Zehn Menschen starben bei den jüngsten Raketenangriffen der russischen Streitkräfte auf ukrainische Städte. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erneut von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", die Moskau mit dem Beschuss der Energieinfrastruktur begehen würde. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja sprach von notwendigen Angriffen auf das "militärische Potenzial unserer Gegner".

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist bereits seit Monaten von russischen Truppen besetzt.
Foto: Reuters / Alexander Ermochenko

Strom- und Wasserausfälle

Am Donnerstagmorgen waren nach dem Raketenbeschuss am Tag zuvor noch zwei Drittel der ukrainischen Hauptstadt Kiew ohne Strom. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner hatten zudem kein fließendes Wasser. Laut Bürgermeister Witali Klitschko arbeite man daran, die Versorgung "so schnell wie möglich" wiederherzustellen. Doch das hänge auch davon ab, wie ausbalanciert das nationale Stromnetz sei.

Lage im AKW

Das größte Atomkraftwerk Europas, das russisch besetzte AKW Saporischschja, ist seit Donnerstag wieder ans externe Stromnetz angeschlossen. Die Notstromaggregate konnten laut Petro Kotin, dem Chef der nationalen Atomenergiebehörde Energoatom, abgeschaltet werden. Aus dem ukrainischen Energieministerium hieß es zudem, dass die drei abgeschalteten AKWs in Riwne, Piwdennoukrainsk und Chmelnyzkyj wieder hochgefahren werden konnten.

Gefangenenaustausch

Russische und ukrainische Gesandte haben sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche in den Vereinigten Arabischen Emiraten getroffen, um über einen weiteren Gefangenenaustausch zu verhandeln. Das von Moskau installierte Oberhaupt der selbsternannten "Volksrepublik" Donezk, Denis Puschilin, hatte diesen für Donnerstag angekündigt – der Tausch soll jeweils 50 Armeeangehörige betreffen. Bei den Verhandlungen soll es auch um den Export von russischem Ammoniak – zur Herstellung von Dünger – aus ukrainischen Schwarzmeerhäfen gegangen sein.

Kämpfe im Osten

Russland setzt die ukrainischen Truppen vor allem entlang der Front westlich der Stadt Donezk unter Druck, die von prorussischen Separatisten seit 2014 besetzt ist. Laut dem ukrainischen Generalstab versuchen die russischen Truppen vor allem Richtung Bachmut und Awdijiwka an Boden zu gewinnen.

Neue EU-Sanktionen

Bei ihrem Besuch in Finnland kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein neuntes Sanktionspaket gegen Russland an. Damit will Brüssel auf den anhaltenden Beschuss von ukrainischer Infrastruktur reagieren. Von der Leyen zeigte sich zudem optimistisch, dass es noch einen globalen Preisdeckel auf russisches Öl geben werde. (Bianca Blei, 25.11.2022)