Grundlagenforschung wird großteils durch Steuergelder finanziert. Der Wissenschaftsjournalismus spielt eine wichtige Rolle dabei, herausragende Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln.

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Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

In ihrem Bemühen, sich der Wahrheit Schritt für Schritt anzunähern, teilen Wissenschaft und Journalismus ein grundlegendes Interesse. Das ist schon einmal eine gute Ausgangsbasis für ein produktives Zusammenspiel. Es gibt aber auch einige Herausforderungen, die sich für den Wissenschaftsjournalismus als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in der täglichen Arbeit stellen.

Wie DER STANDARD ausführlich berichtet hat, ist die Wissenschaftsskepsis in Österreich im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat kein großes Vertrauen in Wissenschafterinnen und Wissenschafter und erachtet es nicht als wichtig für das tägliche Leben, über Wissenschaft Bescheid zu wissen. Das zeigt die jüngste Eurobarometer-Umfrage (2021). Wie lässt sich das ändern, und wie können gerade junge Menschen stärker für wissenschaftliche Inhalte begeistert werden? Hier kommt auch dem Wissenschaftsjournalismus eine wichtige Rolle zu.

Die Aufgabe von Wissenschaftsjournalismus besteht allerdings auch nicht darin, als Cheerleader unreflektiert die Leistungen der Wissenschaft zu beklatschen. Wie in vielen Lebensbereichen und in höchstem Maße im Journalismus gilt es, den heiklen Balanceakt von Nähe und Distanz zu meistern.

Kooperation mit Forschungsinstitutionen

Ein Spezifikum der Wissenschaftsberichterstattung im STANDARD ist die erfolgreiche Kooperation mit zahlreichen österreichischen Forschungsinstitutionen, die die wöchentliche Wissenschaftsbeilage "Forschung Spezial" mitfinanzieren. Durch ihre Beiträge ermöglichen über 100 Kooperationspartner eine umfangreiche Wissenschaftsberichterstattung – auch über die Forschungstätigkeiten der jeweiligen Institutionen. Die redaktionelle Verantwortung liegt aber stets beim STANDARD. Die Kofinanzierung durch öffentliche Stellen wird darüber hinaus durch das Medientransparenzgesetz geregelt, zu dessen Einhaltung sich DER STANDARD verpflichtet.

Aber kann Wissenschaftsjournalismus wirklich unabhängig sein, wenn er von Forschungsinstitutionen unterstützt wird? Da die redaktionelle Verantwortung beim STANDARD liegt, können Kooperationspartner weder Form noch Inhalt vorgeben oder in die Berichterstattung eingreifen. Fest steht aber, dass die Wissenschaftsberichterstattung in diesem Umfang ohne Kooperationen wirtschaftlich kaum möglich wäre.

Vor diesem Hintergrund sei auch erwähnt, dass Universitäten ein Vielfaches dessen, was sie für Kooperationen mit heimischen Medien ausgeben, an große internationale Verlage wie Elsevier, Springer oder Routledge zahlen. Einerseits geschieht das, damit Forschende in deren Fachjournalen publizieren dürfen (ja, es ist tatsächlich so, dass sich wissenschaftliche Fachjournale dafür bezahlen lassen, die Arbeiten von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern abzudrucken), und andererseits, um diese Publikationen auch in den Universitätsbibliotheken zugänglich zu machen.

Die Öffentlichkeit hat davon wenig: Vielfach sind die Arbeiten nicht einmal Open-Access-Publikationen, und teure Abos wären erforderlich, damit die interessierte Öffentlichkeit wissenschaftliche Arbeiten lesen kann, deren Zustandekommen sie selbst mit Steuergeldern bezahlt hat. Und selbst wenn Forschungsergebnisse und Studien doch frei verfügbar gemacht werden, bleibt fraglich, wie viel davon die Bevölkerung abseits der Fachwelt erreicht.

Die Kooperationen mit heimischen Medien nehmen sich dagegen im Budget von Forschungsinstitutionen recht klein aus – allerdings mit großer gesellschaftlicher Außenwirkung. Sie stärken den Wissenschaftsjournalismus und helfen dabei, mehr Menschen mit dem Wissen zu erreichen, das dank Mitteln der öffentlichen Hand erworben wurde. (Tanja Traxler, 25.11.2022)