Quantenforschung befindet sich auf dem Sprung vom Grundlagenthema zum Technologietreiber, wie unter anderem die Forschungen des frischgebackenen Nobelpreisträgers Anton Zeilinger beweisen. Damit sieht sich das Feld mit neuen Fragen konfrontiert: Welche Auswirkungen sind durch die neuen Technologien zu erwarten, wird ihnen doch das Potenzial als Auslöser für große technologische Umwälzungen nachgesagt?

An der Universität Innsbruck wird zu diesem Zweck künftig eine "Ethik-Denkwerkstatt" die Quantenforschung begleiten. Mittels trans- und interdisziplinärer Zusammenarbeit werden die Auswirkungen der Forschung auf die Gesellschaft betrachtet. Damit wolle man eine Lücke schließen, nachdem sich hierzulande noch kein Forschungszentrum den sozialen, politische, ethischen und rechtlichen Aspekten des Quantenzeitalters widmet, wie die Universität mitteilt.

Quantencomputer sind auf dem Weg in die Praxis. Das wirft neue Fragen auf.
Foto: Daniel Hinterramskogler

"Jetzt ist der Zeitpunkt, an ethischen und rechtlichen Fragen von Quantentechnologien zu arbeiten, Netzwerke aufzubauen und vor allem die anerkannte wissenschaftliche Stärke der Universität Innsbruck in der Quantenphysik auch um eine ethische Perspektive zu erweitern", sagt Georg Weihs, Leiter des Instituts für Experimentalphysik. Technische Entwicklungen müssen stets auf ihre Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft befragt und ethisch flankiert werden, damit wolle sich das Innsbruck Quantum Ethics Lab (IQEL) auseinandersetzen, sagte Leiter und Digitalrechtsexperte Matthias C. Kettemann.

Logischer Schritt

"Die Institute für Theoretische und Experimentalphysik und das Akademie-Institut für Quantenoptik und Quanteninformation bilden gemeinsam ein weltweit beachtetes Zentrum für die Entwicklung der Grundlagen für zukünftige Quantentechnologien", sagt Rektor Tilmann Märk. Die Einrichtung des IQEL sei ein "logischer nächster Schritt". Zahlreiche Institute sind mit in Bord, u.a. die Institute für Experimentalphysik, Philosophie, Christliche Philosophie, Systematische Theologie, Theorie und Zukunft des Rechts sowie das Digital Science Center und das Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck CGI. "Technologische Entwicklungen sind nie nur für sich zu betrachten, sondern sind eingebettet in gesellschaftliche Verhältnisse. Es ist deshalb sehr wichtig, solche Entwicklungen auch kultur- und sozialwissenschaftlich zu untersuchen", betont CGI-Leiterin Gundula Ludwig. (red, APA, 24.11.2022)