"Krone"-Boss Christoph Dichand sorgt sich um die "Wiener Zeitung".

Foto: Robert Newald

Wien – Krone-Herausgeber Christoph Dichand zeigt sich besorgt über die Pläne, die republikseigene Wiener Zeitung einzustellen. Die anstehenden Mediennovellen der Regierung verwundern ihn in dem Punkt.

Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) hat zwei Entwürfe in Begutachtung geschickt: eine neue Förderung für Qualität im Journalismus. Und einen Entwurf über die künftige Ausrichtung der Wiener Zeitung ohne Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen – bisher die wichtigste Einnahmequelle. Damit soll das Blatt nicht mehr als Tageszeitung, sondern vorwiegend online erscheinen. Die Wiener Zeitung ist die älteste Tageszeitung der Welt.

Dichand auf STANDARD-Anfrage: "Es ist geradezu ein Treppenwitz, wenn ein Ergebnis der neuen Medienförderung sein könnte, dass die älteste Tageszeitung – die Wiener Zeitung – zusperren muss, aber jene neueste Tageszeitung, die unter dringendem Verdacht steht, Umfragen manipuliert und dadurch alles erst ausgelöst zu haben, weiter gefördert wird."

Dichand nennt die Zeitung nicht. 2021 führte eine Affäre um in Österreich/Oe24 veröffentlichten Umfragen zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Kanzler und ÖVP-Chef. Die Mediengruppe Österreich wies Vorwürfe in dem Zusammenhang als unwahr zurück.

In der Kronen Zeitung äußerte sich der Industrielle Hannes Androsch zur Wiener Zeitung: "Dieses Kulturerbe muss erhalten werden." Es gebe ein Konsortium, das die Zeitung weiterführen wolle. Teilnehmer nannte er nicht.

Konsortium ohne Androsch

Wer dieses Konsortium sei, fragte DER STANDARD Androsch am Dienstag. Der verwies auf Christian Helmenstein. Der Chefökonom der Industriellenvereinigung hat mit seinem Forschungsverbund Cognon schon 2021 Interesse an der Wiener Zeitung geäußert. Gespräche über einen Kauf konkretisierten sich, soweit erkennbar, nicht. Grünen-Mediensprecherin Eva Blimlinger erklärte zuletzt, keiner der bisher bekannten Interessenten hätte die Wiener Zeitung weitergeführt.

Wäre Androsch an Bord eines solchen Konsortiums? "Nein", sagt er dem STANDARD. Jetzt sei aber ohnehin der Bund am Wort.

Dichand äußerte sich nicht, ob er sich beteiligen würde; Dichand bräuchte wohl aufgrund der Krone-Gesellschaftsverträge das Okay seiner Mitgesellschafter Funke-Gruppe. Androsch verlangt bei Übernahme durch ein Konsortium: "Die Republik muss die Zeitung in ordentlichem Zustand übergeben. Und mit einer Mitgift. Nach dem Schlamassel durch die Regierenden braucht es eine Restrukturierung."

Die Republik fördert die Wiener Zeitung GmbH künftig mit 16,5 Millionen pro Jahr für ein Online-Print-Medium, für Journalismusausbildung und für eine Veröffentlichungsplattform des Bundes. (fid, 23.11.2022)