Spätestens am Wochenende, rund um den ersten Adventsonntag, fährt Chris Rea wieder täglich für Weihnachten nach Hause, will Mariah Carey nur dich zu Weihnachten und lässt Lenka all ihre Glocken läuten. Auf den Streamingdiensten steigen bereits die Zugriffe auf Last Christmas von Wham!. Man wird den Weihnachtsliedern die nächsten fünf Wochen nicht entkommen. Grinch hin oder her.

Der Christkindlmarkt am Wiener Rathausplatz.
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Dabei würde es reichen, die Lieder dort zu spielen, wo sie hingehören und wo sie die Stimmung heben. Beim Punschstand zum Beispiel. Beim alljährlichen Christbaumaufstellen auf dem Rathausplatz jeder einzelnen Gemeinde. Oder im Radio. Dort kann man immerhin umschalten, wenn man die kuschelige Romantik so gar nicht ertragen will. Weihnachtshits und -lieder passen auch perfekt in die Konsumtempel, in denen wir dazu animiert werden sollen, unsere Liebe zu den Nächsten durch den Kauf möglichst vieler und teuerer Geschenke unter Beweis zu stellen.

Aber im Supermarkt, während man die Preise von umweltfreundlichem Klopapier vergleicht, kommt keine Weihnachtsstimmung auf, wenn man diese Lieder hört. Auch nicht in der Apotheke, wenn man um Kopfschmerztabletten ansteht. Oder beim Friseur, während man ein Update zum eigenen Haarausfall bekommt. Und erst recht nicht im Baumarkt, wenn man Fensterdichtungen kauft. Hört auf! Sonst wird aus dem "little drummer boy" womöglich der eine oder andere "drama boy". (Guido Gluschitsch, 22.11.2022)