Übernehmen die Diagonale ab der Festivalausgabe 2024: Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh.

Foto: Lorenz Seidler

Das wichtigste Festival für österreichisches Filmschaffen, die Diagonale in Graz, erhält eine neue Leitung. STANDARD-Filmredakteur Dominik Kamalzadeh wird gemeinsam mit Kunsthistorikerin und Filmkuratorin Claudia Slanar die Intendanz ab der Festivalausgabe 2024 übernehmen. Das teilte die Diagonale in einer Aussendung am Dienstag mit.

Das Duo folgt damit auf die bisherige Doppelspitze Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, die das Festival nach acht Jahren und nach der Edition im kommenden März verlassen werden.

Die neue Intendanz wurde nach einstimmigem Beschluss der Generalversammlung bestellt, Slanar (50) und Kamalzadeh (49) werden gemeinsam als kaufmännische und künstlerische Leitung ab Juni 2023 tätig sein und für die Festivals 2024 bis 2027 verantwortlich zeichnen.

Essenzieller Kompass

Das designierte Leitungsduo will die Diagonale in einer Zeit kultureller Umbrüche als essenziellen Kompass in der hiesigen Filmkultur positionieren und Möglichkeiten bieten, Bestehendes zu hinterfragen und Experimente zu wagen. Das Festival soll als zentraler Ort der Auseinandersetzung mit filmischen Formen und den damit verbundenen politischen Dynamiken weiter ausgebaut werden.

"Unser Dank gilt allen Vorgänger*innen, die die Diagonale zu dem gemacht haben, was sie ist: ein Ort der Begeisterung für Film und das kollektive Erleben von Kino. Diesen Enthusiasmus wollen wir weitertragen", so Slanar und Kamalzadeh in einem ersten Statement.

Gattungen aufschnüren

Im Gespräch mit der APA haben sie ein paar Details zu ihren Plänen für das Festival verraten: "Wir wollen eine Dramaturgie mittels einer Art Centerpiece versuchen", sagte Slanar und Kamalzadeh ergänzte: "Wir möchten die Gattungen aufschnüren und zu etwas anderem verpacken." Sie wollen damit die Leute "verführen", in neue Programme zu gehen.

Dominik Kamalzadeh ist Filmwissenschafter und war seit 1998 Filmkritiker, später auch Filmredakteur des STANDARD sowie Teil der Redaktion der Filmzeitschrift "Kolik-Film". Er war bisher bereits kuratorisch tätig (unter anderem für Crossing Europe, das Arsenal in Berlin sowie in Kooperation mit der Viennale), seit 2022 ist er auch Mitglied der Auswahlkommission der Duisburger Filmwoche. Er veröffentlichte zahlreiche Buchbeiträge, zuletzt etwa in "Österreich real" (herausgegeben von Michelle Koch und Alejandro Bachmann) sowie in "Picturing Austrian Cinema" (herausgegeben von Claus Philipp und Katharina Müller) und ist Co-Autor des 2013 gemeinsam mit Michael Pekler verfassten Buches "Terrence Malick".

Innovatives Kino

Claudia Slanar hat in Wien Kunstgeschichte und am California Institute of the Arts Aesthetics and Politics und Creative Writing studiert. Sie war seit 2014 Kuratorin des Ursula-Blickle-Videoarchivs und seit 2017 für die Programmierung und Administration des Blickle-Kinos im Belvedere 21 verantwortlich. Slanar unterrichtete an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und ist Autorin und Mitherausgeberin von Veröffentlichungen zu zeitgenössischer Kunst, Film und Video. Als Experimental Scholar beschäftigt sie sich immer wieder mit Raumtheorien, Fictocriticism und feministischer Biografieschreibung sowie mit Reenactment als künstlerisch-wissenschaftlicher Praxis.

Bereits seit 2015 gehört die designierte Co-Leiterin der Auswahlkommission für den Filmwettbewerb der Diagonale im Bereich innovatives Kino an. Sie bleibt dem Festival bis zur Diagonale 2023 in dieser Funktion erhalten.

Dank an Höglinger und Schernhuber

Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) gratulierte dem neuen Intendantenduo per Aussendung. Mit Slanar und Kamalzadeh habe man "zwei exzellente Branchenkenner" für die Festivalleitung gefunden, die auch bestens vernetzt seien. Drexler zeigte sich überzeugt davon, "dass sie die Erfolgsgeschichte der Diagonale in Graz fortschreiben und um viele bemerkenswerte Kapitel erweitern werden".

Den scheidenden Intendanten Höglinger und Schernhuber dankte der Landeshauptmann für die erfolgreichen Jahre, "in denen sie die Diagonale zu einem herausragenden Forum für die Präsentation und Diskussion österreichischer Filmproduktion gemacht haben".

Die Diagonale 2023 findet von 21. bis 26. März in Graz statt. (red, 22.11.2022)