Mit Kindern, die zu Fuß gehen oder mit dem Laufrad oder Roller fahren wollen, wird jede kleine Strecke von wenigen Blocks zur Herausforderung.

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Stopp!", "Nicht dorthin!", "Vorsicht, da kommt ein Auto!", "Tut mir leid, das ist zu gefährlich!" – Wer mit einem Kleinkind, das gerade laufen gelernt hat und diese Fähigkeit nun ausgiebig testen will, in der Stadt unterwegs ist, der oder dem dürfte diese Situation bekannt vorkommen.

Prinzipiell gehen Kleinkinder ja nie in die Richtung, in die man selbst auch will. Und natürlich verstehen sie das Konzept von Straßen und Gehsteigen noch nicht. Besonders große Freude macht noch dazu das Überwinden kleiner Hürden – etwa der Gehsteigkante.

Dass die Stadt voller Autos ist, hat mich schon früher geärgert. Doch seit ich ein Kind habe, macht mich diese Tatsache regelmäßig fassungslos. Fast täglich kommt mir die Frage in den Sinn, die in der ganzen Stadt auf Pickerln prangt: "Wie viel Platz wäre hier ohne Autos?"

Wie kann es eigentlich sein, dass in so gut wie jeder Straße Wiens die Autos Vorrang haben? Mit Kindern, die zu Fuß gehen oder mit dem Laufrad oder Roller fahren wollen, wird so eine kleine Strecke von wenigen Blocks zur Herausforderung. Sicher sind sie eigentlich nur im Kinderwagen oder wenn man sie trägt – was gegen ihren natürlichen Bewegungsdrang spricht. Das kann doch nicht die Lösung sein!

Wer in der Stadt auf der Suche nach sicheren Orten für herumlaufende Kinder ist, noch dazu nach 17 Uhr, wenn es auf dem Spielplatz und im Park schon stockfinster ist, muss kreativ werden. Wir sind seit ein paar Wochen abends im Supermarkt und im Möbelhaus Stammgäste – auch wenn wir gar nichts kaufen. Die Mitarbeiterin in der Spielzeugabteilung ist schon zu einer guten Bekannten geworden. "Ah, da sind Sie ja wieder!", ruft sie uns schon aus der Ferne zu. "Ja, leider!", denke ich mir dann, "denn die Stadt da draußen, die gehört den Autos und nicht den Kindern." (Bernadette Redl, 25.11.2022)