Konzertorganist und Immobilienexperte Anton Holzapfel wohnt mit Musikinstrumenten und Holzengerln in einem Dachgeschoß in Wien-Margareten. An der Einrichtung kann man seine beiden Berufswelten ablesen.

"Am liebsten spiele ich hier Schubert, Brahms, Schumann und Mendelssohn Bartholdy. Die klingen auf einem Bösendorfer-Flügel viel dunkler und facettenreicher als etwa auf einem Steinway. Der Bösendorfer ist wie gemacht für diese Komponisten! Im Schlafzimmer nebenan habe ich noch ein Cembalo stehen, einen modernen Nachbau eines Taskin-Cembalos aus dem Jahr 1760. Da spiele ich sehr gerne Bach, Händel und natürlich Mozart. Ganz anderer Klang, ganz andere musikalische Welt, aber mindestens genauso faszinierend, wenn nicht sogar noch geheimnisvoller.

Anton Holzapfel in seiner gut schallisolierten Mietwohnung in einem Wiener Gründerzeithaus.
Foto: Lisi Specht

Ich muss gestehen, ich spiele am liebsten am Abend und in der Nacht. Das ist die Zeit, in der ich von meinem Job A abschalten kann und mich voll und ganz dem Job B widmen kann. Das Gute ist: Obwohl das hier eine Mietwohnung ist, eine eigenartig verwinkelte Dachgeschoßwohnung auf einem gründerzeitlichen Haus, habe ich nur einen einzigen direkten Nachbarn – und sonst nur neben und unter mir angrenzende Gangflächen sowie eine wirklich gut isolierte Stahlbetondecke. Man hört nix durch, es gab nie Schwierigkeiten mit meinen Nachbarn, und dafür bin ich sehr dankbar.

Dieses Platzerl für den Flügel unter der Dachschräge sowie die gute Schallisolierung im Haus waren die Hauptgründe dafür, dass wir uns damals dachten: Ja, das ist unsere Wohnung! Sie hat 120 Quadratmeter und liegt in der Zentagasse, mitten im Fünften, spannende Lage, viele verschiedene Kulturen, hier tut sich echt viel. Eingezogen bin ich 1999 mit meiner Frau Elisabeth, die letztes Jahr leider verstorben ist. Nach ihrem Tod habe ich mich entschieden, die Räume umzugestalten und die Wohnung zu Meinem zu machen.

Anton Holzapfel hat Kreuze, Konsolen und geschnitzte Holzengerln gesammelt, außerdem hat er ein Faible für Vitrinen und Bauernschränke sowie Zeichnungen, Radierungen und Kupferstiche.
Fotos: Lisi Specht

Das Klavier- und Cembalospielen spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Ich bin ja in zwei Berufswelten zu Hause, zum einen bin ich Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft, ein waschechter Jurist und Aficionado der Immobilienbranche also, zum anderen bin ich Organist und Cembalist, habe verhältnismäßig wenig Zeit zum Spielen und muss die wertvolle Zeit gut nützen: Üben, Fingerübungen, Repertoire einstudieren. Dass es mir bis heute gelungen ist, beide Berufe aufrechtzuerhalten und in einer guten Qualität auszuüben – darauf bin ich schon stolz. Und es ist eine wirklich schöne, befruchtende Kombination.

Fotos: Lisi Specht

Ich denke, ich bin mehrere Holzapfels in Personalunion: Einerseits ist die Wohnung chic und modern, da ist wohl der Immobilienmensch zu Hause, andererseits auch ein bisschen barock und antiquiert, da hat sich wohl der Musiker in mir durchgesetzt. Ich stamme aus einer sehr gläubigen Familie, mein Onkel war Pfarrer, das prägt einen natürlich. Ich war oft auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden und habe einige Jahre lang Kreuze, Konsolen und geschnitzte Holzengerln gesammelt. Außerdem habe ich ein Faible für Vitrinen und Bauernschränke aus der Zeit um 1800 sowie für Zeichnungen, Radierungen und Kupferstiche. Die Interpretation, was das alles jetzt über mich aussagt, überlasse ich gerne Ihnen!

Obwohl ich in dieser Branche zu Hause bin und mit dem Thema Tag für Tag konfrontiert bin, erschreckt es mich, wie teuer Wohnen für jene geworden ist, die jetzt neu anmieten. Das Gute ist: 60 Prozent aller Wohnungen in Wien sind entweder Gemeindewohnungen oder geförderte, gemeinnützige Wohnungen mit entsprechenden Begünstigungen. Das sollte ein ausreichendes Angebot für all jene sein, die dringend Unterstützung brauchen.

Fotos: Lisi Specht

Nun müssen wir uns darauf konzentrieren, den freifinanzierten Altbau zu novellieren, der leider ziemlich vermieterunfreundlich ist und für langfristige Investitionen zu wenig Rechtssicherheit bietet. Hier gilt es, einen für alle Beteiligten fairen Interessenausgleich für Adaptierungen und thermische Sanierungen zu schaffen. Die Klimakrise schreitet voran, die Zerstörung der historischen Stadt ebenso. Es pressiert, superdringend!" (PROTOKOLL: Wojciech Czaja, 28.11.2022)