Irgendwas mit Umwelt – so lautet die Antwort nicht weniger junger Menschen auf die Frage, was sie später einmal beruflich machen wollen. Und dieses Vorhaben lässt sich mittlerweile auch auf Managementebene in die Tat umsetzen. Denn seit der ersten bekannten Ernennung von Linda Fisher als Chief Sustainability Officer (CSO) bei dem Chemiekonzern Dupont im Jahr 2004 hat sich einiges getan.

Über ein Drittel der deutschen Firmen haben eine solche Position in der oberen Managementebene eingeführt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, für die PwC Deutschland Anfang des Jahres 1.640 Unternehmen in 62 Ländern befragt hat. Weltweit haben rund 30 Prozent der Unternehmen die Position des CSO besetzt. Weitere 49 Prozent haben einen "CSO light", also eine Position, die unterhalb der beiden oberen Führungsebenen angesiedelt ist oder nur einen Teil der Themen verantwortet, etwa Corporate Social Responsibility. Nur jedes fünfte Unternehmen verfügt derzeit über keinerlei CSO-Funktion.

Weltweit haben rund 30 Prozent der Unternehmen die Position des Chief Sustainability Officers besetzt.
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Dynamischer Jobmarkt

"Einen so dynamischen Jobmarkt wie in den letzten zwei Jahren habe ich im Nachhaltigkeitsmanagement noch nie erlebt", sagt Roman Mesicek. Er ist seit 25 Jahren in dem Bereich tätig und leitet den Masterstudiengang Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement an der Fachhochschule Krems. Mehr als 200 Absolventinnen und Absolventen haben das Studium seit der Einführung vor zehn Jahren abgeschlossen. Während auf einen der 30 Studienplätze zu Beginn je ein bis zwei Bewerberinnen kamen, seien es in den letzten Jahren etwa drei bis vier Kandidaten pro Studienplatz.

Über eine geschlossene Gruppe auf dem Karrierenetzwerk Linkedin hält Mesicek auch nach dem Abschluss mit ehemaligen Studierenden Kontakt und beobachtet deren berufliches Vorankommen. "Frische Absolventinnen können sich momentan aussuchen, wo sie anfangen", sagt Mesicek. Ausgangspunkt für das Hoch an grünen Jobs im Management seien die EU-Taxonomie und die Anforderungen, die nun an Unternehmen gestellt werden. Dadurch seien laut Mesicek breitere Tätigkeitsfelder entstanden, abseits von klassischen Nachhaltigkeitsberichten oder als Anhängsel der Kommunikationsabteilungen.

Wenig Vorbehalte

Welche Jobprofile sind jetzt gefragt? "Je nachdem was die Anforderungen aus den Unternehmen sind, suchen wir derzeit nach Personen für die Positionen Head of Innovation and Sustainability, Head of Compliance and Sustainability oder Sustainability Controller. Gefragt sind aber natürlich auch CSOs, wenn das Unternehmen groß genug ist", sagt Herbert Fritsch-Richter, Director bei der Personalberatung EO Executive. Vorbehalte von Absolventinnen und Absolventen Jobs auch in Konzernen anzunehmen, sehe Studiengangsleiter Roman Mesicek überraschend wenig. Die meisten Berufseinsteiger gingen seiner Erfahrung nach sehr pragmatisch an die Jobsuche. Der Masterstudiengang Nachhaltigkeitsmanagement sei schließlich als Wirtschaftsstudiengang eingeordnet, und das adressiere er auch beim Aufnahmeverfahren.

Wie viel Nachhaltigkeit dann wirklich in einer Position stecke, sei jedoch unterschiedlich. "Manche Firmen setzen bislang eher auf Maßnahmen, die sich leicht umsetzen lassen, zum Beispiel die Umstellung der Flotte auf Elektromobilität oder die Montage eines Solarpanels auf dem Dach", sagt Fritsch-Richter. Das gehe zwar in die richtige Richtung, wirklich interessant werde es aber erst, wenn Nachhaltigkeitsmanagement in den Kern des Unternehmens vordringe. Potenzial dafür gebe es laut den beiden Experten noch in vielen Firmen. (Anika Dang, 29.11.2022)