Ein saudischer Fan in Katar. Er hat Grund zu feiern – und zu träumen.

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Riad/Doha – Dass Saudi-Arabien ballesterisch das bessere Katar ist, war schon vor der WM anzunehmen gewesen, dass aber seine Fußballer ausgerechnet im als lästiger Wurmfortsatz empfundenen Emirat dem arabischen Fußball den größten Erfolg seiner Geschichte bescherten, muss für Kronprinz Mohamed bin Salman ein inneres Rosenwasserschaumbad gewesen sein. MbS spendierte mit dem Segen von König Salman seinem Volk nach dem 2:1 der grünen Falken gegen Argentinien samt Lionel Messi einen Feiertag. Sämtliche Vergnügungsparks im Reich der Wahhabiten boten freien Eintritt.

Tore für Milliarden

Werbewirksam positiver hätte sich das Land gar nicht präsentieren können als durch den Triumph über die Albiceleste, den Saleh Al-Shehri und Salem Al-Dawsari mit ihren Toren fixierten. Die Helden von Lusail haben möglicherweise schon mehr bewirkt als alles Sportswashing, das sich die Saudis Unsummen kosten lassen – von der Super Golf League über das Formel-1-Rennen in Jeddah bis hin zu den asiatischen Winterspielen, die 2029 in der Stadt Trojena stattfinden soll, die 50 Kilometer von der Küste des Golfs von Akaba entfernt in die Berge gesetzt wird.

Der große Plan

Diese Lustbarkeit im Kunstschnee und auf Halleneis soll nur ein Vorgeschmack sein auf die Fußballweltmeisterschaft im Jahr darauf, die Saudi-Arabien offenbar zusammen mit Ägypten und Griechenland ausrichten will. Die Juniorpartner wären als Konzession an die Kontinentalverbände von Afrika und Europa gedacht, die nach der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada ihre Anwartschaft auf die nachfolgende WM geltend machen könnten.

Ohnehin gibt es starke Konkurrenz. Fix ist die gemeinsame Kandidatur von Spanien und Portugal, die eventuell auch die Ukraine mit an Bord holen, sowie die südamerikanische unter Führung von Uruguay, die 100 Jahre nach der ersten WM wieder an den Rio de la Plata führen soll. Argentinien, Chile und Paraguay sind dabei. Nicht nur in diesem Zusammenhang wird es als, nun ja, pikant empfunden, dass Lionel Messi seit Mai sicher nicht ganz ohne Entschädigung für den saudischen Tourismus wirbt. (Sigi Lützow, 23.11.2022)