Das Gucci-Erfolgsduo der vergangenen Jahre: Kreativchef Alessandro Michele (li.) und CEO Marco Bizzarri.
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Alessandro Michele, seit 2015 Guccis Chefdesigner, verlässt das italienische Modehaus. Das bestätigte am Mittwochabend das Unternehmen. Zuvor hatte ein Bericht der Fachzeitschrift "Women's Wear Daily" (WWD) einen möglichen Abgang angekündigt. Der 49-jährige Italiener sei von Gucci gebeten worden, "einen starken Designwechsel einzuleiten", dieser Bitte sei er nicht nachgekommen, hieß es demnach aus "gut unterrichteten Kreisen". François-Henri Pinault, Vorsitzender und CEO des französischen Luxusgüterkonzerns Kering, dem Gucci gehört, strebe "einen Tempowechsel" für die Marke an, hieß es.

Micheles Modemärchen

Der Beginn Micheles war einem Modemärchen gleichgekommen. Fünf Tage hatte Alessandro Michele im Jänner 2015 Zeit, um für Gucci eine Kollektion auf die Beine zu stellen. Der bis dahin unbekannte Mann aus der Reihe zwei, seit 2002 im Designteam des Unternehmens tätig, nutzte sie. Er entwarf 45 Looks, die die Mode seiner Vorgängerin Frida Giannini in den Schatten stellten: Michele verpasste Männern wie Frauen Nerdbrillen, Schlaghosen und Schluppenblusen. Die "Gucci-Geeks" erregten Aufsehen, zwei Tage später war Michele der neue Kreativchef.

GUCCI

Der Designer wurde innerhalb kürzester Zeit von der Notlösung zum "Modedesigner des Jahres" – und das Luxusunternehmen Gucci, einst unter dem Designer Tom Ford das Synonym für smarte Sexyness, zum Vorreiter geschlechtsübergreifender Mode. Gucci traf wieder den Zeitgeist und wusste diesen zu verkaufen, vom offenen Lederschlapfen mit Fellbesatz bis zur "1955 Horsebit Bag". Der Rubel rollte bei dem Modelabel, davon zeugte nicht zuletzt der aufwendige Umbau des Mailänder Headquarters. Hinter den Backsteinwänden des "Gucci Hub" in der Via Mecenate eröffnet sich seither ein gigantischer modernisierter Campus.

Die Marke Gucci war in den vergangenen Jahren auf den roten Teppichen omnipräsent: Schauspieler und Gucci-Werbeträger Jared Leto, Schauspielerin Dakota Johnson und Alessandro Michele, hier im Frühjahr 2022 auf der New Yorker Met Gala.
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Micheles letzte Kollektion: Entwürfe für die Gucci-Frühjahrskollektion 2023.
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Seinen rasanten Aufstieg hatte Michele nicht zuletzt auch Marco Bizzarri zu verdanken. Der CEO der Luxusmarke hatte sich 2015 für den bis dahin unbekannten Designer entschieden, gemeinsam ließ sich das Erfolgsduo regelmäßig auf roten Teppichen sehen.

Der französische Luxusgüterkonzern Kering ringt weiter mit den Problemen der strikten Corona-Maßnahmen in China. Aus diesem Grund blieb das Wachstum der italienischen Modemarke Gucci heuer im dritten Quartal hinter den Erwartungen der Experten zurück, auch wenn sich die Lage im Vergleich zum dritten Quartal etwas besserte. Die anderen Kering-Marken wie Yves Saint Laurent (YSL) und Bottega Veneta schnitten allerdings besser ab als erwartet. (APA, red, 23.11.2022)

Update am 23.11.2022, 21:55: Das Unternehmen hat den Abgang von Alessandro Michele bestätigt.