Brauchen neue Trikots: Eden Hazard und Kevin De Bruyne.

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Doha – Belgien muss bei der Fußball-WM in Katar mit einem veränderten Ausweichtrikot spielen. Das Wort "Love", das auf der Innenseite dieser Trikots eingearbeitet war, muss wieder entfernt werden. "Das Wort Love muss verschwinden", wurde der Präsident des belgischen Verbandes RBFA, Peter Bossaert, am Montag in belgischen Medien zitiert. "Es ist traurig, aber die Fifa lässt uns keine Wahl."

Das betroffene Trikot enthält die Regenbogenfarben und soll die Werte von Vielfalt, Gleichheit und Inklusion widerspiegeln. Der Schriftzug auf der Innenseite wurde indes angemahnt.

Zuvor hatte die Fifa für Wirbel gesorgt, indem sie Druck auf acht europäische Verbände – darunter der belgische – aufgebaut hatte, weil diese ihre Kapitäne mit der One-Love-Armbinde auflaufen lassen wollten. Aus Furcht vor gelben Karten schreckten die betreffenden Verbände davor indes zurück.

Sponsoren äußern sich kritisch

Als Folge dieser Causa hat nun mit Rewe ein erster großer Sponsor die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) beendet. "Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität. Diese Haltung leben wir, und diese Haltung verteidigen wir – auch gegen mögliche Widerstände", sagte Rewe-Chef Lionel Souque in einer Mitteilung des Handelsriesen: "Die skandalöse Haltung der Fifa ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel."

Als Unternehmen sehe sich Rewe gezwungen, sich "in aller Deutlichkeit von der Haltung der Fifa zu distanzieren und auf seine Werberechte aus dem Vertrag mit dem DFB – insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft – zu verzichten. Dies hat das Unternehmen dem DFB mitgeteilt", hieß es weiter.

Der Sportartikelriese Adidas forderte indes eine liberale Haltung in der One-Love-Diskussion. "Wir sind davon überzeugt, dass Sport offen für alle sein muss", teilte Adidas-Sprecher Oliver Brüggen dem deutschen Sportinformationsdienst mit: "Wir unterstützen unsere Spieler*innen und Teams, wenn sie sich für positiven Wandel einsetzen. Sport bietet wichtigen Themen eine Bühne. Es ist unerlässlich, die Diskussion fortzuführen."

Neben der Fifa ist Adidas auch Partner des DFB. Dem DFB und seinen europäischen Verbündeten wurde das Tragen der Kapitänsbinde als Symbol für Vielfalt und Toleranz von der Fifa untersagt.

DFB verteidigt Entscheidung

Vertreter des Deutschen Fußballbundes haben indes die Entscheidung verteidigt, bei der WM in Katar auf das Tragen der One-Love-Kapitänsschleife zu verzichten. "Wir wollen die Spieler nicht so einer Situation aussetzen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Wir haben (...) die Binde verloren, aber nicht unsere Werte", betonte Mediendirektor Steffen Simon.

Kapitän Manuel Neuer und seinen Teamkollegen wird nun vielfach Charakterschwäche vorgehalten. Simon verwahrte sich dagegen. Der Weltverband Fifa habe den europäischen Verbänden "mit massiven sportlichen Sanktionen" gedroht, sollten sie die Armbinde als Zeichen gegen Diskriminierung tragen. Der DFB habe die Situation nicht auf dem Rücken der Spieler austragen wollen, sagte Simon. Er könne die Enttäuschung der Öffentlichkeit verstehen, die dem DFB ein "Einknicken" vorgeworfen hatte, sagte Simon weiter. Der DFB habe seine Haltung aber nicht aufgegeben, nun müsse man sich andere Optionen überlegen.

Die Androhung sportlicher Sanktionen seitens der Fifa habe "sehr viel Druck ausgeübt auf die Spieler, die Unruhe hineinbringt in die Mannschaften. Das ist wirklich nicht das, was man vor so einem Turnier braucht." Neuer war vor der Entscheidung telefonisch eingebunden worden. DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach angesichts des Zeitpunktes des Fifa-Diktats von einem speziellen Druck, dem die Spieler ausgesetzt würden.

Regenbogenfahne verboten

Walisische Fans haben unterdessen nach Medienberichten Ärger beim Einlass ins Stadion bekommen, weil sie Hüte in Regenbogenfarben getragen haben. Diese wurden demnach weiblichen Anhängern vor dem 1:1 ihres Teams gegen die USA am Montag im Education City Stadium von Al Rayyan abgenommen. Die auf der britischen Insel beliebten Kopfbedeckungen hatten Fans mit farbigen Streifen als Zeichen der Solidarität mit der LGBTQI+-Community herstellen lassen. (APA, sid, red, 22.11.2022)