Lässt wenige Fettnäpfchen aus: Gianni Infantino.

Foto: IMAGO/Nick Potts

"Es gab einmal Zeiten, da war der größte Aufreger einer Weltmeisterschaft, dass das Maskottchen keine Hose trägt. Heute haben wir Katar." Besser als Twitter-User Couchtime kann man die Skandale um die aktuelle Fußballweltmeisterschaft eigentlich nicht zusammenfassen.

Als das Emirat Katar 2010 als Austragungsort des größten und teuersten Fußballfests der Welt bestimmt wurde, war ein gewisser Sepp Blatter Präsident der Fifa. Schon damals wurden Korruptionsgerüchte laut, und Blatter musste zurücktreten, wurde anschließend sogar für jegliche Tätigkeit gesperrt. Sein wahrscheinlichster Nachfolger, der Ex-Profifußballer Michel Platini, stolperte auch über Schmiergeldzahlungen, und so wurde Gianni Infantino der neue Fifa-Präsident. Wirklich besser ist die Lage nicht geworden, und der schweizerisch-italienische Fußballfunktionär liefert mit teils bizarren Auftritten Munition für die Meme-Ersteller der digitalen Welt.

Gianni Infantino bezeichnete die Kritik an Katar aus Europa als "heuchlerisch". Die Übersetzung des Rests dieses Tweets finden Sie am besten selber raus.

Um die Wogen zu glätten, rückte Infantino zu einer Rede aus. In einer erhebenden Ansprache wollte der Fifa-Boss die Welt mit Katar vereinen, die Fußballnationen zusammenbringen und ein für alle Mal Ruhe schaffen. Wie machte er das? Indem er meinte, heute fühle er sich wie ein Arbeitsmigrant und homosexuell, nur um später zu sagen: "Tut mir leid, natürlich fühle ich mich auch wie ein Frau", als er auf das weibliche Geschlecht vergessen hatte. Zu seiner Verteidigung: Niemand hat behauptet, der Job als oberster Fußballfunktionär wäre leicht. Dabei hätte Infantino doch nur auf seinen PR-Berater hören müssen.

Michael Spicer

Das Eröffnungsspiel der Katarer war ebenfalls kein Publikumsmagnet, um es vorsichtig auszudrücken. Die mutmaßlich aus der Gastarbeiterschaft stammenden und für ihren Besuch bezahlten "Fans" verließen zur Halbzeit das Stadion.

Jüngster Aufreger ist der Umgang der Katarer mit der LGBTQ+-Community. Wer einen Hut oder ein Shirt in Regenbogenfarben trägt, kommt gar nicht erst ins Stadion. Die deutsche Nationalelf wollte mit One-Love-Armbinden zarten Protest wagen, zog dieses Vorhaben aber zurück, als die Fifa sportliche Konsequenzen wie gelbe Karten androhte. Der Umfaller der Deutschen kam an vielen Stellen nicht gut an, und der Rewe-Konzern zog aus Protest den Stecker bei Werbedeals. Im Netz kommt die deutsche Elf ebenfalls nicht gut weg.

Das Satiremagazin "Der Postillon" knöpfte sich die deutsche Nationalelf vor.
Die deutschen Spieler hatten am Ende doch noch eine Botschaft an die Fifa.

Eher für unfreiwillige Lacher sorgte Viktor Orbán, der in einem mit den Umrissen von Großungarn bedruckten Fan-Schal einen Auftritt hinlegte. Das österreichische Außenamt hat den ungarischen Staatspräsidenten darauf hingewiesen, dass das Burgenland seit 100 Jahren zu Österreich gehört. Vielleicht bringt ihm nach der WM ja ein Staatsgast einen aktuellen Atlas als Staatsgeschenk mit.

Viktor Orbán hat wohl keine aktuelle Landkarte zu Hause.

Bei allen Memes und Scherzen darf nicht vergessen werden, dass wahrscheinlich bis zu 15.000 Gastarbeiter beim Bau der WM-Stadien zu Tode kamen, Männer und Frauen nicht gleichberechtigt sind, die Lebensweise von LGBTQ+-Personen verboten ist, weshalb unter dem Hashtag #WMderSchande auch folgendes Posting erschienen ist. (red, 23.11.2022)