Manolo Blahnik feiert am 27. November seinen 80. Geburtstag.
Foto: James Peltekian / Camera Press /

Madrid – Carrie Bradshaw hat nie wirklich gelebt – aber der von Sarah Jessica Parker gespielten Zeitungskolumnistin in "Sex and the City" verdankt Manolo Blahnik den Aufstieg vom erfolgreichen Schuhdesigner zur Mode- und Popkultur-Ikone. Carrie machte die "Manolos" Ende der 1990er Jahre zum begehrten Objekt. Und Blahnik wurde zum "Schuh-Gott".

So nannten den stets bescheiden, selbstironisch und redselig auftretenden Mann nicht nur seine Fans, sondern auch Medien wie die "Washington Post". Am Sonntag wird der Spanier 80. Aber an Pension denkt der Mann, der immer noch jeden Tag arbeitet, nicht. "Ich bin ein Workaholic, nonstop am Arbeiten. Den Gedanken an den Ruhestand kann ich nicht nachvollziehen", sagte er der britischen Zeitung "The Guardian" im Oktober. "Ich werde nie müde, etwas zu kreieren. Werde nie aufhören, neue Dinge zu erforschen." Und weiter: "Auf dem Sofa zu sitzen, fernzusehen und Kartoffelchips zu essen? Das klingt höllisch."

Blahnik wurde am 27. November 1942 auf der Kanaren-Insel La Palma als Sohn eines tschechischen Einwanderers, der zuvor aus Prag vor den Nazis geflohen war, und einer Spanierin geboren. Die Eltern betrieben dort eine Bananen-Plantage. Fern der glitzernden Modemetropolen soll der kleine Manolo aus Schoko-Alufolie bereits Schuhe für Eidechsen gebastelt haben. Dennoch versichert der Unternehmer auf seiner Homepage, dass er nur "durch Zufall" Schuhdesigner geworden sei: Er studierte Jus in Genf, besuchte in Paris Architektur- und Literatur-Kurse, Ende der 1960er Jahre dann Umzug nach London, wo als Fotograf und Model arbeitete und aus der englischen Hauptstadt für die Italien-Ausgabe der "Vogue" berichtete. Sein Traum: Bühnenbildner zu werden.

Der Zufall

Dann kam der Zufall ins Spiel: Bei einem Treffen mit Diana Vreeland in New York zeigte er der US-Modedesignerin, Kolumnistin und Szenegröße seine Zeichnungen für Theaterkostüme. Ihr "Urteil", wie Blahnik mehrfach erzählte: "Junger Mann, konzentrieren Sie sich auf die Extremitäten. Machen Sie Schuhe!"

Der Spanier ließ sich das nicht zweimal sagen. Er eröffnete 1971 im Londoner Szene-Viertel Chelsea seinen ersten Schuhladen, der aufgrund seines großen Freundeskreises bald zum Treffpunkt der Stars und Sternchen, der Models, Künstler und Autoren des "Swinging London" wurde. 1977 ritt Bianca Jagger auf einem Schimmel mit Blahnik-Schuhen in den legendären New Yorker Nachtclub Studio 54. Die Liste der berühmten Kundinnen wurde immer länger: Lady Di, Lauren Bacall, Topmodels wie Linda Evangelista, Kate Moss und Naomi Campbell, die sagte: "Manolo ist der König der Schuhe."

Große Nummer

Blahnik arbeitete in den 1980er und 1990er Jahren mit fast allen wichtigen Designern zusammen – wie etwa Oscar de la Renta oder Calvin Klein. Er war in der Szene bekannt, verdiente gutes Geld, war mehr als zufrieden. Doch der Mann, der nach eigenen Worten "den Ruhm überhaupt nicht mag" und sich nichts aus Geld macht, ahnte da noch nicht, dass alles noch einige Nummern größer werden würde.

Im Juni 1998 wurde in den USA die erste Folge von "Sex and the City" ausgestrahlt. Die HBO-Serie basierte auf der gleichnamigen Kolumne von Candace Bushnell für "The New York Observer" über die Datingszene Manhattans. Es gab kaum eine Folge, in der die "Manolos" nicht enthusiastisch erwähnt wurden.

SEX AND THE CITY 𝓐𝓻𝓬𝓱𝓲𝓿𝓮𝓼

Das "Manolo-Fieber" ("Huffington Post") brach aus, die (heute) rund 400 bis 4000 Euro teuren "Manolos" wurden zu einem Begriff, auch unter Modemuffeln. "Ich verehre Frau Parker", verriet Blahnik vor Jahren im Interview des Modemagazins "Vogue". "Die Figur, die sie gespielt hat, nahm eine große Rolle in meiner Karriere ein."

Die Liste der anonymen und der berühmten Trägerinnen wurde länger: Nicole Kidman, Uma Thurman, Victoria Beckham, Michelle Obama, Rihanna, Kate Middleton, Meghan Markle, Königin Letizia, Jennifer Aniston. 2003 wurde ihm als erstem Schuhdesigner eine Ausstellung im Londoner Design Museum. gewidmet Er entwarf auch Schuhe für Filme, etwa für Sofia Coppolas "Marie Antoinette" (2006) oder zuletzt für "Elvis".

Doch was ist dran an den Stilettos und Flats des Manolo Blahnik? Sie seien sexy, bequem und zeitlos, heißt es. "Vogue"-Chefin Anna Wintour, die nach eigenen Angaben nur Schuhe des Spaniers trägt, sagt im Dokumentarfilm "Manolo – The Boy Who Made Shoes For Lizards" (2017): "Er sieht es als seine Pflicht an, dafür zu sorgen, dass Frauen schön aussehen und sich in ihren Schuhen wohlfühlen. Das ist sehr rührend."

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Selbst gezeichnete Entwürfe

Blahnik zeichnet mit seinen weißen Handschuhen weiterhin alle Entwürfe selbst und lässt sich dabei von der Natur, von Filmen, Architektur, Kunst und Literatur inspirieren. Seit jeher findet die Produktion in der Nähe Mailands statt. Und auch wenn einige Carrie vielleicht vergessen haben mögen: Mit Unterstützung seiner in Köln geborenen Nichte Kristina (48), seit 2013 CEO im Familienunternehmen, verkauft Blahnik jedes Jahr mehr Schuhe. 2021 erzielte man einen Rekordumsatz von 69,9 Millionen Euro, 65 Prozent mehr als 2020. Inzwischen gibt es auch Schuhe für Männer und eine Zusammenarbeit mit Birkenstock.

Heuer kooperierte Manolo Blahnik mit dem Schuhhersteller Birkenstock.
Foto: Hersteller

Wie Blahniks Zukunft aussieht? Er wolle arbeiten, bis er umfalle, betonte er mehrfach. "Meine größten Erfolge liegen noch vor mir", sagte er im Interview mit dem "Guardian". Neben seiner Arbeit liebe er nur Bücher, seine neun Hunde und die Bananenplantage seines Elternhauses. Ansonsten sei er "ein Einzelgänger, eine einsame Seele", Partys könne er nicht ausstehen, sagte der britischen Zeitung. "Meinen 80. werde ich ganz allein verbringen, ich kann mir nichts Besseres vorstellen." (Apa, red, 25.11.2022)