Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern einen sofortigen Verkaufsstopp aller Red-Bull-Produkte in Russland.

Foto: USP

Seit des Angriffskrieges gegen die Ukraine haben viele Getränkehersteller, darunter Pepsi und Coca-Cola, Russland verlassen – Red Bull nicht. Seit 2004 ist der österreichische Konzern in Russland aktiv, und für ihn zählt das Land nach wie vor zu den Wachstumsmärkten.

In den sozialen Medien wird Red Bull aufgrund des aufrechtgebliebenen Verkaufs in Russland stark kritisiert. Darunter auch von der proukrainischen Organisation Ukraine Solidarity Project (USP) – laut eigenen Angaben sind sie ein Netzwerk internationaler und ukrainischer Aktivisten, die Unternehmen, die in Putins Russland Geschäfte machen, entlarven. "Unternehmen, die weiterhin Handel mit Russland treiben, zahlen Steuern an den Kreml und gefährden die globale Solidarität angesichts der Aggression Putins", so die USP.

Die "neue Red-Bull-Kampagne"

Bei der jüngsten Aktion von USP verliehen die Aktivistinnen und Aktivisten ihrer Wut Ausdruck mit einem 400 Quadratmeter großen Banner beim Red-Bull-Hauptquartier in Fuschl am See: Putin reitend auf dem Red-Bull-Stier, darüber "Red Bull verleiht Putin Flügel" geschrieben – ein neues Logo für die Firma.

Laut Twitter habe USP zuvor versucht, Kontakt zu dem Energydrink-Hersteller aufzunehmen – dieser wurde verweigert. Sie seien dennoch zur Zentrale gefahren, "um eine neue, ehrliche Red-Bull-Werbekampagne zu starten", schrieb die Gruppe auf Twitter und kritisiert, der Konzern sei mehr über das Betreten seines Rasens besorgt gewesen als über den Krieg in der Ukraine.

"Mit der Entscheidung, Red Bull in Supermärkten in ganz Russland zu verkaufen, signalisieren die Chefs des Unternehmens, dass sie gerne weiterhin Steuern an das Kreml-Regime zahlen und dass Putins Krieg kein Hindernis für ihre Gewinne ist", schreibt die Gruppe auf ihrer Webseite.

Auf STANDARD-Anfrage gab Red Bull seine Standardantwort. Man habe "Anfang März 2022 alle Marketingaktivitäten und Neuinvestitionen in Russland eingestellt und hält sich an alle EU und US-Sanktionen".

Note D für den Konzern

Ebenso auf der Webseite ist eine Liste der US-Universität Yale verlinkt. In dieser stehen alle Unternehmen und deren Aktivitäten in Russland. Red Bull landet hierbei in der zweitschlechtesten von fünf Kategorien (Note D). In dieser Kategorie sind Firmen, die ihr Geschäft zwar eingeschränkt, sich aber nicht komplett aus dem Markt zurückgezogen haben.

Appell an die Athletinnen und Athleten

USP fordert einen sofortigen Verkaufsstopp – und wendet sich auch an von Red Bull gesponserte Athletinnen und Athleten. An das Red-Bull-F1-Hauptquartier in Großbritannien wurde etwa eine Videobotschaft projiziert. Darin richtet sich Nobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk direkt an Formel-1-Weltmeister Max Verstappen.

Dieser möge doch seinen Sponsor Red Bull fragen, warum er immer noch in Russland verkaufe, während viele andere Konzerne das Land verlassen hätten, und wieso der Konzern dabei helfe, den Krieg zu finanzieren. Zum Schluss folgt der Appell, Verstappen solle den Aktivisten in der Sache folgen und den Dosenriesen überzeugen, seine Geschäfte in Russland sofort zu beenden. (Pauline Severin, 25.11.2022)