Wohin sich der österreichische Immobilienmarkt entwickelt, ist derzeit ziemlich offen.

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Der Immobilienzyklus in Österreich ist nach einem 18-jährigen Aufwärtstrend auf dem Scheideweg: Die Preise sind extrem hoch, die Zinsen steigen massiv, die Kreditvergabe wurde im August stark erschwert – so viel ist bekannt.

Das alles sollte eigentlich dafür sorgen, dass das Angebot am Immobilienmarkt die Nachfrage übertrifft – und die Preise somit zurückgehen. Doch ist das auch so? Steigt das Angebot?

"25 bis 30 Prozent mehr Angebot"

Relativ zur Nachfrage auf jeden Fall. Absolut aber offenbar nicht: Andreas Millonig, Prokurist bei Immo United, hat für den STANDARD in die Imabis-Datenbank geschaut, in der sich aktuell mehr als 135.000 Objekte von sämtlichen österreichischen Immobilienplattformen befinden – allerdings nicht bereinigt um Mehrfachzählungen. Nach einem genaueren Blick auf die Daten kommt er zu dem Schluss, dass der aktuelle Stand an österreichweit inserierten Kaufobjekten mit rund 52.000 in etwa gleich hoch ist wie vor sechs Monaten, also per 21. Juni 2022.

Doch Maklerinnen und Makler brauchen derzeit um einiges länger, um eine bestimmte Immobilie an den Mann oder die Frau zu kriegen, als zuvor. Mit anderen Worten: "Die Vermarktungsdauer von Kaufobjekten hat sich massiv verlängert", erklärt Bernhard Reikersdorfer, Österreich-Chef des Franchise-Makler-Netzwerks Remax. Dadurch gibt es viel mehr Objekte am Markt als noch vor vier Monaten, Reikersdorfer nennt konkret eine Spanne von 25 bis 30 Prozent, um die das Angebot an Häusern und Wohnungen zum Kaufen bei Remax nun höher liege als zuvor. Denn gleichzeitig sind die Online-Anfragen von Kaufinteressenten im Vergleich zum Vorjahr zuletzt um ein Viertel zurückgegangen.

Letzteres liegt nach Ansicht von Reikersdorfer zum Großteil an den neuen strengeren Regeln bei der Kreditvergabe. Zur Erinnerung: Seit Anfang August müssen Kaufinteressenten, wenn sie einen Kredit brauchen, die neuen strengeren Kriterien einhalten. Kredite dürfen nicht länger als 35 Jahre laufen, der Eigenmittelanteil muss mindestens 20 Prozent betragen, und die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen.

"Der Markt steht"

Und so sinkt die Nachfrage derzeit, und das Angebot steigt. "In Wien ist das Angebot derzeit ausreichend", sagt Georg Spiegelfeld, Präsident des Immobilienrings. "Die Preise sollten also stagnieren oder sogar leicht zurückgehen."

Die Verwertungszeiträume haben sich verlängert, sagt auch er, doch er bemerkt auch, dass viele potenzielle Verkäuferinnen und Verkäufer schon zuwarten würden, weil sie nicht wissen, ob der Markt nur kurz stagniert und es danach wieder bergauf geht. "Und auch Käufer warten ab, weil es möglicherweise ja doch billiger wird." Mit anderen Worten: "Der Markt steht." (Martin Putschögl, 22.11.2022)