs. 8. 12. Paramount+

SHOWTIME

Little America

Apple TV+ gönnt sich und uns eine zweite Staffel der bewegenden Anthologieserie mit lustigen, romantischen, aufrichtigen, inspirierenden und überraschenden Geschichten von Einwanderern aus aller Welt, die in Amerika leben. Serie der Herzen und trotzdem alles andere als Patriotismusgebrüll. Wenn Sie nicht gleich zum Schauen kommen, heben Sie sich das für die Weihnachtsferien auf. Country Road. 9. 12. Apple TV+

Apple TV

German Crime Story: Gefesselt

Die erste deutsche Originalserie von Amazon Prime Studios mit Oliver Masucci und Angelina Häntsch. 9. 12., Amazon Prime

Mord im Auftrag Gottes

True Crime des Monats nach dem Bestseller von Jon Krakauer über den Mord an Brenda Wright Lafferty und ihrer kleinen Tochter in einem Vorort im Salt Lake Valley 1984. Detective Jeb Pyre untersucht den Fall, der ihn in den Dunstkreis der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage führt und den frommen Mormonen auch in seinem eigenen Glauben fordert. 14. 12., Disney+

FX Networks

Upstart Crow

Auch William Shakespeare hat einmal klein angefangen, gemäß dieser BBC-Sitcom sogar sehr klein. Vom literarischen "Establishment" wird er belächelt, und zu Hause hat er sowieso nichts zu sagen, und dann ziehen auch noch seine Eltern bei ihm ein. Typische BBC-Studioproduktion, geschrieben vom "Blackadder"-Autor Ben Elton, die in Großbritannien 2016 startete, seither 21 Folgen aufweisen kann und sich einiger Beliebtheit erfreute. Wenn auch die Hintergrundlacher nicht mehr ganz zeitgemäß erscheinen, so sind die Gags doch von zeitloser Schönheit. 15. 12., Canal+

BBC Comedy Greats

If These Walls Could Sing

Mary McCarthy führt in dieser Doku durch die neun Jahrzehnte Musikgeschichte der legendären Londoner Abbey Road Studios. Popgrößen wie Elton John, Paul McCartney, Roger Waters und Jimmy Page erinnern sich, wie sie ihre musikalische Sprache und Community gefunden haben. Archivaufnahmen zeigen die berühmten Studios, in denen unter anderem die Beatles ihr "White Album" aufnahmen, und den Zebrastreifen auf der Straße davor, der durch die 1969 erschienene Scheibe "Abbey Road" weltberühmt wurde. 16. 12., Disney+

Disney Plus

Tales of the Walking Dead

Der nächste Ableger der Zombieshow, weil nicht zu Ende ist, was nicht zu Ende sein darf. Hier also sechs neue Folgen über Leben, Sterben und Nicht-tot-sein-Können. Jede Episode erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte über einen Charakter der Originalserie. Das bedeutet ein Wiedersehen mit so manchen Helden der Vergangenheit. So wird Samantha Morton als Alpha eine ganze Episode füllen. Schlechte Nachrichten gibt's für all diejenigen, denen das alles schon zum Halse heraushängt. Drei weitere Ableger sind fix: In "The Walking Dead: Dead City" bekommen Maggie und Negan ihre eigene Show. "The Walking Dead: Daryl Dixon" zeigt Daryl und Carol beim Überlebenskampf und last but not least "The Walking Dead: Rick & Michonne" den Anführer der Herzen und die toughe Amazone. 20. 12., Disney+

Rotten Tomatoes TV

Emily in Paris

Was wäre Weihnachten ohne "Emily in Paris"? Weihnachten ohne "Emily in Paris" halt und im Grunde genommen verkraftbar, vielleicht sogar besser. Aber nichts da: Emily (Lily Collins) ist in der dritten Staffel zurück, um noch mehr Französinnen und Franzosen mit ihren Social-Media-Kenntnissen, ihrem Französisch und ihrem Sinn für Mode zu sekkieren. Endlich werden wir erfahren, ob sie bei ihrer amerikanischen Chefin Madeline (Kate Walsh) im Savoy bleiben oder der Französin Sylvie (Philippine Leroy-Beaulieu) zu ihrer neuen Marke folgen wird. Ich kann es kaum erwarten. 20. 12., Netflix

Netflix

Der Scheich

Auch Paramount+ produziert in Deutschland, hier eine Deutschschweizer Gaunerei von Dani Levy über den Hochstapler Ringo (Björn Meyer) aus dem Schwarzwald, der sich als unehelicher Erbe eines arabischen Scheichs ausgibt. "Als ihm ein Schweizer Geschäftsmann auf der verzweifelten Suche nach einem lukrativen Investor unerwartet Glauben schenkt, verstrickt sich Ringo immer mehr in das von ihm verursachte Chaos. Zwischen Schwarzwald und Zürich wird der Betrüger schon bald von Kleinstadtkriminellen gejagt, die ihre Chance auf einen Anteil an Ringos vermeintlichem Reichtum wittern." Und ich weiß bald nicht mehr, worin der Unterschied zwischen Streamingserien und altbackener deutscher Fernsehkomödie liegt. 22. 12., Paramount+

Filmtoast Trailer

The Silent Sea

Eine düstere Zukunft malt diese südkoreanische Serie: Die Wasservorkommen der Erde neigen sich dem Ende zu, weshalb sich Forscher auf den Weg Richtung Mond machen, um eine geheime Probe aus einer mysteriösen Forschungsstation zu bergen. An Ort und Stelle werden die Mondreisenden mit unheimlichen Begebenheiten konfrontiert, und das ist nicht nur ein sich näherndes "Biosignal". Statt "Stirb langsam" spielt es heuer am 24. Dezember auf Netflix "The Silent Sea", und so ganz anders ist das gar nicht. 24. 12. Netflix

Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

The Witcher: Blood Origin

Wenn das Christkind wieder nicht gebracht hat, was auf dem Wunschzettel stand, kann man sich mit diesem Hexen-Sidekick trösten. "Blood Origin" spielt 1.200 Jahre vor Geralts Zeit und erzählt von der ersten Sphärenkonjunktion und der Geburt des ersten Hexers. Im Mittelpunkt des Interesses stehen drei kriegerische Elfen, gespielt von Michelle Yeoh, Sophia Brown und Laurence O'Fuarain, und nach Geralts Schmach und Schande inklusive Neubesetzung durch Liam Hemsworth finde ich, das sind doch richtig gute Aussichten. 25. 12., Netflix

Netflix

Neuland

Berufssoldatin Karen Brandt (Franziska Hartmann) sucht ihre spurlos verschwundene Schwester Alexandra und soll sich um ihre beiden Nichten kümmern. Eine richtig gute Nanny ist Karen aber nicht. Seit ihrem Afghanistan-Einsatz ist sie schwer suchtkrank. Daneben gibt es Schlägereien in der Schule. In weiteren Rollen sind Godehard Giese, Serkan Kaya, Peri Maumeister, Mina Tander, Janek Rieke und Annke Kim Sarnau zu sehen. Kritiken der Serie, die in Deutschland in der ZDF-Mediathek abrufbar ist, sind voll des Lobes. 27. und 28. 12. im ZDF-Fernsehen

*Update: Die Ereignisse überschlugen sich. Die Serienvorschau Prie-View war nur wenige Stunden online und forderte einen Starttermin von "Harry und Meghan" ein, da gab ihn Netflix auch schon bekannt. 8. Dezember – danke dafür, das nenne ich flott. (prie)

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