In München kritisierte Greenpeace mit einer Plakataktion Amazons Umgang mit Rohstoffen.

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Eine Inititative hat Beschäftigte an Amazon-Standorten auf der ganzen Welt aufgefordert, am heutigen Black Friday zu streiken und den Onlinehändler an einem der geschäftigsten Einkaufstage des Jahres mit Forderungen nach besserer Bezahlung ins Visier zu nehmen. In vielen Ländern kam es daraufhin zu Streiks und Protestaktionen.

Streiks und Proteste in über 30 Ländern

Die Initiative "Make Amazon Pay" erklärte, man wolle damit man nicht nur eine bessere Bezahlung für die Beschäftigten erreichen, sondern auch dafür eintreten, dass Amazon mehr Steuern zahlt und schneller klimaneutral wird. Die Unternehmensziele sehen aktuell vor, dass Amazon bis zum Jahr 2040 CO2-neutral wird. Make Amazon Pay fordert, dass dieses Ziel bereits 2030 erreicht werden müsse.

Die deutsche Gewerkschaft Verdi erklärte, dass Arbeitsniederlegungen in zehn Fulfillment-Zentren in Deutschland geplant seien. Sie forderte das Unternehmen auf, die Tarifverträge für den Einzel- und Versandhandel anzuerkennen, und verlangt einen weiteren Tarifvertrag für "gute Arbeitsbedingungen".

Auch in Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und den USA wurde am Freitag an verschiedenen Amazon-Standorten die Arbeit niedergelegt.

Daneben schlossen sich verschiedene Organisationen mit eigenen Protesten dem Aktionstag an. In Deutschland machte etwa die Umweltschutz-NGO Greenpeace mit einer Plakataktion an der Fassade der Amazon-Deutschland-Zentrale auf die Ressourcenverschwendung des Konzerns aufmerksam. Insgesamt fanden in mehr als 30 Ländern Streiks und Protestaktionen statt.

Kein Streik in Österreich, Petition gegen Amazon-Standort in Oberösterreich

In Österreich waren nach Angaben von Make Amazon Pay keine Streiks geplant. In der oberösterreichischen Gemeinde Kronstorf findet allerdings im Rahmen der Aktion eine Petitionsübergabe statt. Gut 950 Personen haben sich online gegen gegen die Errichtung eines Amazon-Verteilerzentrums in dem Ort ausgesprochen, sie befürchten eine Lärm-, Verkehrs- und Umweltbelastung sowie Bodenversiegelung durch das Projekt.

SPÖ-Nationalratsabgeordnete Julia Herr schloss sich der Aktion via Presseaussendung an. Sie kritisierte die Ausbeutung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und der Umwelt durch Amazon und forderte ein Vernichtungsverbot für Retourwaren, eine gerechte Besteuerung des Konzerns und bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte.

Amazon: Überwiegende Mehrheit arbeitet normal

"Amazon bietet als Arbeitgeber gute Bezahlung, Sozialleistungen und Entwicklungsmöglichkeiten – und das in einem attraktiven und sicheren Arbeitsumfeld", erklärte ein Sprecher von Amazon Deutschland in einer Stellungnahme. Er verwies unter anderem auf eine Lohnerhöhung für die Logistikmitarbeiter in Deutschland ab September, wobei der Einstiegslohn einschließlich Bonuszahlungen nun bei 13 Euro pro Stunde oder mehr liege.

Am Freitagmorgen teilte das Unternehmen mit, dass die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland normal arbeite und sich die Streiks auf neun der 20 deutschen Amazon-Standorte beschränkten.

Ein Sprecher von Amazon in Frankreich sagte gegenüber Reuters, dass alle Lagerarbeiter, die weniger als 3.100 Euro im Monat verdienen, eine einmalige Prämie von 500 Euro erhalten würden – zusätzlich zu einer mit der Gewerkschaft vereinbarten Jahresendprämie von 150 Euro.

Ein Amazon-Sprecher gab gegenüber dem STANDARD an, man erwarte in Österreich "keine Auswirkungen" auf Kundinnen und Kunden.

Erster internationaler Streiktag

"Dies ist das erste Mal, dass Amazon einen internationalen Streiktag hat", sagte Monika Di Silvestre, Verdi-Beauftragte für die Amazon-Beschäftigten, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein internationales Vorgehen sei wichtig, denn "ein globaler Großkonzern wie Amazon kann nicht nur lokal, regional oder national konfrontiert werden", so Di Silvestre. (Reuters/red, 25.11.2022)