Kalte Finger und dicke Wollsocken statt warme Heizkörper: Die Regierung ruft angesichts der Energiekrise schon seit Monaten zum Energiesparen auf, Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) plädierte etwa für 19 Grad in öffentlichen Gebäuden. Das wurde etwa im Linzer Magistrat umgesetzt. Nach Beschwerden der Belegschaft – in manchen Büros hatte es nur 16 statt 19 Grad – gilt nun eine 21-Grad-Regel.

Doch auch in anderen Unternehmen dürfte sich die Freude über die kalte Jahreszeit heuer in Grenzen halten. Aber dürfen Arbeitgeber einfach die Heizung herunterdrehen, und wer übernimmt die gestiegenen Kosten im Homeoffice? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Frage: Wie warm muss es am Arbeitsplatz sein?

Antwort: Die Arbeitsstättenverordnung schreibt vor, dass für Räume, in denen Arbeiten mit "geringer körperlicher Belastung" durchgeführt werden, ein Temperaturbereich von 19 bis 25 Grad gilt. Bei "normaler körperlicher Belastung" liegt der Wert zwischen 18 und 24 Grad. Bei "Arbeiten mit hoher körperlicher Belastung" muss die Lufttemperatur mindestens zwölf Grad betragen.Es sei aber nicht auszuschließen, dass in Österreich – angelehnt an die deutschen Regelungen – gerade für Büros in "öffentlichen Nichtwohngebäuden" neue Regelungen in Kraft treten, sagen die Arbeitsrechtsexperten Walter Pöschl und Peter Lohberger von der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing. Gemeinschaftsflächen wie Eingangsräume oder Flure könnten dann beispielsweise nicht mehr beheizt werden. Ausgenommen davon seien etwa Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Kindertagesstätten.

Niedrige Temperaturen am Arbeitsplatz können sich nicht nur negativ auf die Gesundheit, sondern auch auf die Leistung auswirken.
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Frage: Können Firmen ihre Mitarbeitenden nach Hause schicken, um Geld zu sparen?

Antwort: Auch wenn es in Zeiten der Energiekrise finanziell attraktiv erscheinen mag, dürfen Arbeitgeber nicht einseitig Homeoffice anordnen – auch nicht aufgrund von erhöhten Strom- und Heizkosten.

Frage: Müssen Unternehmen die gestiegenen Energiekosten im Homeoffice übernehmen?

Antwort: Nein. Energiekosten sind im Zusammenhang mit dem Homeoffice gesetzlich nicht geregelt. Es komme laut den Arbeitsrechtsexperten vor allem auf die Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten an. Sie empfehlen daher, für beide Seiten eine schriftliche Regelung zu treffen.

Frage: Können Beschäftigte die Arbeit verweigern, wenn die Heizung abgestellt wird?

Antwort: Mitarbeitende können die Arbeit nicht verweigern, solange der Arbeitgeber die Raumtemperatur auf die gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperatur reduziert. Nur im Falle eines längeren und erheblichen Unterschreitens der arbeitsschutzrechtlichen Temperaturwerte können Beschäftigte ihre Arbeit niederlegen. Das gilt auch, wenn die Heizung im Unternehmen komplett ausfällt. Mitarbeitende könnten dann beispielsweise im Homeoffice arbeiten. Wenn das nicht möglich ist, müssten die Beschäftigten bezahlt nach Hause geschickt werden.

Frage: Welche gesundheitlichen Folgen hat ein kalter Arbeitsplatz?

Antwort: Niedrige Raumtemperaturen begünstigen auf Dauer Verkühlungen bzw. Atemwegsinfekte und Beschwerden wie Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und rheumatische Erkrankungen. Weiters können auch Stress und stressassoziierte Erkrankungen verstärkt auftreten. Aber nicht nur die Gesundheit, auch die Leistung kann unter niedrigen Temperaturen leiden. Studien haben gezeigt, dass das vor allem bei Frauen der Fall ist.

Frage: Was ist besser fürs Klima – zu Hause arbeiten oder im Büro?

Antwort: Allgemein gilt: Würden mehr Menschen dauerhaft im Homeoffice arbeiten, ließen sich dadurch CO2-Emissionen einsparen. Die Arbeits- und Lebensumstände spielen dabei jedoch ebenso wie die Jahreszeit eine entscheidende Rolle. Das zeigt eine Untersuchung der britischen Umweltschutzorganisation Carbon Trust. In der kalten Jahreszeit sei nämlich Büroarbeit energieeffizienter: Beschäftigte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro pendeln, verursachen deutlich weniger CO2-Emissionen als Berufstätige, die im Homeoffice ihre eigenen vier Wände mehr heizen müssen. (Anika Dang, 30.11.2022)