Luke Evans spielt in "Echo 3", einer Actionserie, in der es "keine Helden gibt".

Foto: Apple TV+

Der Waliser Luke Evans kam ursprünglich vom Musical, seine erste große Filmrolle hatte er in Kampf der Titanen. Nun spielt der muskulöse Schauspieler in Echo 3 einen Special-Forces-Soldaten. Die Serie ist eine Rarität: ein Actionthriller mit großer emotionaler und politischer Tiefe.

Amber Chesborough (Jessica Ann Collins) ist Wissenschafterin, sie forscht gerade in Kolumbien. Sie ist quasi mit dem Heer verheiratet: Ihr Mann (Michiel Huisman), sein Spitzname ist "Prince", arbeitet bei den Special Forces, genauso wie ihr Bruder (Luke Evans), Spitzname "Bambi". Als Amber entführt wird, wird sie zur Verhandlungsmasse in einem politischen Konflikt – allerdings hat sie beruflich ein, zwei Geheimnisse, von denen auch ihr Mann nichts weiß. Derweil fliegen Prince und Bambi nach Bogotà, um Amber mit Waffengewalt und langjähriger Expertise in Kriegsgebieten herauszuholen.

Mark Boal, dem Oscar-Preisträger und Drehbuchautor von Tödliches Kommando – The Hurt Locker und Zero Dark Thirty bearbeitete die israelische Serienvorlage When Heroes Fly. Viel von den geografischen Schauwerten ohne Plattheiten und der dichten Atmosphäre von Echo 3 ist vermutlich der Tatsache zu verdanken, dass man mit Claudia Llosa und Pablo Trapero Fachkräfte aus Lateinamerika ans Werk ließ – gedreht wurde neun Monate vor Ort. Die Serie ist auf Apple TV+ abrufbar.

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STANDARD: Wie spielt man diese wortlose enge Verbindung zwischen zwei Männern, die sich ja nicht auf den Dialog verlassen darf?

Evans: Wir haben da viel Arbeit investiert, ich habe mit Michiel Huisman sehr viel Zeit verbracht, schon vor dem Dreh. Wir haben schnell eine Verbindung gefunden, er ist ein sehr positiver Mensch, ein großzügiger Schauspieler, einfach ein netter Kerl. Und wir haben vermutlich in jedem Winkel von Kolumbien gemeinsam trainiert, im Dschungel, in örtlichen Fitnesscentern, in den Hotelzimmern. Der Dreh war schon echt heftig, wir haben uns umeinander umgeschaut, wie zwei Soldaten von derselben Einheit das machen würden. Wir haben das wirklich gemeinsam durchgestanden.

STANDARD: Wie ist Bogotà?

Evans: Es ist lustig dort, immer wenn wir einen Abend frei hatten, waren wir unterwegs, tolle Restaurants und Bars, es ist eine vibrierende Stadt, sie ist riesig. Ich habe vermutlich in jedem Restaurant im Zentrum von Bogota gegessen (lacht).

STANDARD: Haben Sie mit jemandem von den Special Forces gearbeitet? Gab es da Dinge, die Sie überrascht haben?

Evans: Was ich interessant fand: Diese Menschen waren an den dunkelsten Orten der Welt, in Kriegsgebieten, haben Dinge erlebt und gesehen, über die sie nur miteinander reden können. Diese Soldaten tragen diese riesige Menge an emotionalem Gepäck für ihr ganzes Leben mit sich. Da wurde mir klar, was sie für einen starken Charakter haben müssen, diese Männer und Frauen. Sie können nicht einfach heimkommen und darüber reden, was sie durchgemacht haben, weil das viel zu traumatisch ist. Die Leute, mit denen wir zusammengearbeitet haben, waren auch sehr lustig. Der Humor trägt sie da durch, sie haben sich oft auf der Schaufel, das ist eine Art gegenseitiger therapeutischer Prozess.

STANDARD: Es hat wohl auch einen großen Unterschied gemacht, dass lateinamerikanische Regisseurinnen Regie geführt haben …

Evans: Das war superwichtig. Erstens sprechen die Leute dort wenig Englisch, und wir hatten einen riesigen Cast von Schauspielerinnen und Schauspielern aus Argentinien, aus Spanien, aus Kolumbien, aus Mexiko. Claudia und Pablo, die Regie geführt haben, haben zudem einen Sinn für die Authentizität der Produktion geschaffen. Wir hatten tatsächlich die besten Leute, um die besten und authentischsten Versionen von allen Seiten der Geschichte zu schaffen.

STANDARD: Ein kluger Actionthriller ist ja immer noch eine Seltenheit, sie spielen da keine Helden.

Evans: In dieser ganzen Geschichte gibt es keine Helden, es ist eine verzweifelte Suche nach der Person, die sie lieben. Es ist eine Geschichte über menschliche Beziehungen. Darüber, wie weit man gewillt ist, für jemanden zu gehen.

STANDARD: Waren Sie je Teil einer Revolution als junger Mann?

Evans: Nein, leider. Ich bin in einem sehr kleinen Dorf in einem kleinen Land aufgewachsen, wo das Leben sehr simpel, still, normal und zufrieden war. Die erste große Demonstration, an die ich mich erinnern kann, war, als ich im Musical Miss Saigon gespielt habe, in Bristol. Da gab es zu Beginn des Golfkriegs eine weltweite Protestaktion, als George W. Bush und Tony Blair beschlossen haben, den Irak zu bombardieren. Das war ein großer Moment mit einer kollektiven Energie, das war sehr beeindruckend.

STANDARD: Die Serie beginnt als Geschichte von zwei Typen, und dann geht es eigentlich um zwei Frauen ...

Evans: Ja, total (lacht). Es ist fantastisch zuzuschauen, ihre mentale Stärke ist auch beeindruckend. Sie sind doch sehr das Zentrum der Geschichte, sie halten unser Herz in der Hand.

STANDARD: Als Musiker – ist Ihnen die Musik des Landes geblieben? In der Serie spielt sie ja fast eine eigene Rolle ...

Evans: O Gott. Die Musik hört in diesem Land nie auf. Der Sound infiltriert jeden Teil der Gesellschaft, Musik ist einfach allgegenwärtig. Auf dem Weg in die Arbeit um vier Uhr in der Früh spielt der Fahrer schon so viele unterschiedliche Sachen. Als wir Kolumbien verlassen haben, ist mir das wirklich abgegangen. (Julia Pühringer, 27.11.2022)