Das Publikum habe immer nur "höher, stärker, besser" gehört, meint Hörl.

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Wien – Die österreichischen Seilbahnen haben einen Strategiewandel angekündigt. "Wir haben in den letzten Jahren sicher nicht optimal kommuniziert", sagte der Obmann des zuständigen Fachverbandes in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Franz Hörl, am Dienstag bei einem Pressegespräch. Die Branche habe schon vor zehn Jahren mit dem Energiesparen begonnen, das aber nicht ausreichend nach außen getragen. In Zukunft wolle man transparenter vorgehen.

Die Branche hätte neue Anlagen stolz präsentiert, beim Publikum sei aber angekommen "höher, stärker, besser", meinte Hörl. Das sei nicht das Ziel gewesen. "Es gibt in allen Bundesländern schon lange ein politisches Commitment, dass es keine neuen Skigebiete gibt." Der "immer wieder behauptete unendliche Erschließungswandel" finde schon lange nicht mehr statt. In den letzten zehn Jahren sei die Hälfte des Umsatzes wieder investiert worden, einerseits in modernere Anlagen und mehr Sicherheit, andererseits aber auch in die Steigerung der Effizienz, etwa mit getriebelosen Antrieben.

"Keine Energieverschwender"

In diesem Kontext wolle man "ein paar Mythen aufklären". Dabei gehe es etwa um den Vorwurf, der Wintertourismus sei ein Energiefresser. Der Betrieb der Seilbahnen erfolge zu 90 oder 95 Prozent elektrisch. "Das war für uns immer selbstverständlich, deshalb haben wir es auch nie erzählt", so der oberste Seilbahner. Fast alle Unternehmen würden Ökostrom beziehen. "Nichtsdestotrotz haben wir eine Diskussion über Strom, der aus Gas erzeugt wird." Die Branche habe in den vergangenen zehn Jahren gemessen am Beförderungsaufkommen 20 Prozent ihres Energieverbrauchs eingespart. "Wir sind also keine Energieverschwender", sagte Hörl. Der Anreiz zum Sparen sei mit den aktuell hohen Preisen nur noch größer.

Fachverbandsgeschäftsführer Erik Wolf verwies auf einen geplanten CO2-Rechner für die Branche, der sich aktuell in der letzten Testphase befinde. Damit wolle man "klar und objektiv anerkannt" überwachen, wie viel Energie die Branche verbraucht, und den Mitgliedsbetrieben ein Instrument zur Verfügung stellen, um das eigene Angebot in Sachen Nachhaltigkeit mit jenem anderer Unternehmen zu vergleichen.

In Bezug auf die Kommunikation nach außen sieht Wolf "gravierenden Handlungsbedarf". Die Branche habe sich sehr stark auf die Technik und wirtschaftliche Themen konzentriert. "Die Wertschöpfung unserer Branche ist für die Regionen natürlich sehr wichtig", aber man dürfe "diese ganzen weichen Faktoren, vor allem im Bereich Nachhaltigkeit", nicht vergessen. Dort sei in den vergangenen Jahren bereits viel weitergegangen, aber "es ist uns nicht gelungen, das richtig rüberzubringen", sagte Wolf.

Errichtung von Windrädern scheitert an der Logistik

Die Errichtung von Windrädern auf den Tiroler Bergen scheitere derzeit vor allem an der Logistik, nicht aber am Willen, sagte Hörl. "Wir sind gerade dabei, ich habe versucht, diesen Bann zu brechen." Die Logistik beim Aufstellen von alpinen Windrädern sei gleichzusetzen mit der Erschließung eines Skigebietes. Die Einzelteile des Windrades und des notwendigen Krans müssen auf den Berg hinaufgebracht werden, dazu seien Straßen und elektrische Anlangen notwendig. "Ich scheitere zum Beispiel beim 1,5-MW-Windrad an der Gerlos-Bundesstraße. Dort gibt es eine Kurve", durch die sich das Windrad nicht transportieren lasse. Auch der Transport mit dem Hubschrauber sei schwierig. "Ich denke, wir müssen vielleicht in die Ostsee schauen, wie das dort geht." Eine weitere Idee sei, die vorhandenen Speicherteiche für die Beschneiung in Zukunft auch als Pumpspeicher zu nutzen, meinte Wolf. (APA, 22.11.2022)