Voria Ghafouri.

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Der ehemalige iranische Fußball-Teamspieler Voria Ghafouri ist nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim am Donnerstag verhaftet worden. Dem 35-jährigen Verteidiger werde Propaganda gegen das iranische Politsystem sowie Beleidigung der Nationalmannschaft vorgeworfen, hieß es in dem Tasnim-Bericht. Weitere Details zur Verhaftung wurden nicht angegeben. Der iranische Fußballverband hat sich zum Bericht noch nicht geäußert.

Der Iran-Kurde Ghafouri gehört seit Jahren zu den Kritikern des islamischen Systems im Iran, insbesondere im Zusammenhang mit der Diskriminierung der Frauen im Land. Wegen seiner öffentlichen politischen Äußerungen wurde er auch vergangenes Jahr von seinem Verein Esteghlal Teheran entlassen, obwohl er bei den Fans äußerst beliebt war. Er wechselte daraufhin zum südiranischen Club Foolad Khuzestan.

Keine Sorgen vor Konsequenzen

Auch für das Nationalteam wurde Ghafouri wegen seiner politischen Einstellung nicht mehr nominiert, obwohl er immer noch zu den besten Außenverteidigern des Landes gehört. Bei den jüngsten Protesten stellte sich Ghafouri deutlich hinter die Demonstranten und verurteilte mehrmals die brutalen Einsätze der Polizei- und Sicherheitskräfte.

Die Spieler machen sich unterdessen keine Sorgen vor möglichen Konsequenzen, nachdem sie während der Nationalhymne beim WM-Auftaktspiel gegen England geschwiegen hatten. "Nein, wir stehen nicht unter Druck", sagte Stürmer Medhi Taremi am Donnerstag auf die Frage, ob die Mannschaft wegen möglicher Folgen beunruhigt sei. "Tatsache ist: Wir sind hierhergekommen, um Fußball zu spielen."

Ausweichen

Eine Frage zu einer möglichen Botschaft der Mannschaft an die protestierenden Menschen im Iran wich der Angreifer aus. Er wolle nicht über politische Themen reden, sagte Taremi, der beim 2:6 gegen England beide iranischen Tore erzielt hatte. Was auf Nebenplätzen passiere, sei kein Störfaktor. "Ich kann nichts ändern", erklärte er.

Teamchef Carlos Queiroz betonte, dass es unfair von den Medien sei, den Spielern Fragen nach Menschenrechten zu stellen. "Es ist seltsam, dass Sie diese Fragen nicht anderen Trainern und Spielern stellen, einige von ihnen sprechen in ihren Ländern nicht über solche Dinge", sagte der Coach. "Lasst die Spieler Fußball spielen wie andere Mannschaften, die Spieler sind nicht die Feinde der Fans."

Irans Elf hatte zum WM-Auftakt während der Hymne geschwiegen. Iranische Aktivisten sahen darin eine Geste der Unterstützung für die landesweiten Proteste im Land. Das iranische Staatsfernsehen unterbrach die Übertragung. Danach gab es Spekulationen, den Spielern könnten in der Heimat Konsequenzen drohen. (APA, 24.11.2022)