Maximilian Diehn alias Kontra K bei einer Boxveranstaltung.

Foto: IMAGO/Torsten Helmke

Encrochat war einst eines der Lieblingswerkzeuge der organisierten Kriminalität in Europa. Das gleichnamige Unternehmen verkaufte modifizierte, besonders überwachungssichere Android-Smartphones, auf denen eigene Messenger- und Internettelefonie-Apps vorinstalliert waren.

Oberflächlich sahen die Geräte aus wie handelsübliche Smartphones, neben der eigenen Android-Variante Encrochat OS lief normalerweise eine handelsübliche Oberfläche. Weitere Features waren die Löschung aller auf dem Gerät gespeicherten Daten über den Sperrbildschirm, auf Kundenwunsch wurden Hardware-Komponenten wie GPS-Module, Kameras, USB-Ports und Mikrofone entfernt.

Sicherheit hat jedoch ihren Preis: Die Smartphones verkaufte man der zahlungskräftigen Kundschaft laut "Financial Times" für den stolzen Stückpreis von 1.000 Euro, für die Nutzung der Encrochat-Kommunikations-Apps wurden zusätzlich halbjährlich 1.500 Euro fällig.

Polizei infiltrierte Encrochat-Server

Ein gutes Geschäft für das in Amsterdam ansässige Unternehmen – das allerdings im Frühling 2020 ein jähes Ende fand. Wie etwa "Vice" damals berichtete, infiltrierten niederländische und französische Polizeibeamte nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss einen Encrochat-Server und konnten in der Folge über 100 Millionen Kurznachrichten in Echtzeit auswerten.

Die so gewonnenen Informationen führten zu zahlreichen Verhaftungen, Tonen von Kokain und Crystal Meth wurden beschlagnahmt, außerdem Bargeld, teure Uhren und Autos im Wert von über 20 Millionen Euro. Auch in Deutschland wurden durch die Auswertung der Encrochat-Nachrichten tausende Ermittlungsverfahren eingeleitet, die zum Teil bis heute andauern – und auch prominente Kreise betreffen.

Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kontra K

Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin aktuell gegen Maximilian Diehn, besser bekannt als "Kontra K". Der Rapper soll kurz vor der Infiltration des Encrochat-Netzwerks über den Messenger die Einfuhr und den Verkauf von 100 Kilogramm Cannabis geplant haben. Diehn soll nach NDR-Informationen außerdem mit einem Bekannten einen Überfall auf einen deutschen Musikmanager besprochen haben.

Das Management von Kontra K ließ eine Anfrage des NDR unbeantwortet. Gegenüber dem "Spiegel" gab der Anwalt des Rappers an, dass die Berichterstattung des NDR aufgrund nicht ausreichender Indizien unzulässig sei und man rechtliche Schritte prüfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der 35-jährige Berliner steht aktuell beim Major-Label Universal Music Group unter Vertrag. Er schaffte es seit 2016 jährlich mit Alben wie "Aus dem Licht in den Schatten zurück" an die Spitze der deutschen Charts, auch in Österreich landeten bereits drei Alben an der Spitze der Top 40 von Ö3. (Jonas Heitzer, 24.11.2022)