Eine Aufnahme aus dem Herero-und-Nama-Krieg von 1904 bis 1908.

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Windhoek – Die Statue eines deutschen Kolonialherrn ist von ihrem Platz vor Namibias Hauptstadt Windhoek entfernt worden. Der Stadtrat Windhoeks habe diese Entscheidung getroffen, sagte dessen Sprecher Harold Akwenye am Mittwoch. Die Statue von Curt von François (1852–1931) werde zur Aufbewahrung ins Unabhängigkeitsmuseum gebracht. Was mit ihr langfristig geschehen soll, ist noch unklar.

Der ehemalige Bürgermeister von Windhoek, Job Amupanda, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Entfernung sei "der Beginn eines Prozesses zur Dekolonialisierung Windhoeks". Die Debatte über die Statue hatte 2020 mit einer Petition der namibischen Aktivistin Hildegard Titus begonnen. Die Petition habe den Druck auf den Stadtrat erhöht, sagte Titus am Mittwoch. Curt von François stehe für die gewalttätige Vergangenheit Windhoeks. Er solle daher nicht glorifiziert werden.

Stadtgründer oder Unterdrücker

François diente als Offizier in den kaiserlichen deutschen Kolonialtruppen und galt lange als Gründer der Stadt Windhoek. Historikerinnen und Historiker zweifeln das mittlerweile an. Sie gehen davon aus, dass François das Kommando für eine brutale Attacke der deutschen Soldaten bei Hornkranz gab, bei der mehrere Kinder und Frauen starben.

Bis 1915 bestand auf dem Gebiet des heutigen Namibia die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Das Deutsche Reich schlug dort Aufstände gegen seine Herrschaft brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Die Regierungen von Namibia und Deutschland verhandeln seit langem über ein vorgelegtes Aussöhnungsabkommen. (APA, red, 23.11.2022)