Von außen ist das Zucken des Augenlides meist kaum wahrnehmbar.

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Oft sind es ganz kleine Dinge, die mit einem großen Nervfaktor einhergehen: der Socken, der im Schuh nach unten rutscht, das kratzige Schildchen hinten im Pullover – oder ein plötzliches Zucken beim Auge. Die meisten kennen das. Für einen selbst ist es recht stark wahrnehmbar und durchaus störend, für das Gegenüber aber kaum sichtbar. "In der Regel ist das zwar lästig, aber vollkommen harmlos", sagt Katharina Krepler, Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft und Primarärztin an der Augenabteilung der Klinik Landstraße und der Klinik Donaustadt.

Sie erklärt: "Genau genommen zuckt nicht das Auge, sondern der Muskel im Augenlid." In der Fachsprache spricht man dabei von sogenannten Faszikulationen, "das sind spontane Entladungen von Nervenzellen, die zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen führen." Das Augenlid ist einer der empfindlichsten Muskeln im Körper. Es kann daher schnell verkrampfen und zu einem unangenehmen Flattern führen. Meist tritt es nur auf einer Seite auf, sowohl das Ober- als auch das Unterlid können betroffen sein.

Zu viel Bildschirmzeit, zu wenig Magnesium

Warum das Zucken entsteht, weiß man nicht so genau, sagt Krepler. Aber es gibt ein paar Faktoren, die die kleinen Muskelkrämpfe begünstigen. Stress und damit verbunden Verspannungen etwa: "Wenn man verspannt ist, kommen spontane Muskelentladungen häufiger vor", sagt Krepler und rät zu regelmäßigen Entspannungspausen – vor allem für all jene, die den ganzen Tag am Computer sitzen.

Denn auch zu viel Bildschirmzeit überanstrengt das Auge. Eine Faustregel für die Augengesundheit ist das 20-20-20-Prinzip: Bei der Arbeit vor dem PC sollte man alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf einen Punkt in mindestens 20 Fuß, also etwa sechs Meter, Entfernung schauen. Auch bewusstes Zwinkern kann helfen: "Trockene Augen können das Lidzucken nämlich begünstigen", sagt die Expertin.

Oft liegt es nicht nur an dem einen oder dem anderen, sondern es kommen wohl mehrere stressbedingte Faktoren zusammen, glaubt Krepler: zu wenig Schlaf, zu viel Kaffee, ungesunde Ernährung. Tritt das Flattern häufig auf, rät sie außerdem zu magnesiumreichen Nahrungsmitteln auf dem Speiseplan, etwa Nüssen oder Vollkornbrot. Vor allem Magnesium, aber auch B-Vitamine sind besonders wichtig für die Muskel- und Nervenfunktion. Man könne einen möglichen Mangel auch über kurze Zeit mit Magnesiumpräparaten ausgleichen, eine längerfristige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte man allerdings mit einem Allgemeinmediziner oder einer Allgemeinmedizinerin abklären, sagt Krepler.

Selten Hinweis auf Krankheit

In den meisten Fällen höre das Zucken aber ohnehin von selbst wieder auf. Nur in seltenen Fällen hält es über längere Zeit an und geht mit anderen Symptomen wie etwa Rötungen oder Taubheitsgefühl einher. Dann sollte man das ärztlich abklären. "Das Augenflattern an sich ist völlig ungefährlich, es kann nur selten unter Umständen ein Hinweis auf andere zugrunde liegende Krankheiten sein", sagt Krepler. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann dann für weitere Untersuchungen zu spezialisierten Ärztinnen und Ärzten verweisen. Es könnte beispielsweise auf eine Überanstrengung der Augen durch falsch eingestellte Brillen oder auf eine unerkannte Fehlsichtigkeit hindeuten oder in seltenen Fällen eine neurologische Ursache haben. (poem, 29.11.2022)