Im Werbeprospekt sind die Menschen manchmal ein bisserl schöner als im echten Leben – aber davon abgesehen ist Urlaub in der Therme genau das, was einem versprochen wird. Warmes Wasser, tagsüber Dresscode Bademantel, viel Zeit zum Entspannen und am Abend ein gutes Essen im feinen Gewand. Gerade jetzt, im angehenden Winter, haben die Thermen Hochsaison. Dicke Nebelschwaden steigen von den Außenpools auf, in denen Massagedüsen Verspannungen im Rücken zu lindern versuchen. Alle scheinen mit sich im Reinen, viele Paare schmusen seit langem wieder einmal. Jeder scheint glücklich zu sein. Doch sind das wirklich alle?

Damit im späten Herbst der Nebel über den Außenbecken der Thermen aufstiegen kann, braucht man viel Energie – vor allem wenn das Thermalwasser aufgeheizt werden muss.
Foto: Reduce / Heldentheater

Bei den Betreibern der Thermen und Kuranstalten ist von einer entspannten Gelassenheit weniger zu merken. Erst mussten während der Pandemie einige Häuser schließen, nun trifft sie die Teuerung. Die Saunalandschaften brauchen viel Energie, und die ganzen Anlagen müssen so geheizt sein, dass man sich leichtestbekleidet wohlfühlt. Zudem haben nicht alle Thermen das Glück wie Bad Radkersburg, wo die Thermalquelle 80 Grad Celsius heiß aus dem Boden schießt und die Abwärme beim Runterkühlen des Wassers weiterverwendet werden kann. In Bad Tatzmannsdorf etwa kommt das Thermalwasser mit 34 Grad Celsius aus der Erde und muss dann in Stahlbehältern um weitere zwei Grad aufgeheizt werden.

Erneuerbare Energien

"Natürlich trifft die aktuelle Teuerung auch unser Unternehmen, und das in vielen Bereichen", erklärt Andreas Leitner, Geschäftsführer des Reduce-Gesundheitsresorts Bad Tatzmannsdorf. "Wir sind hier auf keinen Fall in ruhigen Gewässern, konnten aber durch die gemeinsame Energiebeschaffung innerhalb des Konzerns, der Landesholding Burgenland, zu teils moderateren Tarifen Energie beziehen." Was dem Unternehmen zusätzlich hilft, ist, dass schon vor Jahren das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus rückte. "Wir sind keine öffentliche Therme – sondern ein Hotelresort mit Therapiezentrum", sagt Andreas Leitner und erklärt, dass das Absenken der Temperatur in den Behandlungsräumen und im hoteleigenen Spa keinen Sinn ergebe, weil es dem Grund des Aufenthalts widerspreche. "Viel wichtiger ist es aus unserer Sicht, auf erneuerbare Energie zu setzen."

Seit 2015 wird das Reduce mit Fernwärme aus dem Biomasseheizwerk in Bad Tatzmannsdorf versorgt. Die Zeit der Pandemie nutzte das Resort für Renovierungsarbeiten. Und um eine Photovoltaikanlage mit mehr als 750 Kilowattpeak um rund 600.000 Euro auf den Flachdächern zu montieren. Die aktuelle Liquidität sei aber durch die Kombination der getätigten Investments und der nun folgenden Teuerungen nicht gefährdet, erklärt Andreas Leitner. "Wir kalkulieren sorgsam. Preisanpassungen nach oben werden auch wir zu einem bestimmten Teil an unsere Gäste weitergeben."

Kurzfristigere Buchungen

Dafür würden die Gäste auch Verständnis zeigen, und mit der Buchungslage sei man zufrieden, aber "die Buchungen sind sehr viel kurzfristiger und flexibel geworden. Das betrifft nicht nur die Urlaube, auch die Kuraufenthalte in unseren Kurhotels unterliegen bereits dieser Kurzfristigkeit."

Vor allem vor dem Hintergrund der "multiplen Krisen waren die Buchungen 2022 sehr gut", sagt auch Werner Cerutti, Geschäftsführer der Sonnentherme Lutzmannsburg-Frankenau. Im Moment sehe es allerdings danach aus, dass die Nachfrage für das erste Quartal des nächsten Jahres zurückgehe.

Finanziell gehe es der Sonnentherme nach den Lockdowns wieder besser, doch abermals leidet die Therme nicht nur durch die aktuelle Krise, sondern muss auch die Investitionen der letzten Jahre schultern. "Ja, die Teuerungen treffen uns in allen Bereichen", sagt Werner Cerutti und spricht neben den Kosten für die Energie auch jene fürs Personal, den Wareneinsatz und die Dienstleitungen an.

In Lutzmannsburg hat man die Parkplätze mit Photovoltaikanlagen überdacht und produziert so rund 30 Prozent des Stroms den man in der Sonnentherme braucht.
Foto: Sonnentherme Lutzmannsburg

Andererseits lohnen sich die Investitionen der vergangenen Jahre nun auch für das Unternehmen, vor allem was den Bereich Energie angeht. "Wir haben 2020 alle 600 Parkplätze mit einer Photovoltaikanlage mit 1600 Kilowattpeak überdacht. Damit produzieren wir rund 30 Prozent unseres Strombedarfs selbst." Dabei handle es sich um die größte Anlage dieser Art in Österreich mit schon jetzt 20 Stromtankstellen. Das System ist dabei so ausgelegt, dass es auf insgesamt rund 200 Ladepunkte erweitert werden kann. Den restlichen Strom kauft die Therme zu, und Werner Cerutti erklärt: "Gegenüber privaten Haushalten haben wir einen kleinen Preisvorteil, schon wegen der Menge, die wir verbrauchen."

Die Planungen, weiter in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen, bleiben bestehen. Die Sonnentherme hat sich zum Ziel gesetzt, als erste und damit einzige Therme in Österreich CO2-neutral zu werden, erklärt Werner Cerutti. Möglich wird das durch ein eigenes Biomassewerk, das 2024 fertiggestellt sein soll.

Preise und Förderungen

Preiserhöhungen wird es auch in Lutzmannsburg geben. "Das müssen wir wie die meisten Unternehmen in Österreich auch machen", sagt der Geschäftsführer und verweist auf ein weiteres Problem: "Wir als landesnaher Betrieb waren von vielen Fördermöglichkeiten ausgeschlossen und haben wie alle anderen österreichischen Betriebe sehr oft Kontakt mit der Cofag", der Covid-19 Finanzierungsagentur des Bundes.

Einen Energiekostenzuschuss hat auch das Reduce in Bad Tatzmannsdorf beim Austria Wirtschaftsservice (AWS) beantragt, sagt Andreas Leitner: "Unklar ist jedoch noch, in welcher Höhe es hier Zuschüsse geben wird."

Über all diese Themen wollte das familiengeführte Hotel und Spa Larimar in Stegersbach im Südburgenland auch auf mehrmalige Nachfrage keine Auskunft geben. In der aktuellen Ausgabe des Journal, das dieser Tage an Kunden des Betriebs geschickt wurde, schreibt die "Gastgeberfamilie" Johann Haberl und Daniela Lakosche aber: "Die aktuell hohen Lebensmittel- und Energiepreise stellen auch die Hotellerie vor eine Herausforderung. Wir haben noch rechtzeitig durch die österreichische Hoteleinkaufsgesellschaft eine Möglichkeit gefunden, einen zwar wesentlich teureren, aber vertretbaren Strompreis zu bekommen." Geheizt werde im Larimar mit Nahwärme auf Holzbasis aus Stegersbach, in der Küche werde auf "Gasflamme gekocht. Dafür sind jedoch nur kleine Mengen erforderlich."

Sonnenstrom in der Steiermark

Auskunftsfreudiger ist man bei der Parktherme im steirischen Bad Radkersburg. Dort ist sich Geschäftsführer Christian Korn der Tatsache bewusst, dass "man nicht grundsätzlich alle Thermen über einen Kamm scheren kann", wenn es um steigende Preise geht, denn "die Energiesituation in den Thermen ist sehr unterschiedlich".

In Bad Radkersburg habe man den Vorteil der sehr hohen Temperatur des Thermenwassers, womit auch die geothermische Versorgung der Therme sichergestellt sei. Aber natürlich sei die allgemeine Preissituation, nicht nur jene der Energie, ein Thema in Bad Radkersburg. Deswegen hätten auch die Eintrittspreise bereits erhöht werden müssen.

Die momentane Energiekrise werde nun aber auch in Bad Radkersburg genutzt, um Alternativen umzusetzen. Neben steuerungstechnischen Verbesserungen, die einiges Sparpotenzial beim Energieverbrauch gehoben hätten, oder der Umstellung auf LED-Beleuchtung sei für 2023 die Errichtung einer großen Photovoltaikanlage in Planung. Diese soll auf Dauer ein Drittel des Stromverbrauchs in der Therme liefern. (Guido Gluschitsch, Walter Müller, 26.11.2022)